Rund drei Wochen ist der Bau beim Johannesforum hinter dem Terminplan her. „Es ist aber noch alles im Rahmen“, beruhigt Bauleiter Peter Wild. Das neue Gemeinde- und Unterstützungszentrum für behinderte Menschen der evangelischen Kirche und der Bruderhausdiakonie soll Anfang Mai eröffnet werden – dem stehe aktuell nichts im Wege, sagt der Architekt aus Wendlingen.
Die Arbeiten an dem neuen Gemeindezentrum, in dem künftig 23 Menschen mit Behinderung eine Bleibe finden sollen, sind auch in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester weitergelaufen. An der Fassade werden seit einigen Wochen die markanten Steine aus Gönninger Tuff angebracht, die teils vom Vorgängerbau, der ehemaligen Johanneskirche, stammen. „Das ist ein sehr aufwendiges Verfahren“, sagt der evangelische Pfarrer Peter Brändle. Der Esslinger Steinmetz Constantin Baki hat etwa 440 Quadratmeter Tuffsteine der alten Johanneskirche gerettet. Neue Tuffsteinquader ergänzen die alten Steine. Sie sollen am Gebäudeteil des Gemeindehauses zum Blickfang werden und eine wichtige Brücke zum Vorgängerbau, dessen Abriss damals hohe Wellen in Wendlingen geschlagen hat, bilden. Auch an einem Teil der Fassade des Unterstützerzentrums werden die Tuffsteine angebracht.
Da die vorhandenen Steine aber nicht ausreichen, müssen sie mit neuem Travertin ergänzt werden. Um die Kosten bewältigen zu können, hat die Kirchengemeinde die Spendenaktion „WIR-Steine“ ins Leben gerufen. Dafür werden Paten gesucht, die für je einen Quadratmeter Fassaden-Natursteine 500 Euro spenden. 200 Quadratmeter gilt es zu finanzieren. Rund 20 000 Euro hat die Kirche über die Spendenaktion bislang erwirtschaftet, allerdings ist das nur ein Viertel der anvisierten Summe. „Es gilt, noch 150 Quadratmeter zu finanzieren. Mehr als die Hälfte der Steine ist also noch vakant“, sagt der Pfarrer. Wer sich finanziell engagieren möchte, möge sich einfach bei der Kirche melden. Die Spender haben die Möglichkeit, ihren Namen auf eine Spendentafel, die am fertigen Bau angebracht werden soll, gravieren zu lassen. Die Aktion wird laut Brändle noch bis weit in den Sommer hinein laufen. Das Geld wird in den Neubau gesteckt. „Wir haben eine Finanzierungslücke von rund 500 000 Euro. Diese Summe müssen wir aufbringen“, erklärt der Pfarrer. Der Kostenanteil der Kirche ist mittlerweile auf rund 3,7 Millionen Euro gestiegen.
Zusammen mit der Bruderhausdiakonie laufen parallel die ersten Überlegungen, wie das Zusammenleben der inklusiven Wohngemeinschaft aus Kirche und Menschen mit Behinderungen mitten im Herz von Wendlingen aussehen könnte. „Wir machen uns bei unseren regelmäßigen Treffen mit der Bruderhausdiakonie viele Gedanken darüber“, bestätigt Diakonin Bärbel Greiler-Unrath. Die Ideen reichten von gemeinsamen Gottesdiensten nach dem Motto „Kirche kunterbunt“ über Mitmachaktionen bis hin zum Mittagstisch. „Richtig konkret wird es erst, wenn die Menschen eingezogen sind“, kündigt Greiler-Unrath an. Das wird nicht mit einem Schlag Anfang Mai passieren, vielmehr werden die 23 Wohnplätze nach und nach belegt werden. „Wenn wir dann alle unter einem Dach leben, müssen wir wie in einer WG unseren Alltag hinbekommen, dann sehen wir weiter“, sagt die Diakonin.
„Wir sind für gemeinsame Ideen und Begegnungsmöglichkeiten offen und freuen uns über neue Erfahrungen“, bestätigt Pressesprecherin Sabine Steininger von der Bruderhausdiakonie, die derzeit nach Mitarbeitern für die Wohneinrichtung in Wendlingen sucht. „Wir freuen uns sehr, dass es bereits mehrere Bewerbungen von Personen aus Wendlingen gibt“, so Steininger, und weiter: „Außerdem freuen wir uns darauf, Menschen unabhängig von der Schwere ihrer Behinderung eine weitgehend eigenständige und selbstbestimmte Lebensführung sowie Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen“, sagt die Pressesprecherin.
Künftige Nutzung der neuen Räume
Kirchengemeinde Rund 600 von insgesamt 1600 Quadratmetern hat die evangelische Kirchengemeinde zur Verfügung. Neben dem Pfarrbüro, das sich interimsweise in der alten Lauterschule befindet, entstehen Gruppen- und Aufenthaltsräume sowie ein Foyer und ein Saal, in dem auch Gottesdienste abgehalten werden können.
Bruderhausdiakonie Insgesamt stehen 23 Wohnplätze für Menschen mit geistiger Behinderung auf gut 1000 Quadratmetern über vier Stockwerke verteilt zur Verfügung. Es sind Wohnungen mit je sechs Plätzen, eine Wohneinheit für längerfristig intensiv betreutes Wohnen und fünf Einzelappartements auf den Stockwerken verteilt.
Verteilung Das neue Angebot in Wendlingen soll zu einer bedarfsgerechten, wohnortnahen und ins Gemeinwesen integrierten Versorgung an Wohnraum für Menschen mit Behinderungen beitragen. Vorrangig werden Menschen aus dem Landkreis Esslingen von der Bruderhausdiakonie und dem Kostenträger aufgenommen. kd