Dass die Band weiterbesteht, war eine Zeit lang nicht klar. „Wir hatten 2018 einen Punkt erreicht, an dem wir keine deutschsprachigen Rocksongs mehr covern wollten“, sagt Julian Kuder, der seit der ersten Stunde im Jahr 2007 zur fünfköpfigen Besatzung zählt. Die Band Willkuer stand kurz davor, die Instrumente wegzupacken.
„Wir hatten aber auch so viele Ideen, von denen wir uns einfach nicht trennen wollten.“ Der Entschluss stand schließlich fest: Die fünf Musiker aus Hülben wollten ihre eigenen Songs schreiben. Songs, mit denen sie nicht nur Gesellschaftskritik üben und provozieren wollen, sondern auch zum Nachdenken anregen und möglichst vielen Menschen ein positives Lebensgefühl geben möchten. Ihr Mut hat sich ausgezahlt, denn mit ihrem ersten Album landete die Band von der Schwäbischen Alb auf Platz elf der offiziellen deutschen Albumcharts – mit dem Neuen wollen sie es sogar aufs Treppchen schaffen.
In abgelegener Hütte verschanzt
„Von unserem Erfolg waren wir völlig überwältigt“, sagt der Gitarrist Julian Kuder. Zur Band gehören außerdem Moritz Hermle (Vocals), Florian Söll (Drums), Andreas Weible (Bass) und Tobias Röschl (Gitarre). Mit dem Durchbruch hatten sie alle nicht gerechnet, vor allem deshalb, weil ihr erstes Album während Corona veröffentlicht wurde und sie keine Möglichkeit hatten, Konzerte zu spielen. Die gute Platzierung hat der Band so viel Auftrieb gegeben, dass sie gleich ihr zweites Album auf den Weg brachte. Diesmal konnten sie sogar Platz fünf ergattern – das Treppchen ist also gar nicht mal so weit entfernt.
Eines steht fest: Die fünf Jungs aus Hülben haben viel Arbeit in die Songs des neuen Albums „Drei“ gesteckt. „Wir haben uns in einer Hütte ohne Handyempfang für vier, fünf Tage verschanzt“, sagt Julian Kuder. Das lief so ab: Die Musiker haben jeden Morgen zusammen gefrühstückt, ehe es an die Arbeit ging. Jeder spielte seine neun bis zehn Demos vor – dann wurde aussortiert. In der Regel bleiben von jedem, so Kuder, zwischen ein bis drei Songs, die aufs Album kommen. Aber nicht sofort – zuerst geht es an den Feinschliff. Alle diskutieren mit. „Es ist nicht so, dass jemand sagt, das ist mein Song, da darf nur ich was dran ändern“, erklärt Julian Kuder. Der Austausch unter den Bandkollegen ist offen, und das sei auch wichtig, damit die Songs am Ende gut werden. Der Gitarrist betont: „Es ist eine wirklich schöne Zeit, die uns noch mal enger zusammenschweißt.“
Von Bürgermeister Probenraum bekommen
An den Demos könne man sehr gut erkennen, welche Themen die einzelnen Songwriter zurzeit beschäftigen und was sie bewegt. Obwohl sie sich teilweise schon aus dem Kindergarten kennen, würden sie immer wieder neue Dinge voneinander lernen. Als sie noch das Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach besuchten, haben sie die Band als Schülerband gegründet. Damals hat ihnen Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser einen Raum zum Proben zur Verfügung gestellt. Er hatte, so Kuder, einfach gemeint, dass er junge Leute, die Musik machen, unterstützen möchte. Das hat sich ausgezahlt: Die Jugendlichen hatten schon damals zwischen 20 und 30 Auftritten pro Jahr. Am Freitag, 6. Juni, spielen sie ihr erstes Konzert mit den neuen Songs in Metzingen. „Das Schönste ist es, die Menschen auf der Bühne zu erreichen – zu sehen, wie die Musik sie bewegt“, sagt Kuder. Hülben kehren sie trotz ihres Erfolges nicht den Rücken zu: Im Sommer spielen sie auf dem Flugplatz ihr Heimspiel, zu dem mittlerweile über 2500 Besucher kommen. Weiter Informationen zur Tour gibt es unter www.willkuer-band.de/tour.