Inklusion
Deutscher Kita-Preis: Kommt die Gemeinde Schlierbach ins Finale?

Die Gemeinde Schlierbach ist mit ihrem lokalen „Bündnis für kreative Vielfalt“ für den Deutschen Kita-Preis nominiert. Doch was genau verbirgt sich dahinter? 

Lise Krüger arbeitet mit den Kindern mit einfachen Materialien wie Holzleisten und Brettchen. Foto: Volkmar Schreier

Wo eben noch wildes Gewusel war, herrscht plötzlich konzentrierte Stille. Die knapp 20 Kindergartenkinder hören gebannt der Kunstpädagogin Lise Krüger zu, die ihnen das heutige Thema vorstellt: „Picasso in 3D“. Inspiriert von Picasso sollen sich die Kinder auf eine kreative Entdeckungsreise begeben und ihre Kunstwerke nicht wie gewohnt auf Papier, sondern in 3D gestalten. Lise Krüger, die künstlerische Leiterin des Projekts „Kunst verbindet: Gemeinsam inklusiv – Kinder gestalten Zukunft“, nimmt die drei- bis sechsjährigen Mädchen und Jungen mit in den angrenzenden Raum, wo schon Farben, Holzleisten und Brettchen bereitliegen. Schnell setzen sich die Kinder an ihre Tische und beginnen, assistiert von zwei Ehrenamtlern, zunächst kleine Holzleisten zu bemalen.

Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes aus dem dortigen Förderprogramm „Impulse Inklusion“, wie Markus Mitterhofer, bei der Gemeinde Schlierbach für die Kindergärten zuständig, erklärt. Idee des Projekts: Kinder mit und ohne Behinderung sollen sich gemeinsam mit Kunst beschäftigen und kreativ werden. Dadurch, dass alle gemeinsam an ihren Kunstwerken arbeiten, soll eine Gruppe entstehen, in der Kinder, egal ob behindert oder nicht, voneinander lernen, sich gegenseitig akzeptieren und gleichberechtigt sind – ganz egal, welche Fähigkeiten sie mitbringen.

Eine Ausstellung im Rathaus soll folgen

Diese Idee hat offensichtlich viele Eltern überzeugt, wie Mitterhofer berichtet: „Wir mussten die 20 Plätze unter den Kindern der drei Kindergärten auslosen.“ Seit März trifft sich die Gruppe abwechselnd im Gebrüder-Weiler- und im Dr.-Irmgard-Frank-Kindergarten. Am Ende des Projektes soll eine Ausstellung im Rathaus stehen, in der die Kunstwerke unter dem Motto „Kinder für Kinder“ präsentiert werden.

Tatsächlich soll die Ausstellung aber nicht der Endpunkt sein, wie Schlierbachs Bürgermeister Sascha Krötz sagt. „Wir wollen das Projekt dauerhaft etablieren.“ Und dafür braucht es weitere Mitstreiter – die Idee des Schlierbacher „Bündnis der kreativen Vielfalt“ war geboren. Mittlerweile ziehen Eltern, Integrationskräfte, die Gemeindeverwaltung und Ehrenamtlich an einem Strang. „Wir haben immer wieder Anfragen, wie man denn bei dem Bündnis mitmachen kann“, erzählt Krötz. Das Bündnis soll das Thema Inklusion noch besser im Gemeindeleben verankern. „Wir wollen auch die Jugendarbeit mitnehmen. Und mit der Schule möchten wir uns auch noch enger verzahnen“, meint Mitterhofer. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche sollen im Fokus stehen. Der Bürgermeister denkt schon konkret daran, auch die Seniorenbetreuung in der Gemeinde mit an Bord zu holen.

Ende Juni fällt die Entscheidung

Als dann die Ausschreibung zum Deutschen-Kita-Preis 2025 auf seinem Schreibtisch landete, war Mitterhofer sofort klar: „Da machen wir mit unserem Bündnis mit, da gewinnen wir“, erzählt er scherzhaft. Der Preis wird in jedem Jahr durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zusammen mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) ausgelobt. Der Preis wird in zwei Kategorien vergeben: Eine Kategorie prämiert Kindergärten als „Kita des Jahres“, in der zweiten Kategorie werden lokale Netzwerke und Bündnisse als „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ ausgezeichnet. „Eine Teilnahme hat einfach nahegelegen“, erzählt Mitterhofer. Nachdem die umfangreichen Bewerbungsunterlagen ausgefüllt waren, kam dann auch bald die erfreuliche Rückmeldung: Das Schlierbacher Bündnis hat es unter die besten 15 Einreichungen in seiner Kategorie geschafft.

Nun ist die Spannung in Schlierbach groß: Wird es für einen Einzug in die Finalrunde der letzten acht Teilnehmer reichen? Ende Juni wird die Entscheidung über die Finalteilnahme verkündet. Sollte Schlierbach mit dabei sein, würde das Bündnis zur Finalrunde und Bekanntgabe der Sieger nach Berlin reisen. Und selbst wenn es nicht fürs Finale reichen sollte, hat sich die Teilnahme an der Ausschreibung schon gelohnt, meinen Krötz und Mitterhofer unisono: „Alleine was wir durch die Teilnahme nochmal alles lernen, ist toll.“