Lenningen.„Dramatisch“ – die Kostensteigerung für das Kinderhaus in Oberlenningen so zu benennen, ist nicht übertrieben. Nach aktuellem Stand beläuft sich das Gesamtpaket auf 14,2 Millionen Euro. „Das ist ein Wert, mit dem keiner rechnen konnte“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht am Dienstag im Gemeinderat. Im Februar wurde noch von einem Betrag zwischen acht und zwölf Millionen Euro ausgegangen. „Wir wollen das Projekt nicht stoppen. Wir können aber auch nicht sagen, wir setzen es um. Dafür brauchen wir mehr Unterstützung“, so Schlecht. Wie das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen gestern mitteilte, bekommt Lenningen für den Bau einen Zuschuss in Höhe von knapp 1,7 Millionen Euro aus dem Investitionspakt Baden-Württemberg Soziale Integration im Quartier.
Rechtsanspruch von 2026/27 an
2026/27 greift der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung an Grundschulen. Wer das beschlossen habe, müsse auch für die Finanzierung sorgen, so Michael Schlecht. Zudem herrsche ein erheblicher Fachkräftemangel.
„Sie haben eine sehr detaillierte Vorplanung“, so Projektsteuerer Tim Steffen. Verglichen mit anderen geplanten oder im Bau befindlichen Vorhaben bewege sich das Kinderhaus im Rahmen.
Optimiert wurden in dem Vorentwurf laut Architekt Jakob Bickel etwa die Zuordnungen der Außenanlagen. Der Entfall der dritten Treppe ermöglicht nun außerdem eine Verbindung vom Mehrzweckraum in den Freibereich der über Dreijährigen. Im Gebäude für die Schulkindbetreuung gibt es einen separaten Zugang zu den Räumen der Tagespflege, und im Obergeschoss werden Einzeltoiletten eingebaut. Wie die Umweltingenieurin Jasmin Metzger erläuterte, soll der Energiebedarf auf ein Minimum reduziert und eine Geothermie-Wärmepumpe eingebaut werden. Geplant ist, die südlichen Dachflächen mit Photovoltaikanlagen zu belegen.
Gemeinderat Falk Kazmaier lobte sowohl die Planung „ohne viel Schnickschnack“ als auch das Energiekonzept. Wie das Projekt finanziert werden soll, ist ihm wie anderen im Ratsrund jedoch ein Rätsel. Er hofft, dass Anfang 2023 zu den Haushaltsberatungen Preise und Förderung klar sind. Karl Boßler fürchtet weiter explodierende Kosten. „Zur Not müssen wir wie bisher in Behelfsbauten bleiben.“ Aufgrund negativer Erfahrungen mit der Geothermie in der Unterlenninger Sulzburghalle machte Armin Diez ein großes Fragezeichen hinter diese Form der Wärmeversorgung. Bei einer Enthaltung von Beate Etzel erteilte der Gemeinderat den Auftrag an die Architekten, die Entwurfsplanung zu erstellen. Ein Baubeschluss ist damit noch nicht verbunden. Anke Kirsammer