Es war keine leichte Entscheidung. Im Juli hat der Esslinger Gemeinderat nur mit einer knappen Mehrheit von einer Stimme entschieden, künftig in großem Stil auf Elektro-Hybridbusse zu setzen. Doch damit gilt Esslingen nun als einer der Vorreiter für modernen Busverkehr im Land. Deshalb hat Verkehrsminister Winfried Hermann der Stadt einen Besuch abgestattet - und das Buskonzept als zukunftsträchtig gelobt.
Die Stadt hatte sich für den Ministerbesuch ordentlich ins Zeug gelegt. Auf dem Marktplatz hatte sie ihre vier Elektro-Hybridbusse aufgestellt. Die Fotografen durften die Fahrzeuge in luftiger Höhe aus dem Korb einer Feuerwehrleiter heraus fotografieren und der Minister sowie Bundestags- und Landtagsabgeordnete und Stadträte wurden zu einer Probefahrt im Hybridbus eingeladen.
Nicht zuletzt packte die Stadt die Gelegenheit am Schopfe, um für ihr Buskonzept zu werben - schließlich wartet sie noch auf Fördermittel vom Bund, um den Kauf von elf neuen Elektro-Hybridbussen bis 2022 finanzieren zu können. Oberbürgermeister Jürgen Zieger stellte Esslingen in eine Reihe mit Städten wie Zürich, Sydney und San Francisco: Sie alle hätten gemeinsam, dass sie mit Oberleitungsbussen den Herausforderungen großer Höhenunterschiede innerhalb der Stadt begegneten.
Bürgermeister Ingo Rust, der bei der Stadt auch für den Nahverkehr zuständig ist, betonte, dass die neuen Elektro-Hybridbusse etwas ganz anderes seien als die früheren O-Busse. Denn Letztere könnten nur fahren, wenn sie an der Oberleitung hingen. Bei der neuen Technik hingegen seien Akkus im Bus eingebaut, die während der Fahrt aufgeladen werden. Dadurch könnten die Busse auch bis zu 15 Kilometer im reinen Batteriebetrieb und ganz ohne Oberleitung fahren. Das sei ein Riesenvorteil: Denn so müsse die Stadt das Oberleitungsnetz nur um 15 Prozent erweitern, um den Anteil an elektrisch betriebenem Busverkehr verdreifachen zu können. Letztlich sollen damit pro Jahr rund 2 500 Tonnen Kohlenstoffdioxid und 500 Kilogramm Stickoxid weniger in die Esslinger Luft geblasen werden.
600 000 Euro Fördergeld
Genau das ist für den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann ausschlaggebend. „Überall, wo Städte Probleme mit der Luftreinhaltung haben, raten wir zur Elektrifizierung des Verkehrs“, sagte er. Unter dem Motto „Nachhaltige Mobilität der Zukunft ist in Esslingen bereits Gegenwart“ war der Minister in die Stadt am Neckar gekommen. „Manche fragen sich vielleicht: Hat der Minister nichts anderes zu tun als wegen eines Busses zu kommen?“, merkte er an. Aber aus seiner Sicht gehe es hier nicht um irgendeinen Bus, sondern um ein besonderes Modell. Denn die Elektrifizierung des Nahverkehrs sei Teil der Verkehrswende. Allerdings gebe es auch bei den Elektro-Hybridbussen noch das ein oder andere Problem: Sie seien sehr teuer und noch nicht so effizient, wie man sich das wünschen würde, so Hermann. Das Land sei jedenfalls bereit, Elektromobilität zu fördern - in die vier Esslinger Hybridbusse sind bereits 600 000 Euro Fördergeld geflossen.
In den kommenden fünf Jahren will die Stadt rund 14,6 Millionen Euro in die Anschaffung weiterer elf Elektro-Hybridbusse stecken. Dafür hofft sie auf Geld aus dem Mobilitätsfonds des Bundes - wie Hermann auch. Baden-Württemberg habe Projekte für rund 300 Millionen Euro angemeldet, sagt er. „Wir hoffen, dass wir möglichst viel davon bekommen.“