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Die Forelle hat gleich mehrere Feinde

Natur Hitze, Trockenheit, Graureiher und Kormoran: Unterschiedliche Faktoren machen auch in der Teckregion der Bachforelle zu schaffen. Sie steht nun auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Von Heike Siegemund

Karl Sigel sieht positiv auf "seine" Lauter und den Bestand an Bachforellen. Foto: Tobias Tropper

Erstmals gilt die Bachforelle hierzulande als gefährdeter Fisch und steht auf der neuen roten Liste für Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland. Diese Nachricht hat Karl Sigel, der in einem Teilstück der Lauter in Oberlenningen ein Fischereirecht besitzt, „schon überrascht“, wie er sagt. Einen zurückgehenden Forellenbestand hat er in der Lauter bislang nicht beobachtet: „Bei uns ist der Bestand konstant. Wir haben Fische in allen Größen - und wir haben auch gutes Wasser“.

Die Bachforelle sei sehr empfindlich und stelle hohe Ansprüche, was die Wasserqualität anbelangt. „Sie braucht sauberes, frisches Wasser.“ In der Lauter sei die Qualität gut, betont Sigel. „Wir befinden uns ja relativ nah an der Quelle. Das sind nur fünf, sechs Kilometer“. Wichtig sei außerdem, die Fische „zu hegen und zu pflegen“, ergänzt Sigel. „Ich bin jede Woche unterwegs, schaue nach dem Bestand und füttere auch zu. Damit kann man schon ein bisschen was beeinflussen.“

Neben der Wasserqualität spiele die Wassermenge eine große Rolle. Aktuell habe man kein Problem mit zu geringen Wasserständen. Dies könne sich jedoch bei Hitze und längeren Trockenphasen ändern. Dann müssten die Besitzer von Wasserkraftwerken, die Wasser in ihre Kanäle ableiten, darauf achten, „dass sich noch genügend Restwasser im Mutterbett der Lauter befindet“, gibt der Oberlenninger zu bedenken.

Mit den Graureihern hat die Bachforelle neben der Hitze und Trockenheit noch einen weiteren Feind: „Sie schlagen sich tagtäglich den Bauch voll und fressen auch viele Forellen“, sagt Sigel. Unternehmen dürfe man nichts dagegen, denn auch der Graureiher stehe auf der roten Liste der gefährdeten Arten.

Markus Lang vom Kirchheimer Angelverein spricht ein weiteres Problem an: den Kormoran. „Vor allem am Neckar ist die Kormoranpopulation in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen“. Dadurch entstehe in den Gewässern „ein extrem hoher Fraßdruck“. „Kormorane fallen ein und fressen den Fischbestand auf, unter anderem die Forelle“. Doch noch immer sei der Vogel geschützt, ärgert sich Lang. 

„Als Angelverein haben wir den Eindruck, dass zwar die Natur geschützt wird, aber was unter der Wasseroberfläche abgeht, interessiert keinen, bis es dann alarmierend wird“, konstatiert Lang. Beim Kormoran sei die Politik nicht gewillt, etwas zu ändern, obwohl ein gestiegener Bestand nachgewiesen sei. Es handle sich um einseitigen Naturschutz. „Der Kormoran frisst alle Fische, ist ein Unterwasserjäger und verletzt bei seinen Attacken auch größere Fische“, gibt er zu bedenken.

Was den Schutz der Bachforelle anbelangt, geht Lang auch auf das Thema Wassertemperatur ein: Weil das Wasser nicht zu warm sein dürfe, sei es wichtig, den Uferbewuchs stehen und hoch wachsen zu lassen. So werden die Gewässer beschattet. Außerdem müsse man auf mehr Durchlässigkeit achten: Es sei ein grundlegendes Problem, „dass unsere Flüsse und Bäche, in denen die Bachforelle lebt, immer mehr verbaut werden“.

Die Bachforelle als Klimawandelverlierer

Dem Regierungspräsidium (RP) Stuttgart liegen keine Informationen vor, die einen Rückgang der Forellenbestände in Lauter und Lindach nahe legen. Das geht aus einer Anfrage des Teckboten an die Fischereibehörde im RP hervor. Allerdings seien jedoch „alle Bachforellenbestände in Baden-Württemberg grundsätzlich durch unterschiedliche Faktoren bedroht“, ergänzt Pressesprecherin Janina Dinkelaker. So zeigen neuere Bestandsuntersuchungen in manchen Gewässern Rückläufe von bis zu 50 Prozent.

Ein Problem für die Forelle sei der Verbau der Gewässer, der zur Zerstörung von Laichplätzen führe. Außerdem fehlen zum Teil Fischaufstiege; Gewässerverschmutzung und Fraßdruck belasten die Bestände zusätzlich, ergänzt Dinkelaker. Eine erhebliche Bedrohung stelle der Klimawandel dar. Die Forelle sei auf kühle Wassertemperaturen angewiesen. Bei hohen Wassertemperaturen nehme die Anfälligkeit für Fischkrankheiten zu. „Wenn zukünftig die kleinen Oberläufe der Fließgewässer austrocknen, drohen starke Bestandseinbußen“, so Dinkelaker weiter. „Mögliche Klimarefugien bestehen vor allem in den höheren Lagen des Schwarzwaldes, des Alpenvorlands und der Schwäbisch Alb.“ hei