In den vergangenen Monaten hat die Zahl der Arbeitslosen stetig abgenommen. Mit diesem Abwärtstrend ist es nun vorbei: Die Anzahl an Erwerbslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen ist seit Jahresanfang erstmals gestiegen. Insgesamt waren 16 111 Frauen und Männer auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz und arbeitslos gemeldet. Das sind 718 mehr als im Mai und 2358 weniger als im Juni des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf jetzt 3,6 Prozent.
Im Landkreis Esslingen waren im Juni insgesamt 10 196 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 278 Personen mehr als im Mai, und 1997 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug bezirksweit 3,3 Prozent, in Esslingen lag sie bei 3,6 Prozent, in Kirchheim bei 3,2 Prozent, in Leinfelden-Echterdingen bei 2,9 Prozent und in Nürtingen bei 3,2 Prozent. Im Juni 2021 lag sie im Gesamtgebiet bei 4 Prozent.
Karin Käppel, Leiterin der Agentur für Arbeit, kennt die Gründe für den Bruch des Abwärtstrends: „Im Juni konnte sich die positive Entwicklung der vergangenen Monate nicht fortsetzen. Die Folgen der Fluchtmigration aus der Ukraine zeigen ihre Auswirkungen. Die Menschen, die seit Februar aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden seit Juni von den Jobcentern betreut. Sie wechselten vom Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung“. Im Juni waren insgesamt 959 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit im Agenturbezirk arbeitslos gemeldet.
Zuwachs bei Jugendlichen
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit zieht sich durch sämtliche Altersgruppen, doch besonders stark ist die Zahl unter den Jugendlichen unter 20 gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat ist in dieser Gruppe ein Plus von 16,1 Prozent zu verzeichnen. Bei den jungen Leuten unter 25 Jahren stieg die Arbeitslosenzahl um 6,4 Prozent, und unter den Ü-50-Jährigen nahm die Erwerbslosigkeit nur um 1,7 Prozent zu.
Seit mindestens einem Jahr bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet waren im Juni 5043 Personen, die somit als „langzeitarbeitslos“ gelten. Das waren 181 Personen weniger als im Vormonat. Die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen ist um ein halbes Prozent gesunken und lag bei 908 Personen.
Zahl der Azubis nimmt ab
Sowohl die Meldungen als auch die Anträge auf Kurzarbeitergeld sind wie auch im Vormonat im Bezirk der Agentur für Arbeit zurückgegangen. Neue Anzeigen stehen vor allem im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und der aktuellen Lieferketten- und Rohstoffproblematik. Die meisten Anträge kommen aus der Gastronomie, aber auch dem Maschinenbau, dem Baugewerbe, dem Groß- und Einzelhandel sowie der Herstellung von Metallerzeugnissen.
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober meldeten sich im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen 3178 Bewerber für eine Ausbildungsstelle, 21 weniger als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Minus von 0,7 Prozent. Zugleich gab es 5349 offene Ausbildungsstellen, 13,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit kommen rein rechnerisch 1,7 Stellen auf einen Bewerber. „Es sind noch viele attraktive Stellen offen. Ausbildungssuchende haben somit zwar gute Chancen, aber jetzt wird es höchste Zeit, diese zu nutzen“, sagt Karin Käppel. Wer bei der Suche Hilfe braucht oder seinen beruflichen Weg noch nicht gefunden hat, den unterstützt die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Termine können unter der kostenlosen Hotline 08 00/4 55 55 00 vereinbart werden. aa