Sanierung
Die Fundamente von Strommasten werden erneuert

Die TransnetBW muss auf der Überlandleitung von Wendlingen bis Dellmensingen bei Ulm bei 22 Stahlriesen für bessere Stabilität sorgen. Jeweils zwei sind in Notzingen und in Jesingen betroffen. 

Das Fundament von "M10" bei der Kläranlage Notzingen muss saniert werden. Foto: Iris Häfner

Ein kleines gelbes Schild mit der Aufschrift „M 24“ weist für Insider den Weg. Zunächst geht es über den Feldweg, dann auf Eisenplatten über Feld und Flur. Die Spur endet an einem großen Strommasten. „2014 haben wir begonnen, die Masten zu prüfen und bei Bedarf zu modernisieren“, sagt Mirjam Brielmaier, Projektleiterin Freileitungsbau bei TransnetBW.

Auf der 0303 stehen 212 Masten. Dabei handelt es sich um die Überlandleitung vom Umspannwerk Wendlingen über Laichingen bis Dellmensingen, etwa 15 Kilometer südlich von Ulm. Im dortigen Umspannwerk enden die 380-kV- und 220-kV-Leitungen. „Es ist die größte Leitung auf der Alb“, sagt Mirjam Brielmaier. Drei Landkreise werden damit „überspannt“: Esslingen, Göppingen und Alb-Donau. Unter die Lupe genommen wurden 2014 das Fundament und der Stahl der Strommasten aus dem Jahr 1954. Der Stahl wurde schon in den Jahren 2015 bis 2018 saniert, teilweise auch getauscht.

 

In einer 220-kV-Leitung ist tausendmal mehr Spannung als in der Steckdose.

Mirjam Brielmaier, Projektleiterin Freileitungsbau bei TransnetBW

 

Jetzt geht es um das Fundament. Bei 22 Masten muss nachjustiert werden, vier davon stehen im Landkreis Esslingen. Konkret: zwei in Notzingen und zwei in Jesingen. „Das Material kann sich im Lauf der Zeit verändern. Man setzt Modelle an und berechnet die Kräfte. Beim Fundament geht es um die innere und äußere Standsicherheit“, erklärt Mirjam Brielmaier. Alte Pläne helfen bei der Berechnung, etwa ob das Fundament „hochgekommen“ ist oder mit wie viel „Dreck“ es überlagert ist. Zudem ist der Sicherheitsstandard seit den 1950er-Jahren strenger geworden. „Es wird immer sicherer, wenn man das Fundament verstärkt“, so die Projektleiterin. 

Im ersten Schritt der Sanierung wird der Wegebau angegangen. Damit die schweren Baumaschinen keine größeren Schäden bei der Überfahrt anrichten, werden breite Stahlplatten auf dem Boden ausgebreitet, damit sich der Druck verteilen kann. Um den Mast werden zuerst der Oberboden, dann der Unterboden abgetragen und auf getrennten Hügeln zwischengelagert. „Es gibt eine maximale Höhe, damit der Boden nicht zusammengedrückt wird“, erläutert Mirjam Brielmaier.

Die Masten werden in alle vier Richtungen abgeankert. „Tote Männer“ heißen im Fachjargon die Anker, die zwei bis drei Meter tief in den Boden gegraben werden und für die vorübergehende Standsicherheit sorgen – ein ähnliches Prinzip wie die Heringe beim Zelten. „Ist das nicht möglich, gibt es eine Auflast. Das heißt, Betonklötze übernehmen diese Funktion“, erläutert die Projektleiterin. Das ist die Ausnahme und beispielsweise bei Mast 10 wegen der Notzinger Kläranlage der Fall. Zu dicht steht der Mast am Betriebsgelände. „Dort sieht man beide Techniken: drei Anker und eine Auflast“, sagt Mirjam Brielmaier. Ist der Strommast dank Anker und Stahlseilen standsicher, kommt mithilfe eines gro­ßen Meisels der alte Beton weg, ehe das neue Fundament gegossen wird.

Die Sanierung braucht Vorlauf, Genehmigungen von Landratsamt oder Regierungspräsidium sind nötig. Der Naturschutz ist involviert, es gibt ökologische und bodenkundliche Begleitung. „Der Wasserschutz ist auch ein Thema“, sagt Mirjam Brielmaier. Gewisse Arbeiten müssen im Winter über die Bühne gehen. „Das betrifft eher Tiere wie Amphibien oder Bodenbrüter“, verdeutlicht sie. Insgesamt ist für die gesamte Maßnahme ein Jahr eingeplant. „Es wird nacheinander gearbeitet, ein paar Masten können parallel saniert werden. Das hängt nicht zuletzt von der Witterung ab. Bei starkem Frost kann nicht betoniert werden. Wenn es zu nass ist, kann das die Arbeiten ebenfalls aufhalten“, nennt Mirjam Brielmaier Gründe. 

Bereits im Herbst wurden sowohl Eigentümer als auch Pächter über die Arbeiten informiert. „Es gibt eine kleine Entschädigung, die ein bisschen höher ausfällt, wenn das Fundament vergrößert wird“, so die Projektleiterin.