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Die Hochdorfer Pumpstation soll wieder strahlen

Infrastruktur Mit der Einrichtung fiel 1928 der Startschuss für die örtliche Trinkwasserversorgung. Jetzt wird das historische Gebäude restauriert. Von Katja Eisenhardt

Vor 30 Jahren hat mir jemand das historische Pumpenhäusle von innen gezeigt. Von da an war ich von dessen Technik fasziniert und habe regelmäßig reingeschaut, um unter anderem den alten Deutz-Verbrennungsmotor zu ölen, damit er nicht rostet“, erzählt Helmut Unrath. Mit seinen Altersgruppen-Kameraden der Hochdorfer Feuerwehr Erhard Schmid, Rudi Golla und Herbert Burk steht er an diesem Vormittag im Inneren des historischen Gebäudes im Brunnenwiesenweg. Ewald Höger und Hartmut Olschewski gehören ebenso noch zur Gruppe dazu wie Werner Halm vom Verein Historische Gebäude und Ortsgeschichte Hochdorf.

In diesem Team haben die technisch versierten und historisch interessierten Herren die 1952 stillgelegte und von da an zeitweise noch als Notreserve betriebsbereit gehaltene Pumpstation aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt. Ehrenamtlich renoviert und restauriert wird das Ende der 1920er-Jahre errichtete Gebäude samt seiner Original-Ausstattung Schritt für Schritt seit 2019. Mit der Zustimmung der Gemeinde als Eigentümerin und des Gemeinderats bildete dank der fachlichen Expertise von Zimmerermeister Hartmut Olschewski die Erneuerung des maroden Dachstuhls den Auftakt zu einem Restaurations-Großprojekt. Im Juni 2020 ging es dann im Inneren des kleinen Häuschens richtig los.

 

„Wir haben ihn in all seine Einzelteile zerlegt, gerichtet, poliert und wieder aufgebaut.
Helmut Unrath
über die Überholung des Deutz-Verbrennungsmotors aus dem Jahr 1924

Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Die teils gebröckelte Decke ist wieder gerichtet, in neuem Glanz erstrahlt mittlerweile auch der aufwändig restaurierte Deutz-Verbrennungsmotor, Baujahr 1924. „Vermutlich war er der erste Antrieb der Pumpe, um das Wasser zum Hochbehälter zu pumpen. Ihn zu restaurieren hat gut ein Jahr gedauert. Wir haben ihn in all seine Einzelteile zerlegt, gerichtet, poliert und wieder aufgebaut. Bis auf den Tank ist der Motor noch original. Das ist wirklich ein faszinierendes Stück Technikgeschichte“, findet Helmut Unrath. Ihm und seinen Renovierungskollegen ist die Begeisterung deutlich anzumerken. Den alten Motor haben sie wieder zum Laufen gebracht, wie eine kurze Demonstration zeigt. Rund 600 Arbeitsstunden hat die Gruppe bis dato in die Renovierung investiert. Fast jeden Mittwochabend wird unermüdlich geschraubt.

Die ehemalige Pumpstation wurde im Gewann Lange Wiesen nahe einer alten, öffentlich genutzten Brunnenfassung erbaut. „Die Inbetriebnahme der Pumpstation war 1928 der Startschuss für die Gemeinde-Trinkwasserversorgung, nachdem die bisherige Nutzung der Haus- und Ortsbrunnen dafür nicht mehr ausreichte“, erklärt Helmut Unrath. Jeder Bauer im Ort habe bis dato einen eigenen Brunnen gehabt, denn allein pro Kuh brauche man am Tag 30 bis 40 Liter Wasser, erinnert sich Unrath, der als Sohn und Enkel der örtlichen Schmiedemeister Fritz und Jakob Unrath selbst auf einem Hof aufwuchs. Bei den Unterlagen des Pumpenhäusles findet sich sogar noch eine Rechnung über Schlosserarbeiten am Pumpwerk aus dem Jahr 1952. 479,23 Mark fielen dafür an. „Die Arbeiten muss entweder mein Vater oder Großvater erledigt haben“, so Unrath.

Wenn das Pumpenhäusle und sein Innenleben komplett restauriert sind, plant die Gruppe, für alle Interessierten Besichtigungen anzubieten. „Die Pumpe soll wieder eine Funktion bekommen, etwa um im Zuge der Talbachrenaturierung ein potenzielles Wasserspiel für Kinder zu befüllen“, beschreibt Erhard Schmid eine erste Idee für eine erlebbare Historie in Hochdorf.

Wie das Wasser in
den Ort kam

Motor Ursprünglich wurde der Verbrennungsmotor mit Petroleum betrieben. „Das kann man aus der Bedienungsanleitung herauslesen. Früher gab es zunächst ja kein Diesel und später war das Petroleum güns­tiger“, weiß Hobby-Restaurateur Helmut Unrath. Nach der Elektrifizierung des Ortes sei dann ein sogenannter Schleifringelektromotor als neuer Antrieb nachgerüstet worden. Der Dieselmotor stand als Reserve parallel zur Verfügung. 1940 wurden zudem die Pumpe und der zugehörige Kessel umgebaut.
Pumpe Von der später elektrisch betriebenen Pumpstation wurde mittels sogenannter Kolbenpumpen das Wasser zum Hochbehälter im Gewann Hängenloh transportiert und von dort aus fast alle Hochdorfer Haushalte versorgt. „Über eine zum Hochbehälter zusätzlich verlegte Kontrollleitung konnte der Wassermeister im Pumpenhäusle erkennen, ob der Hochbehälter voll war“, erzählt Erhard Schmid. Das Anwachsen der Bevölkerung erforderte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dann schließlich eine überörtliche Wasserversorgung, was zur Stilllegung der Hochdorfer Pumpstation im Jahr 1952 führte.
Wasserreserve Noch heute gibt es ein Wasservorkommen im Bereich Lange Wiesen, in dem das Pumpenhäusle steht. In Trockenzeiten wird auch heutzutage vom Zweckverband Reichenbach-Hochdorf Wasser an der Quellfassung auf der benachbarten Wiese geholt, um die Grünanlagen der beiden Gemeinden zu bewässern.
Wissen Wer weitere Infos oder Bildmaterial zur historischen Hochdorfer Pumpstation und damit zur ersten eigenständigen Wasserversorgung der Gemeinde hat, kann sich an Helmut Unrath (0 71 53/5 37 53) oder Erhard Schmid (0 71 53/5 55 41) von der Altersgruppe der Hochdorfer Feuerwehr wenden. eis