Auch wenn die Zahl der Corona-Neuansteckungen im Landkreis Esslingen weiter abnimmt, kann von Entwarnung keine Rede sein. Denn auch im Kreis treten immer häufiger Virusmutationen auf, die als deutlich ansteckender gelten. Allein bis Dienstagvormittag hat das Esslinger Gesundheitsamt 79 Fälle registriert, bei denen eine Veränderung nachweisbar ist. Bislang wurde hier nur die britische Variante des SARS-CoV2-Virus entdeckt. „Aber die endgültige Auswertung ist noch nicht abgeschlossen“, schränkt Sarah Panten, Sachgebietsleiterin Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt, die Aussagekraft etwas ein. Auch könne man keine Infektionsschwerpunkte ausmachen. Von Ausbrüchen mit der britischen Virusvariante seien mehrere kleine Firmen im Landkreis betroffen. Zudem wurden Infektionen bei Einzelpersonen und in Familien registriert. „Das Geschehen ist diffus“, so Panten.
Ob das veränderte Virus aus dem Ausland eingeschleppt wurde, lässt sich nicht zweifelsfrei klären. Zwar wurde die Mutation bei zwei Lastwagenfahrern nachgewiesen, die in Frankreich und der Schweiz waren, ebenso bei zwei Besuchern einer Beerdigung in Rumänien und bei einem Reiserückkehrer aus dem Libanon. „Ob sie sich dort infiziert haben oder in Deutschland, kann nicht nachvollzogen werden“, teilt die Sprecherin mit. In den Kliniken im Kreis Esslingen wurden die ersten an einer Mutation erkrankten Patienten behandelt. In der Filderklinik befindet sich nach Angaben von Kliniksprecherin Marleen Job derzeit ein Infizierter auf der Intensivstation und wird nicht-invasiv beatmet, ein weiterer konnte bereits aus der Quarantäne entlassen werden. Bei zwei anderen Intensivpatienten stehe das Testergebnis noch aus. Auf der Isolierstation werden zudem vier weitere Covid-Patienten behandelt.
Auch in der Nürtinger Medius-Klinik gibt es einen Fall mit der britischen Variante. Insgesamt werden in den drei Medius-Häusern - die weiteren Standorte sind Kirchheim und Ruit - 38 Corona-Patienten versorgt, vier davon liegen auf der Intensivstation, zwei Patienten müssen beatmet werden. „Von einer entspannten Lage kann keine Rede sein, auch wenn die Tendenz erfreulich ist“, sagt die Sprecherin Iris Weichsel über die Corona-Zahlen. „Wir sind maximal sensibilisiert und verfolgen die Entwicklung genau, sie kann schnell umschlagen.“ In den Häusern wird inzwischen jeder positive Coronabefund auf eine mögliche Mutation hin untersucht.
Am Esslinger Klinikum sind laut Sprecherin Anja Dietze bislang noch keine Mutanten nachgewiesen worden. Insgesamt ist auch hier die Zahl der Coronapatienten rückläufig. Auf der Intensivstation werden zwischen vier und fünf Patienten behandelt, auf der Isolierstation schwankt die Zahl zwischen zwölf und 15. Vier müssen beatmet werden. Für den Klinikalltag mache es aber keinen Unterschied, ob ein Patient sich mit einer Mutation infiziert hat. „An den Behandlungsmaßnahmen ändert sich nichts“, betont Anja Dietze. Aber bei den neuen Varianten ist Experten zufolge das Ansteckungsrisiko deutlich höher. Trotzdem werden die Vorschriften in den Kliniken, wo es ein generelles Besuchsverbot gibt, nicht weiter verschärft. „Die Hygienestandards sind streng. Strenger geht es eigentlich nicht“, sagt Iris Weichsel. Auch Anja Dietze erklärt: „Wir tun alles für maximale Risikominimierung.“ Unterdessen mahnt das Esslinger Gesundheitsamt zur Vorsicht: „Wir appellieren weiterhin, die AHA-L-Regeln strikt anzuwenden und die Coronaverordnungen konsequent umzusetzen.“