Nürtingen/Ostfildern. Die Übernahme der insolventen Firma Gehring in Ostfildern durch die Nagel-Gruppe ist abgeschlossen. Dies teilt der Nürtinger Maschinenbauer mit. Alle deutschen Gehring-Unternehmen in Ostfildern und Naumburg werden weitergeführt. Einher geht das allerdings mit einem deutlichen Personalabbau.
Die Nagel-Gruppe hat alle deutschen Gesellschaften der Gehring-Gruppe übernommen und wird die Unternehmen Gehring Technologies und Diato (Hersteller von Schneidmitteln) in Ostfildern sowie die Gehring Production in Naumburg in Sachsen-Anhalt als eigenständige Firmen der Gruppe führen. Das teilt Bernd Nagel, geschäftsführender Gesellschafter der Nagel-Gruppe und Geschäftsführer der neuen Gehring Group Holding, mit. Die jeweiligen Standorte blieben erhalten. Die Unternehmen Gehring e-tech und Gehring Prozesstechnik gehen in Gehring Technologies auf. Das Insolvenzverfahren bei Gehring ist damit abgeschlossen.
„Leider war die Übernahme nicht ohne einen Personalabbau möglich. Das ist uns sehr schwergefallen“, so Nagel: „Aber der durch Corona und den Transformationsprozess in der Automobilindustrie verstärkte Konjunktur- abschwung hat uns keine andere Wahl gelassen.“ So werden in Ostfildern 111 von 345 Mitarbeitern nicht weiterbeschäftigt. Für die Betroffenen wurde eine auf sechs Monate angelegte Transfergesellschaft eingerichtet. Im Produktionswerk in Naumburg werden 70 von 185 Mitarbeitern nicht weiterbeschäftigt. Zu den Auslandsgesellschaften habe man noch keine Beschlüsse gefasst, sagt Nagel weiter: „Die Entscheidung wird bis zum Jahresende getroffen.“
Der Fokus der drei deutschen Gesellschaften liege auf den Bereichen Honen, Fertigungslinien für Elektromotoren sowie Laseranwendungen. Abgerundet werde dies durch den bei Gehring sehr ausgeprägten Servicebereich. Ebenfalls im Programm ist die Produktion von FFP2-Masken am Standort Ostfildern. Sie kam bei Gehring in diesem Sommer als Standbein hinzu und helfe der Gruppe, die Zurückhaltung der Maschinenkunden zumindest zum Teil auszugleichen, so Nagel.
Alle 16 Ausbildungsverhältnisse bei Gehring würden fortgeführt, teilt Bernd Nagel mit. Sieben angehende Industrieelektroniker und -mechaniker werden künftig bei Nagel in Zizishausen ausgebildet.
Zur aktuellen Geschäftsentwicklung sagt der Geschäftsführer, man spüre die Folgen der Coronapandemie und die Krise im klassischen Automobilbau. Es gebe aber auch wieder Lichtblicke: „Aus China erreichen uns wieder mehr Anfragen.“ In Europa sei die Nachfrage nach neuen Maschinen verhaltener. Die politisch gewollte Transformation zu alternativen Antriebsformen jenseits des klassischen Verbrennungsmotors führe zum Abwarten bei Inves- titionen. rik/pm