Das im Jahr 1976 gemeinsam mit dem angrenzenden Rathaus fertiggestellte Feuerwehrgerätehaus entspricht in zahlreichen Punkten nicht mehr den heutigen Anforderungen. Das ist keine neue Erkenntnis, bereits 2009, im Zuge des ersten Bedarfsplans für die Feuerwehr, wurde das in die Jahre gekommene Gebäude geprüft. Eine lange Liste an Kritikpunkten war das Ergebnis. Zusammengefasst gibt es zum Beispiel Handlungsbedarf bei der Schwarz-Weiß-Trennung – hier geht es um Hygieneaspekte, etwa dass die getragene und damit kontaminierte Einsatzkleidung nicht mit der Privatkleidung in Kontakt kommt. Die Umkleide sollte von der Fahrzeughalle und nach Geschlechtern getrennt sein. Im Notzinger Feuerwehrhaus ist das aktuell ein großes Manko: „Wir ziehen uns direkt hinter den Fahrzeugen um, eine Möglichkeit zur Trennung von Frauen und Männern gibt es nicht“, erklärte Kommandant Benjamin Lay. Zudem grenzen keine sanitären Anlagen direkt an. Insgesamt ist der Platzmangel ein großes Problem, das sich durchs gesamte Gebäude zieht. Dazu kommt eine unzureichende technische Ausstattung. Ungünstig ist zudem die Raumaufteilung. Eine Begehung mit einem Spezialisten der Unfallkasse im Jahr 2017 ergab die klare Empfehlung, aufgrund sicherheitsrelevanter Mängel kurz- bis mittelfristig einen Neubau anzustreben.
Neubau soll 2026 bezugsfertig sein
Entstehen soll dieser bekannterweise auf der Festwiese zwischen der Sport- und Gemeindehalle. Rund 3000 Quadratmeter Fläche wurden als Bedarf für den Neubau ermittelt, das Grundstück erfüllt diesen mit knapp 3600 Quadratmetern als einziges im Ort. Bis zum Umzug brauchen die Feuerwehrkameraden aber noch Geduld. Architekt Florian Schramm vom Stuttgarter Büro „Harder Stumpfl Schramm“, der dem Gemeinderat die aktuelle Entwurfsplanung im Detail vorstellte, rechnet damit, dass das Gebäude im ersten Quartal 2026 bezugsfertig ist. Verläuft alles nach Plan, dann soll das neue Feuerwehrhaus als sogenanntes „Durchfahrtsmodell“ mit der Zufahrt über die Herdfeldstraße und der Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge über die Jahnstraße ab April 2024 bis etwa Ende 2025 entstehen. Kostenschätzung aktuell: rund 8,56 Millionen Euro brutto. Darin enthalten sind Einsparungen, die dank der Detailarbeit einer Projektgruppe, bestehend aus Architekt, Planern sowie Mitgliedern von Feuerwehr, Verwaltung und Gemeinderat ermittelt wurden, sowie Mehrleistungen im Vergleich zum Vorentwurf vom September 2021. Zu den Einsparungen zählt etwa eine Reduktion des Gebäudeumfangs oder die momentane Streichung des fünften Stellplatzes, der bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt aber wieder ergänzt werden könnte. Zu den nötigen Mehrleistungen gehören beispielsweise die Baugrunduntersuchung, das Brandschutzkonzept, die Innenausstattung bei entsprechender Raumaufteilung oder auch die Fassadengestaltung und die Photovoltaikanlage. Unterm Strich kamen seit dem Vorentwurf Mehrleistungen von 450 000 Euro zusammen, dazu noch die massiven krisenbedingten Baupreissteigerungen.
Volle Gemeindekassen erlauben Bauen ohne Kredit
„Wir haben gerade eine Zeit historischer Baupreissteigerungen, die für uns Planer ein wenig deprimierend ist“, erklärte Florian Schramm. Im Falle des Feuerwehrhauses liege diese bei 16 Prozent seit dem Vorentwurf. „Das geht derzeit teils bis zu 27 Prozent pro Jahr, normal wären drei bis fünf Prozent“, betonte der Architekt. Dank einer positiven Holzpreisentwicklung und der guten Arbeit der Projektgruppe bleibe man unter den derzeit verbreiteten Höchstwerten der Preissteigerungen. Ein weiterer Punkt, mit dem sich der Gemeinderat beschäftigt, ist die Einrichtung einer zentralen Wärmeversorgung für das Feuerwehrgebäude, die Sport- und Gemeindehalle sowie die Schule als ergänzendes Projekt, das mit einer guten halben Million Euro kalkuliert wird. Über dessen Entwurf wird im Frühjahr beraten. „Die Gemeinde kann sich das Feuerwehrhaus dank ihrer liquiden Mittel in Höhe von rund 15 Millionen Euro leisten, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen“, erklärte Bürgermeister Sven Haumacher. Auch im Gemeinderat herrschte Konsens, dass das Projekt Feuerwehrhausneubau nicht zuletzt aufgrund der deutlichen Sicherheitsmängel im Bestandsbau zwingend weiter vorangebracht werden muss, wenngleich die Kostenentwicklung als Herausforderung gesehen wird. Einstimmig hat der Gemeinderat der Entwurfsplanung zugestimmt und damit den weiteren Weg Richtung Neubau geebnet.