Sabine Brodbeck ist in der regionalen Musikszene gefragt und sie weiß: „Auf der Barockgeige mit ihrem kürzeren Bogen sind die virtuosen Passagen Alter Musik wesentlich einfacher zu spielen.“ Die Musikerin wohnt in Esslingen-Zell und unterrichtet an der Jugendmusikschule Aichwald. Kürzlich konnte man sie in einem Meisterkonzert in der Kirchheimer Stadthalle hören. Begleitet vom Orchester Concerto imperiale spielte die Geigerin dort zusammen mit ihrem Mann Tilman Aupperle den Solopart in einem Doppelkonzert des italienischen Barockmeisters Antonio Vivaldi.
Schon früh kam Sabine Brodbeck in Kontakt mit der Musik. Im Elternhaus sei viel gesungen worden und sie hat klassische Musik aller Genres kennengelernt, besonders Johann Sebastian Bach: „Mein Opa, ein Bäckermeister, hatte in seinem Schallplattenschrank sämtliche Aufnahmen des renommierten Stuttgarter Dirigenten und Bach-Experten Helmuth Rilling.“
Geige als heimliche Liebe
Ein Schlüsselerlebnis hatte Brodbeck im Alter von sieben Jahren, als sie in einem Konzert des Kammerorchesters Plochingen ein Mozart-Violinkonzert hörte. Danach stand für sie fest: Ich werde Geigerin. Doch ihre Mutter, die sich selbst früher auf der Violine versucht hatte, riet ab: „Das Instrument ist viel zu schwer zu erlernen.“ Enttäuscht wandte sich Sabine Brodbeck der Blockflöte zu und lernte später Klavier. Doch ihre heimliche Liebe blieb die Geige. Deshalb war die Freude groß, als ihr Traum in Erfüllung ging und sie nach der Grundschule an der Musikschule Plochingen mit dem Geigenspiel anfangen durfte.
Im Unterricht bei Friedeborg Künstner machte sie schnelle Fortschritte. Als Künstner die Musikschule Plochingen verließ, wechselte Sabine Brodbeck zu Friedrich Rüstig, einem früheren Geiger des Radiosinfonieorchesters Stuttgart. „Da ich noch viel lernen wollte, machte ich nach dem Abitur am Plochinger Gymnasium 1989 die Aufnahmeprüfung an der Stuttgarter Musikhochschule.“
Die talentierte Musikerin wurde aufgenommen und zunächst von Gerhard Voss und später von Christian Sikorski geigerisch weiter geformt. „Nach der Diplomprüfung brauchte ich Luftveränderung“, erinnert sich Brodbeck. Der Weg führte nach Mailand, wo sie beim renommierten Geigensolisten Carlo Chirappa Unterricht nahm. „Carlo war ein Glücksfall für mich.“ Sie schätzt ihn als außergewöhnlichen Menschen, Musiker und Pädagogen, bei dem die individuelle Persönlichkeit und Ausdruckskraft der Studenten im Fokus steht. Er habe stets vor der ganzen Klasse unterrichtet. „So hat jeder von jedem gelernt. Das hat meiner eigenen Unterrichtstätigkeit Impulse gegeben“, erzählt Sabine Brodbeck.
Nach Privatunterricht und drei Jahren Studium bei Chirappa in Lugano legte sie die Künstlerische Reifeprüfung ab und wurde anschließend Assistentin ihres Professors. Damals sei sie auch mit der historisch informierten Aufführungspraxis in Berührung gekommen. Und da Brodbeck noch tiefer in die Materie eintauchen wollte, studierte sie anschließend bei Professor Anton Steck an der Musikhochschule Trossingen Barockgeige.
Die musikalischen Erfahrungen kommen der Geigerin heute bei ihren zahlreichen Konzertverpflichtungen zugute, aber auch ihre Schüler an der Jugendmusikschule Aichwald profitieren davon. Seit 1999 unterrichtet sie auf dem Schurwald. „Die Arbeit an der Jugendmusikschule macht riesigen Spaß. Wir haben eine dufte Schulleiterin und ein tolles Lehrerkollegium“, erzählt Sabine Brodbeck. Sie liebt Kinder und deren Begeisterungsfähigkeit, Ehrlichkeit und Fantasie. Das Credo der Pädagogin: Ich möchte den Schülern eine solide technische Grundlage vermitteln. Ebenso wichtig sei jedoch der persönliche Aspekt und die Motivation: „Man muss bei ihnen die Liebe zur Musik wecken.“
Bleibt der vielbeschäftigten Musikerin neben Beruf und Familie noch Zeit für Hobbys? „Gelegentlich muss ich auch runterkommen“, sagt Sabine Brodbeck schmunzelnd. Entspannung findet sie beim Wandern, und auch das Lesen von Biografien und Romanen sorgt für Entspannung. Ihre Spezialität: „Im Sommer liebe ich es, am Holzofen in unserem Garten knusprige Pizza zu backen.“