Über einen Mangel an Arbeit kann sich Angelika Spingler nicht beklagen. Anfang September trat sie die Stelle als musikalische Leiterin der Musikschule Neuhausen an, und mit einem „Tag der offenen Tür“ stand nach zwei Wochen bereits eine Großveranstaltung an. Aber sie zieht eine positive Bilanz: „Es war für mich eine willkommene Gelegenheit, die Menschen in Neuhausen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen“. Dabei halfen ihre sympathische Ausstrahlung und die Fähigkeit, auf andere zuzugehen. Ihr Credo ist: „Die Menschen müssen sich wohlfühlen“.
Dies gilt sowohl für das Klima an der Musikschule wie für ihre Arbeit mit Chören. Seit mehreren Jahren leitet Spingler in den Esslinger Kirchengemeinden Sulzgries und St. Bernhardt zum Hohenkreuz den Kinderchor „Das Chörle“, in dem sie Vorschul- und Grundschulkinder an das Singen heranführt, sowie einen Projektchor. Zudem hat sie vor Corona in einem Kita-Singprojekt in 17 evangelischen Kindergärten in Esslingen mit den Kindern Lieder einstudiert: „Ziel des Projekts war, dem Kind eine Stimme zu geben. Es sollte lernen, sie zu benutzen und zu erheben. Und es sollte das breite Spektrum der eigenen Stimme erfahren.“
Das Singen hatte für Angelika Spingler schon immer einen hohen Stellenwert. Als Jugendliche sammelte sie in ihrem Heimatort Zeiskam bei Landau im Kirchenchor erste Erfahrungen im Chorgesang. „Später sang ich in der Jugendkantorei der Pfalz musikalische Meisterwerke von Johann Sebastian Bachs „Matthäuspassion“ bis zu Johannes Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“.
Auch während des Schulmusikstudiums, das Spingler nach dem Abitur an einem Landauer Gymnasium und erfolgreicher C-Kirchmusikausbildung 1998 an der Musikhochschule Stuttgart begann, ließ ihre Begeisterung für die Stimme nicht nach: Unter der Leitung des renommierten Dirigenten Frieder Bernius lernte sie im Kammerchor Stuttgart Chorarbeit auf höchstem Niveau kennen.
Weiter ging die musikalische Reise zum berühmten Thomanerchor nach Leipzig, wo Angelika Spingler von 2007 bis 2013 für die Stimmbildung der Choristen und die Rekrutierung von Nachwuchssängern zuständig war. „Es war eine schöne Zeit. Doch als 2013 an der Musikschule Kornwestheim die Stelle der stellvertretenden Musikschulleitung ausgeschrieben war, zog es mich zurück in den Stuttgarter Raum“, sagt die heute 45-Jährige.
Sie setzte sich gegen ein qualifiziertes Bewerberfeld durch. In der neuen Position brachte Spingler nicht nur ihre instrumentale Expertise als Bratscherin, die nebenbei auch Trompete, Klavier und Geige spielt, ein - sie erarbeitete sich auch die organisatorischen Abläufe. Da die Musikerin zudem eine Ausbildung im Bereich Elementare Musikpädagogik absolviert hat, ist sie breit aufgestellt.
Aus diesem Fundus an Erfahrungen kann Spingler, die heute in Esslingen wohnt, als musikalische Leiterin der Musikschule Neuhausen schöpfen. Optimistisch stellt sich die neue Chefin den Herausforderungen: „Ich sehe großes Potenzial. Die Musikschule ist in der Gemeinde gut integriert, und unser Lehrerkollegium arbeitet sehr engagiert.“ Die Wege zwischen den Unterrichtsstätten seien kurz, mit Büroräumen und dem hervorragend ausgestatteten Ballettsaal habe die Schule ihren Mittelpunkt im Bildungszentrum Oberes Schloss.
„Neuhausen ist eine lebendige Gemeinde mit einem sehr regen Vereinsleben“, weiß Spingler, die sich mit Unterstützung ihres Vorgängers Johannes Ehret schon vor den Sommerferien auf die neue Aufgabe vorbereitet hat. „Bestehende Kooperationen möchte ich vertiefen, neue anregen, und die bereits gute Zusammenarbeit mit den Schulen weiter pflegen“. Gemeinsame Projekte mit Kindergärten sind der Musikschulleiterin besonders wichtig: „Das vom Land Baden-Württemberg geförderte und von Kindergärten und Musikschulen gemeinsam getragene Bildungsprogramm ‚Singen-Bewegen-Sprechen‘ ermöglicht allen Vorschulkindern einen Zugang zur Musik“.