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Die Hochschule Esslingen bildet Wasserstoffexperten aus

Studium Am Göppinger Campus wurde ein bundesweit einmaliger Studiengang eingerichtet, der sich mit dem Energieträger der Zukunft befasst. Von Simone Weiß

Für viele ist er der Stoff, aus dem die Energiezukunft gemacht wird: Mit Wasserstoff könnten Rohstoff-Krisen überwunden werden. Auch die Verantwortliche an der Hochschule Esslingen sind von der Wirksamkeit des chemischen Stoffes überzeugt. Zum Sommersemester 2024 startet ein bundesweit einmaliger Studiengang am Campus Göppingen. Das neue Fach „Wasserstoff-Wirtschaft und Technologie-Management“ soll schon heute die Spezialisten für morgen ausbilden. Bewerbungen für die 15 Plätze des Masterstudienganges sind ab 31. Oktober möglich.

Er wird oft als Allheilmittel für Energiekrisen, Rohstoffknappheit, steigende Preise, Abhängigkeit von anderen Staaten und die Gefahren des Klimawandels angepriesen. Doch ist der Wasserstoff tatsächlich ein wirksames Rezept gegen alle diese Missstände? Studiengangleiter Ralf Wörner ist davon überzeugt: Den Kritikpunkt der Hochpreisigkeit des „Champagners unter den Energieträgern“ lässt der Professor nicht gelten. Bis ins Jahr 2030, meint er, werde der Wasserstoff in Baden-Württemberg angekommen sein. Er rechnet dann mit einem Preis von sieben Cent pro Kilowattstunde.

 

Mit dem Studiengang greifen wir ein Trendthema auf.
Fabian Diefenbach, Prorektor Hochschulentwicklung und Kommunikation der Hochschule Esslingen

Deutschland könne in der Frage der Energieversorgung nicht auf Zeit spielen, sondern müsse aktiv werden und sich um die Versorgung kümmern. Die Kapazitäten hängen von drei Säulen ab: Einmal werde es dezentrale kleine Elektrolyse-Anlagen vor Ort zur Herstellung geben. Eine dieser Anlagen befindet sich etwa in der Neuen Weststadt in Esslingen. Dann setzt der Professor auf größere, zentrale Produktionsstätten von Wasserstoff etwa in Wilhelmshaven oder Bremerhaven mit entsprechenden Forschungseinrichtungen und Kompetenzzentren. Längerfristig sei aber auch eine Zulieferung aus anderen Staaten möglich. Zu dem Kreis der Lieferanten zählt er Australien, Kanada, Namibia oder Chile.

Von der Bedeutung des Wasserstoffs für die künftige Energieversorgung ist auch Christine Kumpf von der Wirtschaftsförderung der Stadt Göppingen überzeugt. Der Energieträger sei ein Mittel auf dem Weg hin zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und biete Unternehmen viele Potenziale und Chancen: „Wir haben einen Austausch zum Thema Wasserstoff organisiert, um die Hochschule Esslingen und ihren Campus Göppingen mit den ortsansässigen Firmen zusammenzubringen und einen Überblick über Angebot und Nachfrage zu erhalten.“

Nachfrage nach Wasserstoff-Experten steigt

Der Bedarf sei groß, meint Ralf Wörner. Denn der Transformationsprozess in Unternehmen aller Sektoren hin zum Einsatz regenerativer Energie sei am Laufen. Aus Gesprächen mit Vertretern der örtlichen Industrie wisse er, dass die Nachfrage nach gut ausgebildeten Wasserstoff-Spezialisten enorm sei. Ausbildungsmöglichkeiten seien bisher aber rar. Diese Lücke soll der Masterstudiengang Wasserstoff-Wirtschaft und Technologie-Management schließen. Er möchte in der Gegenwart Experten für Zukunftsthemen ausbilden. 15 Studienplätze werden am Campus Göppingen pro Semester mit Start im Frühjahr 2024 vergeben.

Bewerben können sich für die Ausbildung zum Master of Engineering Studierende mit einem technisch-orientierten Bachelor-Abschluss etwa in Fächern wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Ingenieurwesen. Gedacht ist der Aufbaustudiengang auch für Wirtschaftsingenieure oder Absolventen der technischen Betriebswirtschaftslehre: „Wir hoffen auf die Besten aus dem deutschsprachigen Raum“, betont Ralf Wörner. In zwei Fachsemestern sollen Kompetenzen in Ingenieurwesen, Produktmanagement, Chemie, Technik, Wirtschaft und Recht vermittelt werden, ein drittes Semester ist für das Verfassen der Master-Thesis vorgesehen. Die Möglichkeit zu einer Promotion bestehe. In dem Studiengang werde Wissen zu Wasserstoff-Anwendungen und dem Management nachhaltiger Technologien gelehrt.

Der neue Studiengang wurde nach Angaben von Ralf Wörner und Fabian Diefenbach, Prorektor für Hochschulentwicklung und Kommunikation, in Göppingen angesiedelt, weil dort wichtige Laboreinrichtungen wie ein Reinraum vorhanden sind. Außerdem passe der Aufbaustudiengang sehr gut zu den in der Stauferstadt angesiedelten Angeboten.

 

Der Campus Göppingen

1200 Studierende sind am Campus Göppingen der Hochschule Esslingen eingeschrieben. Belegt werden können dort mit Mechatronik, Wirtschaftsingenieurwesen, Digital Engineering und dem zusammen mit der Universität Tübingen angebotenen Lehramt für Naturwissenschaft und Technik (NWT) vier Bachelor-Studiengänge. Zum Master führen Smart Factory und die zusammen mit der Hochschule Aalen organisierte Ausbildung Mechatronik/Systems Engineering.

Neben dem Studium kann in Göppingen auch eine Ausbildung absolviert werden, und zwar in den beiden Studiengängen MechatronicPlus und dem vom Unternehmen bezahlten MechatronicCom.

Zum Wintersemester wurden drei neue Bachelor-Studiengänge an der Hochschule eingeführt – Digital Engineering am Campus Göppingen sowie Digital Business und IT-Sicherheit in Esslingen in der Flandernstraße. sw