Gastwirte müssen in Zeiten wie diesen kreativ werden, um über die Runden zu kommen. Für Notzingen gilt das in mehrfacher Hinsicht. Hier erschweren die nach wie vor gesperrten Hauptverkehrsadern Richtung Kirchheim und Roßwälden zusätzlich zu den corona-bedingten Schließungen das tägliche (Arbeits-)Leben.
Loris Pisarro, Inhaber des italienischen Restaurants „L‘Italiano“ in der Kirchheimer Straße 1, ist ein Beispiel für einen Geschäftsmann, der nun selbst aktiv wurde. Er hat eine Idee umgesetzt, die er schon länger mit sich herumträgt: Ende März hat er direkt neben seinem Restaurant in den Räumen der ehemaligen Brauerei den „L‘Italiano Market“ eröffnet. - Ein kleines Lebensmittelgeschäft, in dem er vor allem italienische Produkte anbietet, darunter frisches Obst und Gemüse oder Weine aus seiner Heimat Kalabrien.
In der südlichsten Region des italienischen Festlandes, sozusagen der Stiefelspitze, zählen die Land- und Forstwirtschaft zu den Haupterwerbsquellen. Die Böden an der Küste sind sehr fruchtbar, so wachsen dort vor allem Zitrusfrüchte, Oliven sowie zahlreiche weitere Obst- und Gemüsesorten besonders gut. „Meine Großeltern und weitere Verwandte sind ebenfalls Landwirte. Von ihnen bekomme ich zum Beispiel meine Orangen und Tomaten. Auch mein Olivenöl lasse ich dort mit Oliven aus dem familieneigenen Anbau herstellen. Bald soll das Sortiment unter anderem um eine eigene Tomatensauce erweitert werden“, erzählt Loris Pisarro. Einmal wöchentlich erreicht ihn die frische Lieferung aus Süditalien, einmal im Monat fährt er selbst runter.
„Man muss einfach schauen, wie man derzeit über die Runden kommt. Im Restaurant kann ich nach wie vor nur Speisen zum Abholen anbieten. Solange die Straßen gesperrt sind, lohnt sich auch die zusätzliche Auslieferung nicht“, sagt Pisarro. Mit der Eröffnung des Lebensmittelmarktes habe er nun alles auf eine Karte gesetzt. „Jetzt gilt: Alles oder nichts.“ Er hat seine letzten Ersparnisse in den Laden gesteckt. „Wenn er nicht läuft und es sich zudem im Restaurant von den Umsätzen her nicht bald verbessert, muss ich letztlich beide schließen.“ Derzeit werde der Laden gut angenommen. Sogar eine Wunschliste für die Kunden gibt es schon. Ob das nun die spezielle Salami aus der Toskana oder ein bestimmter Wein von Sardinien ist - wenn möglich erfüllt Loris jeden Wunsch.
Kaffee, selbst gemachte Panini und frische Pizzaschnitten sowie frisches italienisches Brot einer italienischen Bäckerei in Tübingen gibt es schon jetzt zum Mitnehmen. Ebenso italienische Spezialitäten wie beispielsweise Parmaschinken, verschiedene Käsesorten und Oliven. „Ab Mai kommt dann noch eine Eistheke mit sechs verschiedenen Sorten“, kündigt Loris Pisarro an. Nach und nach möchte er sein Sortiment noch etwas erweitern - je nachdem, was gefragt ist.