Zwischen Neckar und Alb
Die Feuerwehrkameraden im Kreis demonstrieren Kameradschaft

Solidarität Viele Feuerwehren im Kreis stellen Material für den Katastrophenschutz in der Ukraine zur Verfügung. Von Elke Hauptmann

Alexander Ernst ist Geschäftsführer der Fellbacher Firma Barth Feuerwehrtechnik – und hat dadurch enge Kontakte in die Ukraine: Seit Jahren beliefert sein Unternehmen über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), unterstützt von der Bundesregierung, den dortigen Katastrophenschutz. Dem Unheil will er nicht tatenlos zusehen, weshalb er am Wochenende die Feuerwehren in Baden-Württemberg dazu aufrief, Ausrüstung für die ukrainischen Kollegen zur Verfügung stellen. Ernst ist selbst seit 38 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und weiß, was in der Not gebraucht wird.

 

Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um der Bevölkerung zu helfen.
Michael Briki
Stadtbrandmeister in Kirchheim

 

Die Kameraden demonstrieren Kameradschaft: „Die Resonanz ist überwältigend“, sagt Ernst gerührt. Innerhalb von nur drei Tagen gingen 200 Lieferungen von Feuerwehren aus dem ganzen Land in der als Sammelstelle genutzten Alten Kelter Fellbach ein. Das gesamte Material – die Organisatoren gehen momentan von fünf Lastwagen- und drei Flugzeugladungen aus – sind am Mittwoch verpackt worden. Der Transport an die polnisch-ukrainische Grenze hat gestern begonnen. Ausrüstung und Geräte, die besonders dringend benötigt werden, werden mithilfe des ukrainischen Katastrophenschutzes auf dem Luftweg befördert.

„Wir begrüßen die Initiative sehr und helfen, wo wir können“, betont Bernd Müller, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Esslingen-Nürtingen, der die 52 Feuerwehren im Landkreis vertritt. Der Verband hat den Aufruf über die sozialen Netzwerke weitergereicht, zudem wurden die örtlichen Wehren über die jeweiligen Bürgermeister informiert. Dafür hat die Stadt Fellbach gesorgt, die die Aktion mitorganisiert.

Als Erste hat die Feuerwehr Esslingen am Montagmorgen Hilfsgüter vor Ort abgegeben, darunter ein Notstromaggregat, eine tragbare Spritze und etwa 30 Schläuche. „Unsere Fahrzeuge sind alle doppelt bestückt, deshalb hatten wir Reserven“, berichtet Kommandant Oliver Knörzer. Die Gegenstände seien zwar alle gebraucht, „aber voll funktionstüchtig“.

Auch die Kameraden der Feuerwehr Filderstadt haben kurzerhand Schutzkleidung und Schläuche zusammengepackt, sagt Kommandant Jochen Thorns. Die Kürze der Zeit sei schon eine Herausforderung gewesen, räumt Kirchheims Stadtbrandmeister Michael Briki ein. Dennoch habe die Kirchheimer Feuerwehr „alle Hebel in Bewegung gesetzt, um der notleidenden Bevölkerung in der Ukraine zu helfen“, sagt ihr Kommandant. „Wir konnten Schläuche, Strahlrohre, Verteiler, ein Schaumrohr, Lüftungsgeräte, Schlauchbrücken, Handwerkszeug, Verbandskästen und Tauchpumpen sowie Einsatzjacken, Einsatzstiefel, Helme, Schutzhandschuhe, Einsatzhosen übergeben.“

Auch die Messe Stuttgart hat sich der Initiative gern angeschlossen – die Firma Barth baue gerade das neue Fahrzeug für die Werkfeuerwehr aus, berichtet Unternehmenssprecherin Stefanie Kromer. „Wir haben Helme, Löscharmaturen und Schläuche, Rettungs- und Beleuchtungsgerätschaften für die Aktion verpackt.“ Die noch einwandfreien Ausrüstungsgegenstände hätten aufgrund bestehender Regelungen bald ausgemustert werden müssen. Nun könnten sie für einen guten Zweck weitergereicht werden.

Die Feuerwehr Nürtingen hätte sich nach Angaben ihres Kommandanten Ralf Bader gern an der Hilfsaktion beteiligt, verfüge jedoch nicht mehr über entsprechendes Material. „Wir haben letztes Jahr nach dem Erdbeben in Kroatien gespendet, da ist fast alles rausgegangen.“ Die Flughafenfeuerwehr hat laut Unternehmenssprecherin Beate Schleicher ebenfalls nicht spontan aushelfen können. „Da wir erst kürzlich eine größere Spendenaktion an die Feuerwehren von Sierra Leone durchgeführt und auch ins Ahrtal gespendet haben, haben wir aktuell kein Material übrig, das wir abgeben könnten.“