Kirchheim. Nach den Sommerferien 2015 ging es Schlag auf Schlag. Die Flüchtlingszahlen stiegen europaweit, und Bundeskanzlerin Merkel sprach sich für eine unbeschränkte Aufnahme von Geflüchteten aus. Mit der Bitte um Hilfe bei der Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern wandten sich die Jugendämter neben anderen Trägern auch an die Bruderhaus-Diakonie. Viele Jugendhilfe-Teams, darunter auch in Kirchheim und Nürtingen und in weiteren Einrichtungen der Stiftung, nahmen sich Merkels „Wir schaffen das!“ zu Herzen.
Mit vereinten Kräften sorgten sie dafür, dass Jugendliche, die furchtbare Fluchterfahrungen hinter sich hatten, eine neue Heimat in den Wohngruppen der Bruderhaus-Diakonie fanden. Von November 2015 bis heute wurden in Reutlingen, Nürtingen, Freudenstadt und Deggingen rund zehn Wohngruppen mit über hundert Geflüchteten aus mehr als zehn Ländern eingerichtet.
„Es ist bemerkenswert, wie wenig sich Ziele, Träume und Wünsche junger Geflüchteter von denen junger Menschen, die hier aufgewachsen sind, unterscheiden - und doch könnten die Ausgangsbedingungen unterschiedlicher nicht sein“, sagt Ulrike Haas, Leitung Geschäftsfeld Jugendhilfe der Bruderhaus-Diakonie. Neben Alphabetisierungs-, Deutsch- und Berufsvorbereitungskursen wurden zahlreiche von der Jugendhilfe initiierte Freizeitprojekte ins Leben gerufen. So gründete sich in Kirchheim die Band „Die Wüstenblumen“ mit Jugendlichen verschiedenster Nationen.
Das Zusammenleben in den Wohngruppen, wo verschiedene Welten aufeinanderprallen, ebenso verschiedene Wertvorstellungen sowie unterschiedliche kulturelle und religiöse Identitäten, sind bis heute eine Herausforderung. Hinzu kommen die Fluchtgeschichten, schwierige Asylverfahren, Sorgen um die Familien, das Heimweh, Verständigungsschwierigkeiten und die Anforderungen an eine schnelle Integration. pm