Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Komplett leer sind derzeit die Räume des Mörikehauses in Ochsenwang. Sämtliche Möbelstücke, Vitrinen und Ausstellungsstücke, die sich noch bis vor Kurzem im Literaturmuseum - in Mörikes ehemaliger Amtswohnung - befanden, wurden ausgeräumt. Jetzt wirken die von dem Lyriker als Schlaf-, Wohn-, Arbeits- und Amtszimmer genutzten Räume anders als zuvor - ins Auge sticht vor allem der schöne, gepflegte Pitch-Pine-Fußboden.
Der Hintergrund: Die Räume werden nach 36 Jahren renoviert und modernisiert. Auch die Ausstellung soll neu konzipiert und um weitere Exponate ergänzt werden. Was genau sich im Literaturmuseum verändert und was die Besucher in Zukunft erwartet, darüber bewahrt Gisa König aus Ochsenwang gegenüber dem Teckboten Stillschweigen. Die Kustodin des kleinen, aber feinen Museums auf der Alb kümmert sich inhaltlich um die Ausstellung. Nur so viel: Künftig geht es schon im Treppenaufgang um die Amts- und Lebensstationen Mörikes, um die Besucher ins Obergeschoss zu leiten, in dem sich die Ausstellungsräume befinden.
Am 26. Oktober 1981 war das Museum in Ochsenwang eröffnet worden. Die Ochsenwanger hatten das zuvor baufällige Gebäude zwischen 1979 und 1981 in Eigenarbeit hergerichtet, denn sie wussten, dass dort einst Eduard Mörike gelebt hatte und dass er in den Jahren 1832 und 1833 als Pfarrverweser tätig war. Zugleich setzten sie sich mit der neu gegründeten Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Marbach in Verbindung, die ihre Schätze in Originalräumen im Ländle unterbringen wollte. Mithilfe der Experten wurden die Räume ausgestattet. „Wir waren das erste von etwa 100 neuen Literaturmuseen in Baden-Württemberg“, sagt Gisa König, die von Anfang an als Betreuerin des Hauses mit dabei war und die der Mörike-Gesellschaft in Ludwigsburg angehört. Das kleine Museum sei etwas Besonderes, zumal es sich nicht um ein Landes- oder Kommunalmuseum handle. Träger ist die evangelische Kirchengemeinde Ochsenwang. Schon immer habe sich das Gebäude in deren Besitz befunden.
Vor und zu Mörikes Zeiten wurde das Gebäude als Schulhaus genutzt. Im Erdgeschoss fand Unterricht statt, im Obergeschoss war die Lehrerwohnung. Später wohnten die Lehrer in anderen Häusern im Ort, und so zogen die Pfarrverweser, also auch Mörike, ins Obergeschoss.
Bisher fanden sich in der Ausstellung in Ochsenwang zum Beispiel Briefe, Zeichnungen und Pfarrberichte von Mörike. Seine kirchlichen Unterlagen und eine kleine Pfarrbibliothek wurden anhand eines von ihm erstellten Inventarverzeichnisses nachgestellt. Mörikes einziger Roman, der „Maler Nolten“ erschien während seiner Zeit in Ochsenwang - ebenso die Novelle „Miss. Jenny Harrower“.
Das Mörikehaus soll auch nach der Renovierung authentisch bleiben, betont Gisa König. Inhaltliche Unterstützung gibt es von der Arbeitsstelle in Marbach. Mit im Boot sitzt außerdem ein Gestaltungsbüro aus Stuttgart. „Wir müssen darauf Rücksicht nehmen, dass die Originalräume erkennbar bleiben“, betont die Kustodin. Wann das neu gestaltete Museum eröffnet wird, kann sie nicht sagen - sie hofft auf einen Termin noch in diesem Jahr und vielleicht auf ein kleines Mörike-Festle auf dem Platz zwischen Museum und Kirche.