Zwischen Neckar und Alb
Die Luft ist nicht ganz rein

Umweltbelastung Die Stadt Esslingen ließ Schadstoffe in 14 Kindertagesstätten messen. Dabei wurden zwar geringfügige Überschreitungen der Richtwerte festgestellt, alle können aber weiter genutzt werden. Von Claudia Bitzer

Die jüngsten Messergebnisse in Kitagebäuden, die im Besitz der Stadt Esslingen sind, dürften bei den Eltern für etwas Erleichterung sorgen. Ganz rein ist die Luft zwar nur bei neun der 14 untersuchten Kindertageseinrichtungen. Die Stadt schließt jedoch eine Gesundheitsgefährdung in allen 14 Kitas und Kindergärten aus.

Nach der PCB-Belastung einzelner Esslinger Schulen und der daraus resultierenden Überprüfung weiterer Schulhäuser hat die Verwaltung nunmehr auch die Kindertageseinrichtungen aus den kritischen Baujahren zwischen 1965 bis 1980 untersuchen lassen. Die Gutachter haben dafür die Raumluft auf die Schadstoffe PCB, PCP, Lindan, Formaldehyd und weitere Aldehyde gemessen. „Wir haben jetzt die erfreuliche Bestätigung, dass eine Gesundheitsgefährdung in allen 14 Kindertageseinrichtungen ausgeschlossen werden kann. Zudem können die Gebäude uneingeschränkt weiter genutzt werden“, so das Fazit von Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht.

Es geht auch ohne Belastung

Ganz sauber ist die Luft - zumindest was die genannten Schadstoffe anbelangt - in den Kindergärten Talstraße, Fröbelweg, Keplerstraße, Finkenweg und Schurwaldstraße sowie in den Kitas Ulrichstraße Berkheim, Hirschlandstraße, Diakonissenweg und Einsteinstraße. In den fünf Einrichtungen in der Betzgerstraße, der Beutauklinge, der Frühlingshalde, im Färbertörlesweg und in der Lessingstraße waren die geprüften Schadstoffe laut Mitteilung der Stadt überwiegend nicht nachweisbar oder sind nur in geringen Konzentrationen vorhanden. „Jedoch wurden unterschiedliche Einzelparameter mit geringen Überschreitungen des Vorsorgewertes beziehungsweise des Richtwerts I festgestellt“, heißt es dort weiter. So wurde zum Beispiel in der Betzgerstraße eine leichte Überschreitung bei einem Aldehyd konstatiert, im Färbertörlesweg ist es Acetaldehyd, in der Frühlingshalde wurden 345 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Luft (Vorsorgewert: 300 Nanogramm) gemessen. In der Lessingstraße ist es Formaldehyd. Und in der Beutauklinge wurden PCP und Lindan in der Holzdecke verstrichen, die sich laut Bernd Berroth, zuständiger Amtsleiter für die Schulen und Kindertageseinrichtungen, in der Raumluft aber noch nicht kritisch bemerkbar machen. „Wir haben umgehend die Träger der Kindergärten und Kitas, die Leiterinnen und die Elternbeiräte dieser fünf Einrichtungen informiert“, so Berroth weiter. Seit Mittwochvormittag stehen die Gutachten zu den einzelnen Häusern auch im Netz (https://www.esslingen.de/pcp). Die 14 untersuchten Gebäude sind allesamt im Besitz der Stadt, die Trägerschaft der Einrichtungen liegt aber teilweise auch in der Hand der beiden großen Kirchen und der Johanniter. Die in dem Gutachten aufgeführten Empfehlungen - etwa mehr zu lüften und zu wischen - würden umgehend umgesetzt, schreibt die Stadt. Von Kontrollmessungen zu Normalbedingungen - die Messungen erfolgten offenbar in nicht gelüfteten Räumen - erwartet sie sich zudem eher eine Verbesserung der Werte. Laut Oliver Wannek, dem Technischen Leiter der Städtischen Gebäude Esslingen (SGE), werde man aber auch nach einer Beseitigung der Schadstoffquellen schauen.

Nach diesen 14 Gebäuden will die Stadt auch die städtischen Kita-Gebäude nachmessen lassen, die vor oder nach den Hoch-Zeiten der polychlorierten Biphenyle gebaut wurden. Die Immobilien der kirchlichen Träger seien nicht belastet, sagt Berroth. „Das haben uns die Kirchen gleich am Anfang der PCB-Geschichte versichert.“ Die Messungen an den Schulen und vor allem an den Sporthallen will die Stadt weiterführen. Bislang ist die Zollberg-Realschule die einzige städtische Einrichtung mit einer so hohen PCB-Belastung, dass die Verwaltung mittlerweile von einem Abbruch und Neubau ausgeht.