Kreis. Der Endspurt vor den Sommerferien ist vorbei – für Schülerinnen und Schüler eine herausfordernde Zeit. Sie haben über Klassenarbeiten geschwitzt und auf gute Zeugnisse gehofft oder auch nur auf die Versetzung. Nicht jeden lässt das kalt. Prüfungsstress und Versagensängste sind nur einige der Themen, die junge Menschen an den Schulen umtreiben. Dann ist es wichtig, dass sie verlässliche Ansprechpartner finden, weiß Christoph Salzger, Schuldekan für die Evangelischen Kirchenbezirke Bernhausen und Esslingen, auch aus seiner Zeit als Religionslehrer.
Keine speziellen Schulseelsorger
Spezielle Schulseelsorger gebe es derzeit in seinem Amtsbereich keine, bedauert der Theologe. Eine Kollegin absolviere gerade die entsprechende Ausbildung. Deshalb sind vor allem die Religionslehr-kräfte in der seelsorgerlichen Begleitung von Schülerinnen und Schülern, aber auch Lehrerinnen und Lehrern sowie anderen Mitarbeitenden an den Schulen gefragt. „Wir haben die ganze Schulgemeinschaft im Blick“, betont Salzger. Das umfasse im Einzelfall auch Eltern. Oft arbeite man zudem eng mit der Schulsozialarbeit zusammen.
Vor allem in Krisenfällen wie dem Tod eines Mitschülers oder einer Lehrerin braucht es die Schulseelsorge, die Raum für Trauer und Gespräche bietet. Es seien aber oft auch familiäre Probleme, existenzielle Fragen, wie die nach der eigenen Identität, Konflikte in der Schule sowie zuweilen auch Suizidgedanken, mit denen sich Schüler an ihre Lehrer wenden.
Auch die großen Krisen wie Coronapandemie, Klimawandel und Ukrainekrieg sind belastend. Im Unterricht könne man solche Ängste thematisieren, Friedensgebete anbieten oder auch einen „Friedensraum“ an der Schule einrichten. Noch immer wirkt die Pandemie nach. Nicht wenige empfänden sie nach wie vor als verlorenes Jahr. Viele Religionslehrer hätten während des Lockdowns intensiven Kontakt mit ihren Schülern gehalten. „Das war Schulseelsorge par excellence“, sagt der Schuldekan. Gefragt ist die Schulseelsorge auch, wenn Schüler Misserfolge verarbeiten müssen. „Dann ist es wichtig, ihnen Mut zu machen nicht nur das Scheitern zu sehen.“
„Der Bedarf an Seelsorge ist größer geworden“, so Christoph Salzgers Fazit: „Das Wichtigste ist, offen zu sein für ein Gespräch.“ Die Bedeutung der Seelsorge wachse schon deshalb, weil ein immer größerer Teil des Lebens von jungen Menschen sich in der Schule abspiele. Salzger wünscht sich an jeder Schule eine Ansprechperson für seelsorgerliche Anliegen. ber