Der Klimawandel ist längst kein Ereignis ferner Zukunft mehr. „Wir sind mittendrin und spüren bereits heute die Auswirkungen der Treibhausgasemissionen“, mahnt Michael Christ. Seine Warnung ist deutlich: „Wenn wir nichts für den Klimaschutz unternehmen, droht uns eine Katastrophe.“ Die Kommune verfolgt die Klima- und Energiesituation seit Jahren und kann erste Erfolge verzeichnen. „Bis 2019 konnten wir die Klimagase um rund 18 Prozent verringern, wenn wir uns weiter so anstrengen, sind wir bis 2040 klimaneutral“, betont Michael Christ. Damit wäre das Ziel der Landesregierung erreicht. Allerdings dämpft der Klimaschutzmanager die Euphorie: „Der Verlauf wird nicht so perfekt sein wie gewünscht. Alleine schaffen wir das Ziel nicht.“
Der Weg zur Klimaneutralität wird holprig, vermutet Michael Christ. Gerade weil die Energieträger als Hauptverursacher im privaten Bereich liegen. „Wie wir heizen, tanken und wie wir unseren Strom beziehen, hat den größten Einfluss auf die Klimabilanz“, erklärt der Klimaschutzmanager, der seit 2019 im Amt ist.
Die ersten Einsparungen in Dettingen stammen vor allem aus Gewerbe, Handel, Industrie und privaten Haushalten. Die Gemeindeverwaltung legte dabei vor und hat den Verbrauch seit dem Jahr 2000 um 75 Prozent reduziert. Der Sektor Verkehr bereitet Michael Christ Sorgen: „Dort verzeichnen wir keine Einsparungen. Im Gegenteil, die Dettinger besitzen immer mehr Pkw pro Haushalt und fahren mehr als früher.“ Hier sieht Michael Christ jeden einzelnen in der Pflicht und empfiehlt: „Wann immer möglich, das Fahrrad und den öffentlichen Verkehr nutzen.“
Ein Hoffnungsträger bleibt der Ausbau der Photovoltaikanlagen. Nach dem Boom um das Jahr 2010, als viele Firmen ihre Hallendächer mit Photovoltaik belegt haben, kam der Ausbau zwischen den Jahren 2015 und 2017 fast zum Erliegen. „In den vergangenen Jahren steigt das Interesse an Solarstrom wieder“, stellt Michael Christ fest. Es werde aber nicht reichen, alle potenziellen Dächer der Gemeinde mit Photovoltaik zu belegen. „Dazu brauchen wir etwa 50 Jahre“, schätzt er und fordert, dass Solarstrom auch von anderen Flächen geerntet wird. „Infrage kommen dabei große Parkflächen, die es beispielweise im Gewerbegebiet gibt.“ Da diese Flächen jedoch nicht öffentlich sind, seien die Eigentümer am Zug, auf Parkplätzen Überdachungen mit Solarmodulen zu installieren.
Weitere Potenziale sieht er in Freiflächen der Gemeinde. „Wir prüfen zurzeit, wo ein Bürgersolarpark geeignet wäre“, beschreibt er das ambitionierte Ziel, alle Dettinger Haushalte mit eigenem Strom zu versorgen. Ein Vorteil der Beteiligung am Bürgersolarpark wäre der finanzielle Profit, wie Michael Christ hofft. „Wir bekommen einen Anteil aus dem Gewinn des verkauften Stroms und Landwirte erhalten eine Vergütung.“ Ein Bürgersolarpark schütze die Natur. „Es werden keine Flächen versiegelt, weil die Aufständerungen in den Boden gerammt werden.“ Da diese Flächen nicht mehr intensiv bewirtschaftet werden, kann sich der Boden regenerieren. „Wir verbessern die Flächen und die Biodiversität nimmt zu, weil sich wieder seltene Arten ansiedeln“, ist der Klimaschutzmanager der Ansicht. Er vermutet, dass der Strom aus den Solarpanels künftig fürs Heizen im Ort verwendet wird.
„Bis jetzt wird hauptsächlich mit Erdöl und Erdgas geheizt, wobei die Gasheizungen in den vergangenen Jahren stark zunahmen“, beschreibt Michael Christ die Situation in Dettingen. Lieber wäre ihm, wenn die Gebäude mit Wärmepumpen beheizt werden. „Die kommunale Wärmeplanung eruiert, welche Heizung für welches Haus am besten geeignet ist.“ So könnten Bauwillige schon in der Planungsphase auswählen, wie die Wärme möglichst klimaneutral in den Neubau kommt. Bestehende Gebäude müssten energetisch saniert werden, damit sie für die Wärmepumpen fit seien. „Wir müssen die bisherigen Bemühungen verdoppeln und stellen dafür über die Ortskernsanierung Fördergelder bereit.“
In seinem Bericht zeigte der Klimaschutzmanager auf, dass viele Dettinger zwar auf Holzheizung per Pellets, Hackschnitzel und Stückholz heizen, aber nur 14 Prozent des Brennholzes aus dem Dettinger Wald kommen: neun Prozent aus dem Gemeindewald und etwa fünf Prozent aus dem restlichen Wald. „Das heißt, wir kaufen 86 Prozent fremdes Holz dazu, wo wir nicht sicher sind, ob dieses nachhaltig angebaut wird.“ Hierzu will Michael Christ mit Revierförster Benjamin Fischer evaluieren, wie viel Brennholz der Dettinger Wald hergeben würde.
Das Wichtigste in Kürze
Treibhausgasemissionen konnten von 2010 bis 2019 um rund 18 Prozent reduziert werden. Das Ziel ist, bis 2040 klimaneutral zu werden. Damit wäre die Vorgabe der Landesregierung erreicht.
Bürgersolarpark bezeichnet freie Flächen, auf denen künftig Sonnenenergie nachhaltig produziert werden soll. Mit diesem Strom soll der Energiebedarf aller Dettinger Haushalte gedeckt werden.
Wärmeplanung betreibt die Kommune, um die Häuslebauer bei der Bauplanung zu unterstützen. Um dem Klimaschutz gerecht zu werden, empfiehlt Michael Christ, Wärmepumpen einzusetzen.
Gemeindewald ist für alle da. Künftig soll er mehr als nur 14 Prozent Brennholz liefern. Der Klimaschutzmanager prüft mit Revierförster Benjamin Fischer die Möglichkeiten.
Mobilität in der Gemeinde liegt Michael Christ am Herzen. Er empfiehlt, das Auto vermehrt stehen zu lassen und häufiger das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel zu nut
zen. kry