Auf dem Weg zu einem Junggesellenabschied verunglücken drei junge Männer und stürzen mit ihrem Auto in einen Fluss. Zwei Leichen werden geborgen und Bestatterin Lisa Taubenbaum anvertraut. Die dritte Leiche bleibt unentdeckt. Die junge Bestatterin zweifelt an einem zu einfach erklärten Unfallhergang und nimmt mit dem Stuttgarter Kommissar Zellinger die Ermittlungen auf – in Nürtingen.
Einige wichtige Szenen des dritten Teils der erfolgreichen Krimireihe „Die Bestatterin“ werden aktuell in der Nürtinger Innenstadt gedreht. Seit dieser Woche ist das Filmteam rund um Hauptdarstellerin Anna Fischer in der Hölderlinstadt.
Regisseur Fabian Möhrke und Kameramann Johannes Greisle haben sich bereits vor fünf Wochen nach geeigneten Drehplätzen in der Stadt umgesehen und sind in der Altstadt fündig geworden.
Insgesamt habe man sich sechs oder sieben Städte angeschaut, sagt Szenenbildner Uli Hintzen. „Unter anderem auch Sindelfingen. Am Ende fiel die Wahl auf Nürtingen.“ Ausschlaggebend sei die charmante Altstadt gewesen. „Und die Hanglage“, verrät Produzent Uli Aselmann. Die sei für die Handlung besonders wichtig. Wieso, könne noch nicht verraten werden. Nur so viel: „Es ist wichtig für den Autounfall“, sagt Aselmann.
Seit dieser Woche dreht das Team unter anderem in der Schloßgartenstraße. Die kleinen Gassen rund um den zentralen Platz in der Altstadt wurden abgesperrt. Komparsen haben an den Tischen des Cafés Carl Platz genommen. „Einmal Ruhe bitte!“, hallt es durch die Gassen: „Achtung! Wir drehen. Der Ton läuft.“ Die Klappe fällt.
Anna Fischer und Frederik Bott, der den Bruder der Protagonistin spielt, stehen vor dem Weinladen Vino Vino Bodega und unterhalten sich mit einer Frau in einer weißen Schürze. Während die Kamera läuft, herrscht absolute Stille am Set. Die Aufnahme dauert nur ein paar Sekunden, dann wird unterbrochen. „Maske!“, ruft jemand aus der Mitte des Filmteams. Zwei Maskenbildnerinnen laufen zu den Darstellern und bessern das Make-up nach. „Es passiert immer wieder, dass Aufnahmen unterbrochen werden müssen, weil eine Haarsträhne plötzlich woanders sitzt oder ein Flugzeug Lärm macht“, erklärt Aselmann.
Ab und zu versuchen Leute durch die Altstadt zu laufen und werden von Helfern am Set höflich um Geduld gebeten. „Die Menschen hier sind sehr verständnisvoll“, sagt Aselmann. Das sei nicht überall so. Gerade in größeren Städten seien die Anwohner eher genervt, weil ständig bei ihnen gedreht wird. Die Nürtinger hingegen seien neugierig und interessiert an der Arbeit der Filmleute. Das sei zwar eine „schöne Resonanz, aber auch eine große Herausforderung für das Team“, sagt der Produzent, denn Zuschauer am Set erschweren den Dreh.
Nach einigen Aufnahmen ist die Szene vor dem Weinladen im Kasten. Dann wird das Gespräch noch aus einer anderen Perspektive aufgenommen. Später an diesem Tag zieht das Team weiter in die Neckarsteige. Hier, wo einst die Flaschnerei Schöllhammer zu finden war, ist nun die Bäckerei Rebele. Ein riesiger Scheinwerfer steht vor dem Schaufenster bereit. Brot und Kuchen liegen in der Ladentheke aus, Mehlpackungen stehen im Regal und die Fenster wurden mit Blumen verziert. Alles soll so echt wie möglich wirken, ist aber nur Filmrequisite.
„Hier wird der Showdown stattfinden“, sagt Szenenbildner Uli Hintzen, der drinnen noch letzte Hand anlegt. Man habe nach einem Leerstand gesucht und die ehemaligen Ladenräume von Schöllhammer seien perfekt für die improvisierte Bäckerei geeignet.
Auch in Kirchheim wird gedreht
Noch bis Ende September laufen die Dreharbeiten zu der Folge „Zweieinhalb Tote“. In Nürtingen entstehen lediglich drei Szenen. Dann zieht die Produktion weiter, bleibt aber in der Nähe. „Alles wird im Umkreis von 50 Kilometern um Nürtingen herum gedreht“, so Produzent Aselmann. Am Mittwoch, 7. September, werden die Kameras dann auch in Kirchheim aufgestellt.
Anschließend geht der Fernsehfilm in die Postproduktion, wird unter anderem geschnitten und mit Musik unterlegt. Das Ganze dauert dann noch drei Monate, bis der Film fertig ist. Einen genauen Sendetermin gibt es bislang nicht. „Wir rechnen mit Frühjahr 2023“, so Aselmann, dessen Firma „die film gmbh“ für zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen wie „Tatort“, „Sarah Kohr“ und „Polizeiruf 110“ verantwortlich ist.
Die ersten beiden Folgen von „Die Bestatterin“ liefen sehr erfolgreich im Ersten. Knapp vier Millionen Zuschauer schalteten 2019 zum ersten Teil von „Die Bestatterin“ ein. Den zweiten Teil sahen sechs Millionen. Trotz zahlreicher Krimireihen scheinen die Deutschen nicht genug von Mord und Totschlag zu bekommen. Woran das liegt? „Es ist Mitmach-Fernsehen“, sagt Aselmann. „Als Zuschauer kann ich mitraten, wer der Mörder ist.“ Die Figur der Lisa Taubenbaum als Bestatterin sei außerdem so beliebt, weil sie keine Polizistin ist. „So kann man sich besser mit ihr identifizieren“, sagt Aselmann.