Kreis. Ob Wohnungslosenhilfe, Diakoniestationen, Behinderten-, Jugend- oder Altenhilfe, Flucht- und Migrationsberatung oder Diakonie- und Tafelläden - die Corona-Pandemie hat die diakonischen Einrichtungen, die in der Diakonie im Landkreis Esslingen (DiL) zusammengeschlossen sind, hart getroffen. Dennoch haben alle die Krise gemeistert, und sie sind gerüstet für eine mögliche zweite Erkrankungswelle. Das wurde in der Vorstandssitzung der DiL deutlich.
Auch wenn die Einrichtungen auf unterschiedlichen Feldern arbeiten, sie eint, dass alle mit Angst und Unsicherheit von Mitarbeitenden und Klienten, mit fehlendem Schutzmaterial, organisatorischen Problemen und hohen Ausgaben bei häufig rückläufigem Spendenaufkommen zu kämpfen hatten. Doch mit viel Improvisation, Fantasie und Einsatz wurden Hürden gemeistert. „Wir haben die Versorgung immer aufrecht erhalten“, sagt Peter Gerecke von der Evangelischen Gesellschaft eva, Mitglied im Vorstand der DiL. Dennoch habe es die Wohnungslosenhilfe schwer erwischt. „In den meisten Einrichtungen seien die Abstände gut eingehalten worden. Das ist umso wichtiger, weil die meisten Klienten zur Risikogruppe gehören. Doch viele seien sehr verunsichert gewesen.
Die Mitarbeiter der Diakonie- und Sozialstationen im Kreis arbeiteten direkt am Brennpunkt und versorgten viele Tausend Menschen zuhause, die zur Risikogruppe gehörten, berichtet Jochen Schnizler, Geschäftsführer der Diakoniestationen Nürtingen und Neuffener Tal. „Das muss auch in der Krise funktionieren“, so sein Anspruch. „Die Grundversorgung war jederzeit sichergestellt.“ Anfangs habe es an Schutzausrüstung gemangelt, doch auch unter seinen Klienten herrschte große Angst. Hinzu kam die Einsamkeit, weil fast alle sozialen Kontakte wegfielen und manche Angehörige aus Vorsicht nicht mehr zu Besuch kamen. Die Mitarbeiter hätten sich deshalb mehr Zeit als sonst für Gespräche genommen. Auch für die Pflegedienstmitarbeiter war die Situation neu und mit viel Unsicherheit behaftet, weil auch Covid-19-Patienten versorgt wurden. Nicht nur bei ihnen war mehr Distanz angesagt. Und doch weiß Schnizler: „Mit Abstand geht in der Pflege wenig.“
Mehr gefordert als üblich waren die Mitarbeiter auch in der Jugendhilfe. Das sagt Joachim Bräuning, Regionalleiter Esslingen der Stiftung Jugendhilfe aktiv. Zwar liefen alle stationären Angebote weiter, aber die jungen Menschen saßen in ihren Wohngruppen praktisch fest. Das habe das Aggressionspotenzial erhöht.
Wie andere Geschäfte wurden auch die Diakonieläden im März geschlossen. Die meisten Ehrenamtlichen, von denen viele zu den Risikogruppen gehören, zogen sich zurück. Hauptamtliche sprangen in die Bresche. Doch dies sei keine Dauerlösung und auch finanziell nicht zu machen, betont Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands und der DiL. Die Tafelläden wiederum versuchten, die Versorgung aufrecht zu erhalten, indem sie vorbereitete Tüten ausgaben oder Lebensmittel nach Hause lieferten. Ulrike Rapp-Hirrlinger