Weilheim und Umgebung
Die Einführung der Nahwärme hängt von den Bürgern ab

Energie Für ein eigenes Stadtwerk ist Neidlingen zu klein, deshalb soll eine Genossenschaft gegründet werden.Von Peter Dietrich

Neidlingen. Passend zum Thema „Nahwärme“ habe die Gemeinde die Reußensteinhalle kräftig aufgeheizt, sagt Bürgermeister Jürgen Ebler beim zweiten „heißen“ Informationstermin zum Thema. In Neidlingens Wald und Wiesen fallen Holzhackschnitzel an, die bisher nicht genutzt werden. Sie könnten in einer Heizzentrale verfeuert werden, die über ein Nahwärmenetz nicht nur das Neubaugebiet Schießhütte mit 30 Häusern, sondern in einer ersten Stufe auch rund 40 bis 50 weitere Häuser im Altbestand mit Wärme versorgt.

Vorbild für Neidlingen ist Römerstein-Böhringen auf der Albhochfläche. Dort wurde im November 2014 das erste Haus ans Nahwärmenetz angeschlossen, im Jahr 2021 waren es schon 233 Hausanschlüsse. Ein weiterer Ausbau mit einer dritten Heizzentrale ist geplant, erklärten Hans Sigel und Christian Class, die das dortige Projekt vorstellten. Doch der Erfolg kam nicht von alleine: Weil die Gemeinde am Anfang nicht mitzog, ergriffen einige Privatleute die Initiative. Das ist in Neidlingen anders: Der Gemeinderat steht ebenso hinter dem geplanten Nahwärmenetz wie der Bürgermeister. Ein „Stadtwerk“ wie in größeren Kommunen werde es in Neidlingen allerdings nicht geben, sagte Jürgen Ebler. Deshalb seien die Bürger gefragt.

Im Böhringer Netz kommt gut die Hälfte der Wärme von der Abwärme von zwei Biogasanlagen bei Bauern, nur der Rest von Holzhackschnitzeln. Diese Biogasanlagen gibt es in Neidlingen nicht, dort würden nur Holzhackschnitzel genutzt – für die es aber laut Bürgermeister genug gemeindeeigenes Holz gibt. Der bisherige Verkauf von Brennholz, versicherte er, bleibe trotzdem.

Arbeitskreis gibt es schon

Ein erster Arbeitskreis mit zirka sieben Leuten wurde in Neidlingen bereits gebildet, nun steht die Gründung der Genossenschaft an. Dann soll eine Machbarkeitsstudie folgen: Wer kann und will sich ans Nahwärmenetz anschließen, und in welchem Zeitraum? 

Laut Christian Class kostet der Anschluss eines Hauses ans Nahwärmenetz derzeit rund 20.000 Euro, es sei beim Ersatz von fossilen Energien eine Förderung von bis zu 45 Prozent möglich. Für die Wartung und eventuelle Reparatur sorge in Böhringen die Genossenschaft. „Bei mir läuft die Anlage seit acht Jahren störungsfrei“, sagt Christian Class. Bei einem Blackout wäre allerdings wegen der elektrischen Pumpen auch die Nahwärmeversorgung betroffen: „Bei Stromausfall geht nichts.“ Doch die Böhringer denken schon weiter: Die geplante dritte Heizzentrale soll nebenbei auch noch Strom produzieren.