Clara Herrmann und Max Knöfel brachen im Juli 2019 auf ihr großes Abenteuer Weltreise auf. Corona zwang das junge Kirchheimer Paar im April 2020 schließlich zum Abbruch. Mehrere Wochen saßen sie mit anderen Deutschen auf den Philippinen fest, bevor es nach Hause ging. „Eigentlich wollten wir gut anderthalb Jahre länger unterwegs sein. Ge- plant waren Stopps in Thailand, Malaysia, Indonesien, Bali, Australien, Neuseeland und Südamerika“, zählt Max Knöfel auf. „Wir wurden richtig ausgebremst. Nach unserer Rückkehr dachten wir anfangs noch, dass wir vielleicht nach drei Monaten wieder los können.“ Mittlerweile haben sich die beiden damit abgefunden, dass das wohl über längere Zeit nicht mehr klappt. „Wir haben wieder angefangen zu arbeiten“, ergänzt Clara Herrmann. Vielleicht könne man in nicht allzu ferner Zukunft ja zumindest wieder einzelne Länder der übrigen Wunschliste guten Gewissens bereisen, so die Hoffnung.
Hans und Almuth Ruse aus Nabern befinden sich während des Telefonats gerade für ein paar Tage in ihrem Nebenwohnsitz im Allgäu. Ein Kontrastprogramm zur großen Reise, auf die das Ehepaar im April 2019 aufgebrochen war: Mit dem Wohnmobil ging es bis nach Australien. Ein Jahr waren die beiden unterwegs. Den Großteil der geplanten Tour haben sie vor Ausbruch der Pandemie geschafft. Im April 2020 war dann auch für sie vorzeitig Schluss. „Im März waren wir gerade auf Tasmanien. Nach der Rückkehr aufs australische Festland erlebten wir die ersten Einschränkungen, ohne die Dimension schon richtig einschätzen zu können. Es gab Hamsterkäufe, Sehenswürdigkeiten wurden gesperrt, ebenso die Grenzen zwischen den Bundesstaaten“, erzählt Almuth Ruse. Der Rücktransport des Wohnmobils wurde organisiert, die Flüge für Ende April gebucht. Ursprünglich war die Heimkehr erst für Ende Oktober 2020 geplant: Nach weiteren Etappen in Australien sollte das Wohnmobil eigentlich in die USA verschifft werden, durch die das Ehepaar zum Abschluss der Reise noch touren wollte. Zurück in Deutschland fühle man sich derzeit schon sehr ausgebremst, bestätigen Hans und Almuth Ruse. Zumal man gerade als Rentner endlich die Zeit habe zu reisen. „Vom Alter her gehören wir zur Risikogruppe. Wir sind daher sehr vorsichtig, meiden große Menschenansammlungen und gehen nur alle paar Wochen einkaufen“, sagen die beiden. Fit halten sie sich mit Spaziergängen oder beim Langlauf. „Natürlich träumen wir von weiteren Reisen.“ Genügend Ideen haben sie, und die Sehnsucht nach dem Neuen ist groß. „Es wird aber noch eine ganze Zeit dauern, bis Reisen wieder bedenkenlos möglich ist. Erstmal vielleicht zumindest innerhalb Europas“, sagt Almuth Ruse.
Auch dem Kirchheimer Klaus Reinsch, der gerne mit dem Rad auf Tour geht, macht die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Die letzte größere Reise führte ihn von September bis Dezember 2019 auf 4600 Kilometern durch Asien. „Eigentlich wäre ich letztes Jahr im Oktober mit dem Rad von Lhasa in Tibet bis ins nepalesische Kathmandu unterwegs gewesen“, erzählt er. „Wir haben bei einem Radreiseunternehmen mittlerweile mit sechs Leuten unsere eigene feste Gruppe.“ Stattdessen ging es im Sommer von Kirchheim an die Nordsee. Die Tibet-Nepal-Tour ist auf September verschoben. Ob das möglich sei, stehe noch in den Sternen. „Klar, das Fernweh ist auf jeden Fall da“, sagt der begeisterte Radler, „solche Touren gehen ja auch nicht auf Dauer. Daher möchte ich die Zeit jetzt natürlich schon gern nutzen.“ Um fit zu bleiben, sei er, so oft es geht, auf dem Rad unterwegs, 2020 waren es gut 8200 Kilometer in der näheren Umgebung.
Beim Notzinger (Outdoor-)Fotografen Torsten Wenzler und seinen Freunden liegt derzeit eine Reise in den hohen Norden auf Eis. Zu fünft waren sie im Frühjahr 2019 auf Skiexpedition im Kaukasus. Im April 2020 stand die Insel Senja in Nordnorwegen auf dem Programm, der Plan musste coronabedingt aber auf unbestimmte Zeit vertagt werden. Die Einschränkungen, gerade auch was das Reisen betreffe, seien enorm aber notwendig, so Wenzler. „Man muss momentan weiß Gott keinen Flug buchen. Wir machen einfach das Beste daraus.“ Im Sommer ging es nur nach Österreich, die eigene Hütte diente als Basis für die Bergtouren. Als positiven Effekt von Corona nehme man die nähere Umgebung mal wieder richtig wahr. „Ich war mit den Tourenskiern schon auf der Teck und bin dann nach Bissingen gefahren - das hat auch was.“ Wenn das Reisen wieder möglich werde, tue man unter ökologischen und ökonomischen Aspekten sicherlich gut daran, sich darauf zu besinnen, was wirklich notwendig sei, findet Torsten Wenzler.
Daniel Defoe hat weder seinen Romanhelden Robinson Crusoe, noch den wesentlichen Teil von dessen Inseldasein erfunden. Als reales Vorbild diente ihm der 1676 geborene schottische Seemann Alexander Selkirk. Während Defoe den Schauplatz seiner Geschichte auf eine kleine Karibikinsel nahe Barbados verlegte, war der reale Aufenthaltsort des historischen Vorbilds Alexander Selkirk die Juan-Fernandez-Inselgruppe, die Chile vorgelagert ist.