Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, als man mit der Clique nach der Disco oder Kneipe morgens um drei Uhr nach Gruibingen gefahren ist, um im Rasthaus an der A 8 das aufkeimende Hungergefühl mit einer warmen Gulaschsuppe oder einem Paar Saitenwürstchen zu stillen. Auch für Frischverliebte war das ein idealer Ort. Es gab Alkohol, man konnte qualmen und knutschen und das Beste: Es interessierte keinen. 30, 40 Jahre später ist das nicht mehr so – in der Gruibinger Autobahnraststätte hat sich viel verändert.
Weit entfernt vom freudlosen WC-Stopp mit Großküchen-Allerlei in Plastik und miesem Kaffee, hat sich das architektonisch außergewöhnliche Rasthaus zu einer zuträglichen Gastronomie ohne Alkoholausschank gewandelt. Beim Eintritt fällt sofort der bis obenhin mit Eiswürfeln gefüllte Brunnen auf, in dem Saft- und Wasserflaschen gekühlt werden. Ebenfalls ein Blickfang: die geschwungene Treppe, die zu einer Kaffee-Lounge und gemütlichen Ruhezonen mit Sofas und Sesseln führt. Runde Fenster lassen auf die Schönheit der Schwäbischen Alb blicken – oben wie unten ist alles mit reichlich Birkenstämmen flankiert. Insgesamt 220 Gäste finden Platz, 120 im Gastraum, 60 in der Außenanlage mit Kinderspielplatz und 40 im Nebenraum, der auch für Seniorennachmittage genutzt wird. „Umwelt, Natur, Menschen – das ist unsere Philosophie“, betont Zouka Kilzi. Seit 2008 ist sie Betriebsleiterin und Ausbilderin, kam damals mit gerade mal 26 Jahren nach ihrem BWL-Studium an die Autobahnraststätte.
17 Frauen und Männer arbeiten in Vollzeit oder Minijobs. „Wichtig ist der Mensch. Ein respektvoller Umgang, Akzeptanz, Teambildung und Hilfsbereitschaft“, nennt Zouka Kilzi die Werte, die sie den aktuell drei Azubis weitergibt. „Wir bilden in der Systemgastronomie sowie im kaufmännischen Bereich aus“, ergänzt die IHK-Prüferin, die seit 2011 im Ausschuss ist.
Zwei Köchinnen sorgen täglich für einen abwechslungsreichen Speiseplan. Dabei wird auf Regionalität und Saisonalität geachtet, aber auch an Veganer und Allergiker gedacht. Indes, die am häufigsten bestellten Gerichte sind nach wie vor: Schnitzel, Pommes und Currywurst.
„Was das Haus und insbesondere die Bereiche Lebensmittel und Sanitärräume betrifft, da bin sehr akribisch“, betont Zouka Kilzi. Nicht zuletzt sind Familienfreundlichkeit sowie Nachhaltigkeit für sie große Themen: „Wir wurden als Raststätte fünfmal in Folge mit dem DEHOGA-Nachhaltigkeitspreis Gold von 2016 bis 2021 ausgezeichnet.“
Doch auch in Gruibingen machte die Pandemie nicht Halt. „Beide Lockdowns haben uns sehr getroffen“, verrät Zouka Kilzi und schiebt nach: „Die Fixkosten für Strom, Wasser, Kühlung, Heizung sind ja weiterhin geblieben.“ In der Zeit, in der das Rasthaus geschlossen ist, bietet alternativ die Tankstelle warmes und kaltes Essen an. „Die Verpflegung ist gesichert, wir haben da eine Versorgungspflicht“, so die Betriebsleiterin. Gleichfalls rund um die Uhr sind außerdem die sanitären Anlagen mit WCs und Fernfahrerduschen geöffnet. „Toi, toi, toi, bisher sind wir von Vandalismus verschont geblieben, doch der Müll auf den Grünanlagen hat deutlich zugenommen“, sagt Zouka Kilzi und ergänzt: „Wir schauen mehrmals täglich danach, das Erscheinungsbild ist uns sehr wichtig.“
Info:Aktuell ist die Raststätte von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Schon bald sollen die Besucher wieder 24 Stunden sieben Tage die Woche die Angebote nutzen können.
Feng-Shui ist Geschichte
Pächter Erich Kaul vom gleichnamigen Gastronomiebetrieb aus Dietingen setzte 2003 auf die asiatische Lehre der Harmonie und des Wohlbefindens. Er eröffnete an der A 8 Europas erste Feng-Shui-Rastanlage.
Stefan Kunzi, Geschäftsführer der „SteKu“ Autobahnraststätte A 8/A 81 Sindelfingen, ist seit dem 10. November der neue Pächter der Autobahn-Rastanlage Gruibingen. Seitdem ist das Thema Feng-Shui Geschichte. ack