Wasserstoff
Die Esslinger Straßenmeisterei fährt emissionsfrei

Die Straßenmeisterei der Landkreise Esslingen und Göppingen hat ein zweites Brennstoffzellenfahrzeug erhalten. Das bietet neben Klimaneutralität strategische Chancen.

Übergabe des 2. Brennstoffzellen-Fahrzeugs an die Straßenmeisterei der Landkreise Esslingen und Göppingen. Von rechts: Ralf Wörner von der Hochschule Esslingen, der Göppinger Landrat Markus Möller, Till Kaz (IONTRAK energy GmbH mit dem Schlüssel und der Esslinger Landrat Marcel Musolf. Foto: Andreas Kaier

Kreis. Die gemeinsame Straßenmeisterei der Landkreise Esslingen und Göppingen hat am Dienstag das zweite Elektrofahrzeug mit einem zusätzlichen Brennstoffzellenantrieb erhalten. Die Schlüsselübergabe an den Esslinger Landrat Marcel Musolf und an dessen Göppinger Amtskollegen Markus Möller war der Schlusspunkt unter das Projekt „Emissionsfreie Straßenmeisterei“.

Insgesamt sind 950.000 Euro investiert worden, das Projekt wurde von Bund und Land mit mehr als einer halben Million Euro gefördert. Es war Teil des Wettbewerbsbeitrags „H2Rivers – Wasserstoffanwendung an Rhein und Neckar“ und war im Rahmen des HyLand-Förderprogramms als Gewinnerregion in der Kategorie „HyPerformer“ ausgewählt worden. Das erste Brennstoffzellenfahrzeug wurde bereits im Oktober 2022 in Dienst gestellt. Wegen der zwischenzeitlichen Insolvenz des ursprünglichen Herstellers hatte sich dann die Auslieferung des zweiten Fahrzeugs um fast zwei Jahre verzögert.

Innovatives Fahrzeug mit 600 Kilometer Reichweite dank Wasserstoff

Basis des jetzt übergebenen Fahrzeugs ist ein serienmäßiger VW Crafter mit einem batterieelektrischen Antrieb und einem zulässigen Gesamtgewicht von vier Tonnen, der von der Firma IONTRAK Energy aus Zell unter Aichelberg zusätzlich mit einem Brennstoffzellen-Aggregat ausgestattet wurde. Es verfügt zusätzlich zu einer 35-Kilowattstunden-Batterie über einen acht Kilogramm fassenden Wasserstofftank, der weitere 132 Kilowattstunden an Energie speichert, die von der Brennstoffzelle zur Verfügung gestellt wird. Daraus resultiert eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern. Das Fahrzeug wird künftig für den Transport von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Straßenmeisterei, als beheizbarer Pausenraum und als mobile emissionsfreie Notstromversorgung oder für den Betrieb elektrischer Baustellengeräte genutzt.

Laut dem Esslinger Landrat Marcel Musolf leisten die Landkreise Esslingen und Göppingen mit dem Wasserstofffahrzeug nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz. „Die Wasserstofftechnologie bietet uns auch eine strategische Chance und hat enorme Potenziale für die Wertschöpfung in der Region“, sagte er während der kleinen Feier, die die Schlüsselübergabe umrahmte. Er verwies auf den hohen Energieeinsatz, der den Fahrzeugen im Straßenbetriebsdienst täglich abverlangt werde. „Dem aktuell noch kostengünstigeren rein batterieelektrischen Antrieb sind deshalb Grenzen in Sachen Reichweite und Robustheit gesetzt“, so Musolf weiter.

Für den Göppinger Landrat Markus Möller ist der Einsatz des neuen Brennstoffzellenfahrzeugs ein „kleines Stück auf dem Weg zur Klimaneutralität“. Im Hinblick auf das gemeinsame Straßenbauamt hob Möller die nunmehr 20 Jahre währende erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Landkreise hervor. „Das kommt dabei heraus, wenn zwei Landkreise auf Augenhöhe zusammenarbeiten“, freute er sich über das neue Fahrzeug.

Laut Benjamin Haufe vom Landesverkehrsministerium ist diese Kooperation „einmalig in Baden-Württemberg“. Die Zusammenarbeit habe sich bewährt und biete gegenüber anderen Straßenbauämtern „mehr Potenzial für die Ausgestaltung des Betriebsdienstes“.

Laut Ralf Wörner von der Hochschule Esslingen, die das Projekt wissenschaftlich begleitete, galt es einige Herausforderungen zu bewältigen. Die größten seien die von der Straßenmeisterei geforderte Mindestreichweite von 500 Kilometern und die relativ hohe Anhängerlast.