Weilheim · Lenningen · Umland
Die Sauce Bolognese ist der Renner

Pasta Heute feiern die Amerikaner den nationalen Spaghetti-Tag. Grund genug, sich auf die Suche nach den Geheimnissen der italienischen Spezialität zu begeben. Von Thomas Krytzner

Der Name Spaghetti lässt die Herkunft vom Stiefel Europas schon erahnen. Die Übersetzung aus dem Italienischen für den Begriff der berühmten Pasta ist auch einleuchtend: Spago bedeutet Schnur und im Diminutiv des Plural, also Spaghetti, entsprechend Schnürchen. Damit wäre die Herkunft der Teigware geklärt. Aber Kulturwissenschaftler streiten sich, wo genau die Spaghetti erfunden wurden. Die einen sind der festen Überzeugung, Spaghetti entstammen der sizilianischen Küche, die anderen blicken weiter zurück in der Historie. Demnach wären Spaghetti mehrere tausend Jahre alt. Die Vorläufer der heutigen langen und dünnen Pasta gehen zurück auf Fadennudeln aus Hirsemehl, die in China bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus auf der Speisekarte standen. Andere Hinweise finden sich im Talmud aus dem dritten Jahrhundert nach Christus. Dort ist von einem populären, in Wasser gekochten Teiggericht die Rede.

Eins ist sicher: Der Vorteil der Haltbarkeit und der einfachen Lagerung beflügelte im 15. Jahrhundert den internationalen Siegeszug der Pasta-Spezialität. Schiffsexpeditionen führten die Spaghetti auf ihren Reisen mit, und so gelangten die Teigwaren auch in die heutigen USA. Auf den amerikanischen Speisekarten tauchten die „Spaghetti Italienne“ allerdings erst im 19. Jahrhundert auf.

Man glaubt es kaum, aber in Deutschland wurden Spaghetti erst in den frühen 60er-Jahren richtig bekannt. Italienische Immigranten, die damals noch „Gastarbeiter“ genannt wurden, stillten ihre Sehnsucht nach dem Süden mit mitgebrachten Speisevorräten, darunter eben auch Spaghetti. Viele Italiener blieben in Deutschland, und die Liebe der Deutschen zur italienischen Küche wuchs. Bald schon sprach man nicht mehr von Teigwaren, sondern bestellte in den sich rasch vermehrenden Ristoranti gerne Pasta.

Damals wie heute zählt die Bologneser Art zu den meistgewählten Gerichten. Dies bestätigt auch Guiseppe de Simone, Pächter des Restaurants „Zucchero“ im Bürgerhaus Lindorf: „Wir haben viele verschiedene Pastagerichte auf der Speisekarte. Spaghetti Bolognese und Carbonara stehen in der Beliebtheit aber ganz oben.“ Er kocht die Sauce Bolognese - auch Ragù alla Bolognese - nach klassischer Art, einem Rezept aus dem nord­italienischen Bologna. „Die Hackfleischsauce muss mindestens drei bis vier Stunden vor sich hin köcheln, damit sie ihren typischen Geschmack erreicht.“

Während der Teller Spaghetti in Deutschland vorwiegend als Hauptspeise gilt, erhalten die Pas­ta in Italien deutlich weniger Gewicht in der Essensfolge. Spaghetti gelten dort als Vorspeise, aber dennoch erwarten die Gäste in den Pizzerien hohe Qualität. Und die Rezeptur der Bolognese-Sauce bleibt stets das Geheimnis des Kochs. Koke de Simone, Wirtin im „Zucchero“, kennt die Vorlieben ihrer Gäste. „Außer Spaghetti bestellen sie oft Penne Mantecati oder Jakobsmuscheln.“

Penne ist eine weitere italienische Nudelsorte, die wörtlich übersetzt „Schreibfeder“ bedeutet. Tatsächlich handelt es sich aber um eine röhrenförmige und in schräge, kurze Stücke geschnittene Nudel. Wer sich nicht zwischen Spaghetti, Penne und weiteren Spezialitäten entscheiden will, wählt „Tris di Pasta“. Da bekommen die Gäste drei verschiedene Teigwarensorten auf einem Teller.

Wenn die Spaghetti nach gewähltem Gusto erst einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, ist es den Fans der italienischen Küche vermutlich egal, woher die Spaghetti kommen. Hauptsache es schmeckt.