Zwischen Neckar und Alb
Die britische Mutation breitet sich aus

Corona 79 Fälle der neuen Erreger-Variante sind bis Dienstag im Kreis Esslingen registriert worden. Drei Infizierte müssen stationär behandelt werden. Von Petra Pauli

Auch wenn die Zahl der Co­ro­na-Neu­an­ste­ckun­gen im Land­kreis Ess­lin­gen wei­ter ab­nimmt, kann von Ent­war­nung kei­ne Re­de sein. Denn auch im Kreis tre­ten im­mer häu­fi­ger Vi­rus­mu­ta­tio­nen auf, die als deut­lich an­ste­cken­der gel­ten. Al­lein bis Diens­tag­vor­mit­tag hat das Ess­lin­ger Ge­sund­heits­amt 79 Fäl­le re­gis­triert, bei de­nen ei­ne Ver­än­de­rung nachweisbar ist. Bis­lang wur­de hier nur die bri­ti­sche Va­ri­an­te des SARS-Co­V2-Vi­rus ent­deckt. „Aber die end­gül­ti­ge Aus­wer­tung ist noch nicht ab­ge­schlos­sen“, schränkt Sa­rah Pan­ten, Sach­ge­biets­lei­te­rin Öf­fent­lich­keits­ar­beit im Land­rats­amt, die Aus­sa­ge­kraft et­was ein. Auch kön­ne man kei­ne In­fek­ti­ons­schwer­punk­te aus­ma­chen. Von Aus­brü­chen mit der bri­ti­schen Vi­rus­va­ri­an­te sei­en meh­re­re klei­ne Fir­men im Land­kreis be­trof­fen. Zu­dem wur­den In­fek­tio­nen bei Ein­zel­per­so­nen und in Fa­mi­li­en re­gis­triert. „Das Ge­sche­hen ist dif­fus“, so Pan­ten.

Ob das ver­än­der­te Vi­rus aus dem Aus­land ein­ge­schleppt wur­de, lässt sich nicht zwei­fels­frei klä­ren. Zwar wur­de die Mu­ta­ti­on bei zwei Last­wa­gen­fah­rern nach­ge­wie­sen, die in Frank­reich und der Schweiz wa­ren, eben­so bei zwei Be­su­chern ei­ner Be­er­di­gung in Ru­mä­ni­en und bei ei­nem Rei­se­rück­keh­rer aus dem Li­ba­non. „Ob sie sich dort in­fi­ziert ha­ben oder in Deutsch­land, kann nicht nach­voll­zo­gen wer­den“, teilt die Spre­che­rin mit. In den Kli­ni­ken im Kreis Ess­lin­gen wur­den die ers­ten an ei­ner Mu­ta­ti­on er­krank­ten Pa­ti­en­ten be­han­delt. In der Fil­der­kli­nik be­fin­det sich nach An­ga­ben von Kli­nik­spre­che­rin Mar­le­en Job der­zeit ein In­fi­zier­ter auf der In­ten­siv­sta­ti­on und wird nicht-in­va­siv be­at­met, ein wei­te­rer konn­te be­reits aus der Qua­ran­tä­ne ent­las­sen wer­den. Bei zwei an­de­ren In­ten­siv­pa­ti­en­ten ste­he das Test­ergeb­nis noch aus. Auf der Iso­lier­sta­ti­on wer­den zu­dem vier wei­te­re Co­vid-Pa­ti­en­ten be­han­delt.

Auch in der Nür­tin­ger Me­di­us-Kli­nik gibt es ei­nen Fall mit der bri­ti­schen Va­ri­an­te. Ins­ge­samt wer­den in den drei Me­di­us-Häu­sern - die wei­te­ren Stand­or­te sind Kirch­heim und Ruit - 38 Co­ro­na-Pa­ti­en­ten ver­sorgt, vier da­von lie­gen auf der In­ten­siv­sta­ti­on, zwei Pa­ti­en­ten müs­sen be­at­met wer­den. „Von ei­ner ent­spann­ten La­ge kann kei­ne Re­de sein, auch wenn die Ten­denz er­freu­lich ist“, sagt die Spre­che­rin Iris Weich­sel über die Co­ro­na-Zah­len. „Wir sind ma­xi­mal sen­si­bi­li­siert und ver­fol­gen die Ent­wick­lung ge­nau, sie kann schnell um­schla­gen.“ In den Häu­sern wird in­zwi­schen je­der po­si­ti­ve Co­ro­na­be­fund auf ei­ne mög­li­che Mu­ta­ti­on hin un­ter­sucht.

Am Ess­lin­ger Kli­ni­kum sind laut Spre­che­rin An­ja Diet­ze bis­lang noch kei­ne Mu­tan­ten nach­ge­wie­sen wor­den. Ins­ge­samt ist auch hier die Zahl der Co­ro­na­pa­ti­en­ten rück­läu­fig. Auf der In­ten­siv­sta­ti­on wer­den zwi­schen vier und fünf Pa­ti­en­ten be­han­delt, auf der Iso­lier­sta­ti­on schwankt die Zahl zwi­schen zwölf und 15. Vier müs­sen be­at­met wer­den. Für den Kli­nik­all­tag ma­che es aber kei­nen Un­ter­schied, ob ein Pa­ti­ent sich mit ei­ner Mu­ta­ti­on in­fi­ziert hat. „An den Be­hand­lungs­maß­nah­men än­dert sich nichts“, be­tont An­ja Diet­ze. Aber bei den neu­en Va­ri­an­ten ist Ex­per­ten zu­fol­ge das An­ste­ckungs­ri­si­ko deut­lich hö­her. Trotz­dem wer­den die Vor­schrif­ten in den Kli­ni­ken, wo es ein ge­ne­rel­les Be­suchs­ver­bot gibt, nicht wei­ter ver­schärft. „Die Hy­gie­ne­stan­dards sind streng. Stren­ger geht es ei­gent­lich nicht“, sagt Iris Weich­sel. Auch An­ja Diet­ze er­klärt: „Wir tun al­les für ma­xi­ma­le Ri­si­ko­mi­ni­mie­rung.“ Un­ter­des­sen mahnt das Ess­lin­ger Ge­sund­heits­amt zur Vor­sicht: „Wir ap­pel­lie­ren wei­ter­hin, die AHA-L-Re­geln strikt an­zu­wen­den und die Co­ro­na­ver­ord­nun­gen kon­se­quent um­zu­set­zen.“