Bisous oder Händeschütteln? Diese Frage stellte sich für die meisten nicht. Zu groß war die Wiedersehensfreude zwischen Lenningern und den Gästen aus der Partnergemeinde Pouilly-en-Auxois in Burgund. Und so gab es nach der Ankunft des Busses ein großes Hallo und
die typisch französische Begrüßung unter Freunden. Vier Jahre hatten sich verpartnerte Familien nicht gesehen. Bürgermeister Michael Schlecht brachte im Foyer der Lenninger Sporthalle in seinem Willkommensgruß auf den Punkt, was viele dachten: „Ihr habt uns sehr gefehlt!“ Wie es der Zufall wollte, unterstrich er sein „Bienvenue“ augenzwinkernd mit einem Verweis auf seine Schuhe in blau, weiß, rot – den Farben der französischen Flagge.
„Wir freuen uns, dass ein Wiedersehen möglich ist“, sagte der Lenninger Verwaltungschef am Samstagabend in der Oberlenninger Festhalle. Mit dabei Schlechts Vorgänger Gerhard Schneider und Bernard Laurent, die die Partnerschaft in den 1980er Jahren auf den Weg gebracht hatten. Um die „Jumelage“ zu stärken, sei es unverzichtbar, Zeit miteinander zu verbringen, so Michael Schlecht. Begegnungen im Haus des jeweils anderen erweiterten den Horizont. „Aus diesen Begegnungen können wir neue Anstöße mitnehmen.“ Die Partnerschaft leiste einen kleinen, aber doch wichtigen Beitrag für Frieden. Er würdigte das Engagement derer, die das Wochenende organisiert hatten und für einen reibungslosen Ablauf sorgten, darunter auch Übersetzerin Elisabeth Vogt. Mit Blick auf den Ukrainekrieg müsse man den Wert von Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Länder besonders schätzen, sagte Michael Schlecht. „Wie wir derzeit schmerzhaft erfahren, ist ein friedliches Europa nicht selbstverständlich.“ Er drückte seine Hoffnung aus, dass die jüngere Generation das erkennt und ein Austausch auf sportlichem oder kulturellem Gebiet wiederauflebt.
Bei dem Festabend brachte sich der Nachwuchs in erster Linie im Service ein. Sechs Mädchen und Jungen der Schülerfirma „Helfende Hände“ der Lenninger Werkrealschule, die sonst leichte Haus- und Gartenarbeiten anbieten, versorgten die Gäste mit Essen und Trinken.
Michael Schlechts Amtskollege aus Pouilly, Eric Piesvaux, nahm an dem Besuch aus Termingründen nicht teil und sandte seine Grüße via Leinwand nach Lenningen. Angesichts des Krieges in der Ukraine wies er darauf hin, wie wichtig es ist, vereint zu bleiben. „Beim nächsten Treffen haben wir das Vergnügen, uns kennenzulernen.“ Stellvertretend für den Bürgermeister überreichten Karine Bassard und Evelyne Gaillot, Vertreterinnen des Rathausteams, die Skulptur eines Bären des Bildhauers François Pompon aus Burgund – „Symbol für die Stärke, die uns verbindet“, hatte Eric Piesvaux zuvor erklärt.
Sylvie Roiff, Vorsitzende des Partnerschaftskomitees in Pouilly, lud zum Gegenbesuch ein. Sie forderte dazu auf, die Beziehungen zu verstärken und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Geplant ist die Fahrt eines Bürgerbusses nach Frankreich im nächsten Jahr.
Um zu zeigen, dass die Bande der deutsch-französischen Freundschaft durch Corona nicht reißen, hatten die Partnerschaftskomitees mit den jeweiligen Bürgermeistern bereits im Mai 2021 ein Zeichen gesetzt. „Wir bleiben verbunden, auch in der Pandemie“, lautete die Botschaft eines Banners, das in Pouilly und am Ortseingang von Brucken aufgehängt worden war und jetzt in der Turnhalle prangte. Roland Mailänder und Evelyne Kuch, Vorsitzende der Lenninger Freunde der Partnerschaft, erinnerten an die Aktion, betonten aber auch, dass die „Jumelage“ vom Besuch lebe.
Den hatten die Familien unterschiedlich gestaltet. Während die einen mit ihren Gästen auf eigene Faust Ausflüge unternahmen, sah das offizielle Programm eine Brauerbesichtigung in Gruibingen mit Verköstigung und anschließender Wanderung vor. Den bunten Abend bereicherten die Rathauscrew und das Partnerschaftskomitee aus Pouilly mit einem Rückblick auf gemeinsame Aktivitäten mit Lenningern und auf Veranstaltungen wie einen deutsch-französischen Abend. Der Schopflocher Stefan Lipka spielte auf dem Akkordeon auf und animierte zu vorgerückter Stunde zum Tanz.