Maikundgebungen
Die Industriestandorte erhalten

Die Gewerkschaften fordern zum Tag der Arbeit unter anderem, dass die neue Regierungskoalition auch tatsächlich in eine leistungsfähige Infrastruktur investiert.

Am 1. Mai gibt es wieder Kundgebungen der Gewerkschaften – auch in Kirchheim. Archiv-Foto: Thomas Krytzner

Unter dem Motto „Mach dich stark mit uns!“ begehen die Gewerkschaften unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbunds den 1. Mai. „Als Gewerkschaft fordern wir von den Arbeitgebern und der Politik ein klares Bekenntnis zur Sicherung und Stärkung der deutschen Industriestandorte. Nur das garantiert auch zukunftssichere Arbeitsplätze hier in der Region“, sagt Martin Auerbach, Kreisvorsitzender des DGB in Esslingen-Göppingen.

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD beinhalte viele gute Ansätze, allen voran die Investitionen in eine leistungsfähigere Infrastruktur. „Es kommt jetzt darauf an, unser Land und unsere Wirtschaft am Laufen zu halten und für die Zukunft aufzustellen. Die von den künftigen Regierungsparteien vereinbarten Milliarden müssen jetzt dahin fließen, wo sie dringend benötigt werden. In die Schienen, in die Schulen, den Wohnungsbau, die soziale Sicherung, die Digitalisierung und den Klimaschutz“, fordert Auerbach.

Der Landkreis Esslingen sei ein starker Industriestandort – geprägt von innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen, aber auch von Weltfirmen. Doch alle stünden derzeit unter enormem Druck: Drohende Handelskonflikte, steigende Energiepreise, der Fachkräftemangel und die digitale Transformation fordern ihren Tribut. Hier brauche es politische Impulse. Das von der Bundesregierung beschlossene Sondervermögen von 500 Milliarden Euro müsse deshalb gezielt dort ankommen, wo es am dringendsten gebraucht wird – in der öffentlichen Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Schulen, aber auch direkt in den Betrieben.

Gerade Schlüsselbranchen wie die Baumaschinenhersteller, Elektrowerkzeughersteller oder der Maschinen- und Anlagenbau im Landkreis benötigten jetzt konkrete Planungssicherheit. Sie sind technologisch führend, stehen aber unter massivem Wettbewerbsdruck. Es brauche gezielte Investitionsimpulse, klare Zusagen und einen Local-Content-Ansatz, besonders bei öffentlichen Aufträgen – damit Wertschöpfung und gute Arbeit vor Ort bleiben. „Unsere Industrie steht für Innovation, Qualität und gute Arbeitsplätze – sie braucht jetzt eine starke politische Rückendeckung. Das Sondervermögen darf kein Papiertiger bleiben, sondern muss bei den Menschen und in den Betrieben ankommen,“ fordert Alessandro Lieb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen.

Rückläufige Tarifbindung

Die Tarifbindung ist seit Jahren rückläufig. In Baden-Württemberg arbeitet nur noch jeder zweite Beschäftigte unter dem Schutz eines Tarifvertrags. In den Landkreisen Esslingen und Göppingen sind es von insgesamt 82 Kommunen nur noch 26 Gemeinde und Städte, die tarifgebunden sind. Aktuell wurde für den öffentlichen Dienst ein neuer Tarifvertrag ausgehandelt. Dazu Benjamin Stein, Bezirksgeschäftsführer verdi Fils-Neckar-Alb: „Wir fordern alle anderen Kommunen auf: Werdet Mitglied im kommunalen Arbeitgeberverband, seid Vorbild und übernehmt soziale Verantwortung für eure Beschäftigten.“

Dass es auch anders geht, zeigen die Kommunen Kirchheim, Göppingen, Leinfelden-Echterdingen sowie Esslingen auf der Ebene des Landkreises: Alle vier Verwaltungen haben beschlossen, den vom DGB erarbeiteten „Schwäbischen Standard“ ab diesem Jahr anzuwenden, und erfassen nun bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, inwiefern Unternehmen Tarifverträge anwenden.  pm

 

Kundgebungen in Kirchheim, Esslingen und Nürtingen

Kirchheim: Ab 13.30 auf dem Marktplatz Kundgebung mit Demo und anschließendem Fest. Die Mairede hält Doreen Bormann, Gewerkschaftssekretärin verdi Fils-Neckar-Alb. Für Musik sorgen „Die Zwei“. Nach der Kundgebung geht es als gemeinsame Demonstration in „die Linde“, wo bei Essen und Getränken die politische Arbeit mit einem Fest gefeiert wird.
Esslingen: Kundgebung ab 11 Uhr auf dem Marktplatz Um 9.30 gibt es einen Gottesdienst in der Frauenkirche. Die Maireden halten Martin Gross, Vorsitzer von verdi Baden-Württemberg, und Mira Hartwig, Kreisvorsitzende GEW Esslingen. Für Musik sorgen „Die Söhne“. Es gibt Bewirtung und Infostände. Für Kinderprogramm sorgen die Sozialistische Jugend – Die Falken Esslingen.
Nürtingen: Politisches Festival ab 11 Uhr auf dem Schillerplatz. Die Mairede hält die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Esslingen. Nevin Akar. Insgesamt drei Bands sorgen für die passende musikalische Stimmung auf dem politischen Festival zum 1. Mai: „Trennungskind“, „Krankheim“ und „Pascal“ bewegen sich allesamt irgendwo zwischen Punk und Liedermacherei. pm