Weilheim und Umgebung
Die Kleiderkammer zieht um

Immobilien Nach langer Suche ist Ersatz für die bisherigen Räume der Einrichtung gefunden. Davon profitieren könnten auch die Fahrradwerkstatt und das Soziale Netz Raum Weilheim. Von Bianca Lütz-Holoch

Vor einem Jahr noch war das Weilheimer Kleiderkammer-Team verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Bleibe gewesen. Damals hatten die Ehrenamtlichen schon gewusst, dass sie nicht im ehemaligen CVJM-Vereinsheim in der Forststraße bleiben können. Das Gebäude soll verkauft, abgerissen und das Gelände mit Wohnungen bebaut werden. Eine geeignete Lösung für das Kleider-Projekt, das vor vier Jahren unterm Dach des AK Asyl entstanden ist, zeichnete sich lange Zeit nicht ab: Gesucht waren zentral gelegene Räume mit einer Fläche von mindestens 80 Quadratmetern und moderater Miete. Jetzt sind sie gefunden: Im August zieht die Kleiderkammer in die Hofstraße 2 um. „Anfang September eröffnen wir am neuen Standort“, sagt Birgit Wilcke, die zum Stammteam der Kleiderkammer gehört und fügt hinzu: „Wir sind überglücklich.“

In dem Gebäude in der Hofstraße hatte sich bis zum vergangenen Jahr eine Arztpraxis befunden. Jetzt steht es leer. Ab August mietet die Stadt Weilheim das Haus. „Wir wissen, dass das eine Freiwilligkeitsleistung ist“, sagt Bürgermeister Johannes Züfle. Doch ohne das immense ehrenamtliche Engagement hätte die Stadt die Integration der zahlreichen Flüchtlinge in den vergangenen Jahren nicht bewältigen können. „Die Strukturen, die dabei entstanden sind, wollen wir unterstützen“, so der Bürgermeister.

Ziel ist es, in der Hofstraße ein ganzes Haus für die Integrations- und Sozialarbeit zu schaffen. Davon sollen gleich mehrere Initiativen und Organisationen profitieren. Allen voran die Kleiderkammer. Sie zieht ins Obergeschoss. Gut 130 Quadratmeter Fläche stehen ihr dort zur Verfügung. „Eine Küche gibt es nicht. Sie wird aber auch nicht benötigt“, so Züfle.

Im Schuppen neben dem Haus könnte ein weiteres Projekt des AK Asyl eine neue Heimat finden: die Fahrradwerkstatt. Sie ist aktuell in der Lindachstraße 7 untergebracht, muss aber ausziehen, sobald die Umgestaltung des Quartiers rund um die Schulturnhalle beginnt.

Frei ist in der Hofstraße 2 dann noch das Erdgeschoss. Geplant hatte die Stadt eigentlich, unten eine Wohnung für eine Flüchlingsfamilie einzurichten. Die Soziale Bürgervereinigug (SBV) hat im Gemeinderat nun jedoch vorgeschlagen, das Soziale Netz Raum Weilheim im Erdgeschoss des Gebäudes einzuquartieren. Aktuell hat es seine Räume unterm Dach des Bürgerhauses. Aufgrund der vielen Treppen und der Hitze im Sommer ist der Standort für die vorwiegend älteren Mitarbeitern allerdings nicht ideal.

Zunächst steht jedoch der Umzug der Kleiderkammer an. „Am kommenden Samstag ist zum letzten mal in der Forststraße geöffnet“, sagt Birgit Wilcke. Im August geht der Umzug über die Bühne, und ab September können die Kleiderkammer-Kunden in der Hofstraße einkaufen. Die Nachfrage ist ungebrochen groß: „Es ist immer noch sehr viel los bei uns“, sagt Birgit Wilcke. Eingerichtet worden ist die Kleiderkammer ursprünglich, um Flüchtlingen die Möglichkeit zu bieten, sich kostengünstig mit Kleidung, aber auch Haushaltswaren und Spielsachen einzudecken.

Offen steht das Angebot aber auch allen anderen Interessierten. „Bei uns darf und soll jeder einkaufen, der möchte“, betont Birgit Wilcke. Nutzer sind in erster Linie geflüchtete und sozial schwache Familien, aber auch Menschen, die auf Nachhaltigkeit achten und aus Überzeugung gebrauchte Kleidung tragen. „Vor allem bei Kindersachen wird mehr nachgefragt als reinkommt“, so Wilcke. Besonders freuen sie und ihr Team sich, dass endlich genügend Platz für eine große Damenabteilung da ist. Sie war in der Forststraße bislang in einem kleinen Kellerraum untergebracht. „Dabei sind 80 Prozent unserer Waren Damensachen.“ Ein weiterer Vorteil am neuen Standort: Auch der Dachboden steht der Kleiderkammer zur Verfügung: „Da haben wir genügend Platz, um all die Kleider zu lagern.“

Für das Haus in der Hofstraße muss die Stadt Weilheim 1 200 Euro Miete zahlen. Rund die Hälfte davon entfällt auf die Räume der Kleiderkammer. Sie wird ihre Miete mit Unterstützung des AK Asyl und der Stadt bestreiten. Kleine Erlöse erzielt das Projekt aus dem Verkauf von gespendeter Kleidung und anderen Gegenständen, die sehr günstig angeboten werden.