Immer mehr Brücken müssen saniert werden, auch Lenningen trifft es. Ärgerlich ist in dem Fall, dass die Brücke über die Schwarze Lauter und den Seltenbach in Schlattstall in der Talstraße erst vor rund 13 Jahren saniert wurde – allerdings alles andere als optimal. Wasser konnte trotz neuer Betonplatte durchsickern und so den Mörtel zwischen den Steinen der Rundbögen auflösen. Eine gute Nachricht konnte Bürgermeister Michael Schlecht dem Gemeinderat dennoch mitteilen: „Es braucht jetzt doch keinen Neubau, das Büro Tragwerkeplus sagt, eine Sanierung reicht – und das macht bei den Kosten einen erheblichen Unterschied.“ Ganz unproblematisch sind die Arbeiten nicht, denn die einzig offizielle Zufahrt zu den Häusern in der Talstraße geht über diese Brücke. „Die Zufahrt für Rettungsdienste muss also gegeben sein“, so Michael Schlecht.
Bei Hochwasser werden wir kein Risiko eingehen, dann ruhen die Arbeiten.
Planer Markus Vollmer
„Es ist eine Doppelbogenbrücke, durch die sehr lange Wasser von oben durchgeflossen ist. Das hat den Mörtel ausgewaschen“, erklärte Markus Vollmer von Tragwerkeplus. Bei einer turnusgemäßen Prüfung 2021 bekam das Bauwerk die schlechtest mögliche Note. Im Gegensatz zu einer vorherigen Planung rät er von einer neuen Rahmenbrücke ab. Die könne zwar breiter gebaut werden und damit mehr Flusswasser durchlassen, aber wegen den geologischen Gegebenheiten wäre das aus seiner Sicht wenig sinnvoll. „Es sind sehr weiche Böden. Die Pfeiler müssten in einer Tiefe von sieben bis acht Meter mit schwerem Gerät gegründet werden. Bei der jetzigen Brücke gibt es keine Setzungen“, begründete Markus Vollmer sein Vorgehen. Sein Büro wurde mit der erneuten Sanierungsplanung beauftragt, weil die ursprünglich damit bedachte Firma sie krankheitsbedingt nicht ausführen konnte.
Nun soll das Mauerwerk als erstes gereinigt werden. Es folgen mehrere Arbeitsschritte wie beispielsweise auskratzen, ausmauern und mit Mörtel verfugen. Der Gewölbefuß wird verpresst. Die Arbeiten finden halb im Liegen von einem Gerüstboden aus statt. „Zwei 300-er Rohre reichen bei Normalwasser aus, um das Wasser zu fassen. Bei Hochwasser werden wir kein Risiko eingehen, dann ruhen die Arbeiten“, sagte Markus Vollmer. Läuft alles nach Plan, ist die Sanierung nach etwa zwölf Wochen abgeschlossen. Mitte Juli soll begonnen werden, sodass spätestens im November alles fertig ist. Die Baustelle wird abschnittsweise eingerichtet. Muss tatsächlich ein Rettungswagen über die Brücke fahren, muss der Fahrer das den Arbeitern signalisieren, damit sie sich in Sicherheit bringen können. Kosten entstehen voraussichtlich in Höhe von 220.000 Euro.
Berücksichtigt werden müssen auch Wasser- und Artenschutz. Möglicherweise nutzen Fledermäuse das Gewölbe. „Ich dränge jedoch stark darauf, die Brücke dieses Jahr zu sanieren, denn die Bewertung steht“, so der Planer. Er will erfahrene Firmen anschreiben, damit die Arbeiten zügig und richtig ausgeführt werden.
Die Räte wollten noch einiges klären. Heike Keller interessierte die „Haltbarkeit“ dieser Sanierung. „Das Gewölbe ist ein prima lastabtragendes Bauwerk – das kann lange halten“, ist Markus Vollmer überzeugt. Der Müllwagen kann die Brücke während der Bauzeit jedoch nicht passieren, erfuhr Alice Kurz auf Nachfrage. Und David Wichmann kam zu dem Urteil: „Die Brücke ist schön und günstig – glücklicherweise ist es so gekommen.“