Im Lenninger Gemeinderat ist Stühlerücken angesagt: Neun der 18 Mitglieder sind nach den Kommunalwahlen vom Mai Neulinge. Noch haben sie nicht im Rund Platz genommen. In der Sitzung am Dienstag nahm Bürgermeister Michael Schlecht erst einmal die „alten Hasen" in den Blick: Nach zahlreichen Ehrungen wurden die Räte verabschiedet, die ihren Hut nehmen.
25 Jahre gehörte Wolfgang Tröscher dem Gemeinderat an. In den vergangenen drei Legislaturperioden war er nicht nur einfaches Mitglied, sondern für jeweils fünf Jahre auch dritter, zweiter und erster Stellvertreter des Bürgermeisters. „Daran kann man ablesen, man muss sich hocharbeiten", sagte Michael Schlecht augenzwinkernd. Es zeige jedoch auch die Bedeutung, die Wolfgang Tröscher im Ratsrund genossen habe. Der Rathauschef würdigte nicht nur die Loyalität seines Stellvertreters, sondern auch dessen Fach- und Sachkompetenz. „Sie haben die Gemeinde Lenningen über Jahre mitgestaltet." Ihn habe der Blick für das Machbare ausgezeichnet. Als Banker legte er zudem besonderes Augenmerk auf die Finanzen.
Wie Wolfgang Tröscher, so hatte auch Jürgen Rau nach 25 Jahren nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert. Auch seine Wahlergebnisse zeigten, dass er bei den Bürgern großes Vertrauen genoss. Gleichzeitig sei er Mittler verschiedener Interessen gewesen. Von 2004 bis 2009 zweiter und dann dritter Stellvertreter des Bürgermeisters, habe er sich besondere Verdienste erworben. Als Chef einer örtlichen Bauschlosserei konnte das Gremium auf Raus berufliche Erfahrung zählen. Und: „Dass wir für den Bauhof die richtigen Fahrzeuge beschaffen, hat Sie immer umgetrieben."
Nach 20 Jahren sagt auch Georg Zwingmann dem Gemeinderat aus freien Stücken Adieu. Zunehmend brachte er sich bei allen Themen ein und bestimmte nicht selten mit, in welche Richtung die Beratung lief. „Ihnen ging es immer um die Gestaltung der Gesamtgemeinde", sagte Michael Schlecht. Er habe die Lenninger Grüne Alternative Liste (LEGAL) hoffähig gemacht. „Ihre Beiträge sorgten für eine Diskussionskultur, die dem Gremium gut tat."
Dank Georg Zwingmann genießen Bildung und Betreuung im Lenninger Gemeinderat inzwischen einen hohen Stellenwert. „Ich bedaure außerordentlich, dass Sie von Bord gehen", so der Bürgermeister.
Unterbrochen von einer Legislatur, saß auch Uwe Thumm zwei Jahrzehnte im Gremium. „Mit Ihren Fragen haben Sie uns immer wieder überrascht", resümierte Schlecht. Humorig wies er darauf hin, dass mit dem Ausscheiden von Uwe Thumm das Ausrollen einer Kabeltrommel vor jeder Sitzung passé ist. Der Aufwand war nötig, weil der Gemeinderat seinem Notebook-Akku misstraute.
Nach drei Amtsperioden kehrt Hanspeter Eistetter dem Gremium den Rücken. „Sie haben keine großen Töne gespuckt, sondern häufig unter ‚Verschiedenes‘ Dinge angesprochen, die im Argen lagen", bescheinigte Michael Schlecht dem Hochwanger. „Oft haben Sie die Dinge knochentrocken auf den Punkt gebracht.“ Auch Achim Wörner, Petra Schmid, Silvia Weber und Rainer Schnaible wurden von dem Verwaltungschef gebührend verabschiedet.
Als Ratsmitglied brauche es insbesondere die Kunst des Zuhörens und der Entschlossenheit, betonte Georg Zwingmann. Die Gemeinde Lenningen bezeichnete er als eine fast unerschöpfliche Quelle persönlichen Wirkens. Wolfgang Tröscher zog ebenfalls ein positives Fazit: „Ich habe sehr von der Arbeit als Gemeinderat profitiert."