Das Thema Energiesparen ist derzeit in aller Munde. Die Preise für Gas, Strom, Öl und Holz schießen wegen des Ukraine-Kriegs durch die Decke. Wo können Strom- und Heizkosten eingespart werden? Dieser Frage geht Michael Christ in Dettingen nach. Seit geraumer Zeit ist er Klimaschutz- und Energiemanager in der Schlossberggemeinde. Vor zwei Jahren hat sich der Dettinger Gemeinderat dafür entschieden, eine solche Stelle zu schaffen. Jetzt konnte Michael Christ seinen ersten Energiebericht vorstellen. „Der bisherige ist über 20 Jahre alt, ich will ihn künftig jährlich fortführen“, sagte er.
Michael Christ hat ihn überarbeitet und dem Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg angepasst. Er zeigte auf, wozu die Kommune in welchen Bereichen verpflichtet ist: unter anderem Unterkünfte, Fuhrpark, Sportplätze, Hallen und Hallenbad, Wasserversorgung, Kläranlage. Zielgruppenorientiert will er einen Maßnahmenkatalog erstellen, wo es Optimierungsmöglichkeiten gibt. „So möchte ich den Bericht schrittweise verbessern“, sagte er.
„2021 war ein kaltes Jahr. Man musste mehr heizen und mit dem Winterdienst mehr raus, was einen höheren Kraftstoffverbrauch zur Folge hatte. Wegen Corona musste zudem auch mehr gelüftet werden – was zu noch mehr Heizkosten führte“, sagte er. Allerdings ging der Wasserverbrauch zurück, weil die Hallen weniger genutzt wurden. „Das Hallenbad war komplett zu, was rund 40 Prozent unseres Energiebedarfs ausmacht. Wenn es 2030 schließt, senken wir unseren Verbrauch dementsprechend“, erläuterte er.
Sein Ziel ist es, zu 100 Prozent Ökostrom zu beziehen. „Wir werden aber nie zu 100 Prozent neutral sein, es werden immer Emissionen freigesetzt“, läuft er keinen Illusionen hinterher. Bis 2040 sollen sie aber stark absinken. „Ein großer und schwieriger Bereich ist die Fahrzeugflotte. Hier die Emissionen abzusenken, ist die größte Herausforderung“, ist er überzeugt. Auch die Schlossberghalle will er genauer unter die Lupe nehmen.
Warum ausgerechnet die Kindertageseinrichtungen ziemlich schlecht abschneiden, möchte er recht schnell analysieren. Dabei interessiert ihn vor allem, wo sich die Stromfresser verbergen. „Ohne Zähler kann ich sie jedoch nicht finden“, sagte er. Deshalb sollen im Rathaus, in der alten Schule und im Feuerwehrmagazin Zähler installiert werden. „Das hilft bei der Bilanzierung“, so der Energiemanager.
Wichtig sind Michael Christ und Bürgermeister Rainer Haußmann die energiepolitischen Leitsätze – und damit selbstgesteckte Ziele. „Das brauchen wir wegen des Verbesserungsprozesses“, sind beide überzeugt. Sie lauten – Erste Priorität: Wir, die Gemeinde, versorgen unsere Einrichtungen bis 2040, möglichst früher, weitestgehend klimaneutral – weniger als 50 Tonnen CO2 pro Jahr inklusive Vorkette – mit Energieträgern. Zweite Priorität: Wir setzen in unseren Einrichtungen Energie und Wasser so effizient wie möglich ein. Die Zielwerte des European Energy Awards werden wir bis 2035 erreichen. Dritte Priorität: Wir halten unsere Ausgaben für Energie- und Wasser unter dem Inflationsniveau. Vierte Priorität: Wir vergrößern unsere Unabhängigkeit von Energieimporten, indem wir mehr Primär-Energiequellen für unsere Einrichtungen nutzen.
Während Andreas Hummel rein gar nichts von Leitbildern hält, gab es eine längere Diskussion zur dritten Priorität. Die lautete ursprünglich, dass die Gemeinde die Ausgaben für Energie und Wasser auf einem gleichen Niveau halten soll. Das erschien vielen Räten angesichts der rasanten Preissteigerung alles andere als realistisch. Aus diesem Grund wurde der Passus „unter Inflationsniveau“ eingesetzt. Bei einer Enthaltung wurde dem Antrag der Verwaltung zugestimmt.