Zwischen Neckar und Alb
Die Ära Drexler ist zu Ende

Abschied Nach 46 Jahren räumt Wolfgang Drexler seinen Stuhl im Esslinger Gemeinderat. Regina Rapp übernimmt.

Esslingen. Es gibt in der Kommunalpolitik Momente, die in Erinnerung bleiben. Einen solchen hat der Esslinger Gemeinderat nun erlebt: Nach 46 Jahren hat sich Wolfgang Drexler aus der Ratsrunde verabschiedet – nach einem Schlaganfall muss er erst einmal kürzertreten. Wie schwer ihm der Abschied fiel, ließ er in einer bewegenden Rede spüren. Und wie sehr die Ratsrunde den Sozialdemokraten über alle Fraktionsgrenzen hinweg vermissen wird, ließ minutenlanger stehender Applaus der Stadträtinnen und -räte ahnen.

Vier Oberbürgermeister hatten es mit ihm zu tun, und Drexler ist sich bewusst, dass sie es nicht immer leicht mit ihm hatten. Denn der heute 75-Jährige hat sich stets mit ganzem Engagement für sein Esslingen eingesetzt – auch wenn das nicht immer von allen goutiert wurde. Doch Drexler hat mit ganzer Kraft und politischem Geschick gekämpft, wenn er überzeugt war, das Richtige für seine Stadt und ihre Menschen zu tun. Dafür wurde er in den illustren Kreis der Ehrenbürger aufgenommen und nun auch mit der Ehrenplakette der Stadt ausgezeichnet.

Der neue Oberbürgermeister Matthias Klopfer machte in einer sehr persönlichen Rede deutlich, wie sehr er es bedauert, im Gemeinderat nicht mehr mit Drexler zusammenarbeiten zu dürfen. Die beiden kennen einander seit vielen Jahren – von 2001 bis 2006 war Drexler Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, Klopfer war deren Geschäftsführer. Und der OB erinnert sich noch gut: „Egal, wer oder was gerade kam – für ihn kam Esslingen immer an erster Stelle.“

Einem sichtlich bewegten Wolfgang Drexler gehörte in der Sitzung das letzte Wort: 46 Jahre im Esslinger Gemeinderat seien für ihn ein doppeltes Bekenntnis: zu der für ihn wichtigsten politischen Ebene, der Kommunalpolitik, und zu einer Stadt, die für ihn alles auf einmal sei – Geburtsort, Wirkungsstätte, Lebensmittelpunkt und Heimat: „Vergessen wir bitte alle miteinander nie, was für ein Privileg es ist, in dieser Stadt wohnen und sich für sie in welcher Form auch immer engagieren zu dürfen.“ Alexander Maier