Zwischen Neckar und Alb
Die Schlangen am Impfbus werden wieder länger

Corona Beschränkungen im Alltag, teure Tests und die Warnstufe scheinen einige Impfskeptiker im Kreis umzustimmen. Die Malteser erwägen, ihr Angebot zu erweitern. Derweil verzeichnen die Testzentren einen Rückgang.

Es wird zunehmend unbequem für jene, die nicht gegen das Coronavirus geimpft oder genesen sind. Für viele Bereiche des öffentlichen Lebens müssen sie Schnelltests vorlegen, die seit 11. Oktober nicht mehr kostenlos sind. Mit der Warnstufe wird sogar ein PCR-Test gefordert. Welche Auswirkungen hat das im Kreis Esslingen?  

Impfquote: Dem Sozialministerium des Landes waren für den Kreis Esslingen bis vor einer Woche 329 813 Personen mit vollständiger Immunisierung gemeldet. Das entspricht einer Impfquote von 61,8 Prozent. Bei den Erstimpfungen beträgt sie 63,6 Prozent. Die Zahl der neuen Impfungen geht seit Monaten zurück. Dabei seien immer noch zu wenige gegen Corona geschützt, mahnt der Vorsitzende der Kreis-ärzteschaft, Marc Meinikheim. Er hofft, dass der Umstand, dass vor allem Nicht-Geimpfte in den Kliniken behandelt werden, mehr Skeptiker überzeugen kann. In den Praxen der niedergelassenen Ärzte gehe es mittlerweile vor allem um Dritt­impfungen für Ältere. „Wir haben nur noch wenige Erstimpfungen“, so Meinikheim. 

Impfbus: Derweil bilden sich lange Schlangen vor dem Impfbus des Landkreises, wie Marc Lippe, Geschäftsführer der Malteser, schildert. Seit 1. Oktober wurden rund 3000 Spritzen gesetzt, davon 40 Prozent Erstimpfungen. „Wir stellen fest, dass darunter sehr viele Patienten sind, die einfach keinen Hausarzt haben“, sagt Lippe. Die Malteser seien am Überlegen, wie sie das Angebot erweitern können. „Wir schicken an jeder Station fast 50 Leute weg.“ Anfeindungen gegen Mitarbeiter gebe es kaum. Doch man merke, dass der Ton rauer werde, die Menschen sich zur Impfung gezwungen fühlten. Der Bus ist am morgigen Donnerstag von 12 bis 14 Uhr in der Jahnstraße 1 in Notzingen; von 15.30 bis 17.30 Uhr in der Hauptstraße 3 in Ohmden und am Freitag von 12 bis 14 Uhr in der Hauptstraße 7 in Reichenbach sowie von 15.30 bis 17.30 Uhr in der Burgstraße 52 in Plochingen. 

Gastronomie: Derweil wird in Restaurants, Kneipen und Cafés am Eingang gesiebt: Ist jemand geimpft, genesen oder hat er einen Test? Daran wird auch die Warnstufe kaum etwas ändern – außer dass PCR- statt Schnelltests gefordert werden. Natürlich sei das nicht schön, als Gastgeber Menschen zu trennen in Geimpfte und Ungeimpfte, sagt Mirjana Hedrich, die in Esslingen den Service für das demnächst wieder öffnende Gambrinus am Hafenmarkt und für das Dulkhäusle auf der Höhe in der Römerstraße leitet. Aber aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen laufe alles auf 2 G hinaus, denn es werde sicher nicht viele geben, die regelmäßig teure Tests machen würden. 

Fitnessstudios: In Fitnessstudios in Esslingen wurden seit Ende der kostenlosen Bürgertests keine Veränderungen festgestellt. Im Studio Pigspoint in der Otto-Bayer-Straße sei die Mehrzahl der Kunden geimpft. „Es gibt dennoch einige, die sich auch weiterhin testen lassen oder auf unseren Outdoor-Bereich ausweichen, wo es keine Testpflicht gibt“, sagt Inhaber Christian Kellenberger. Ähnliche Erfahrungen schildern das „smile X“-Fitnessstudio im „Dick“ und das „clever fit“ in der Rennstraße. Mit der Warnstufe gilt allerdings auch in Fitnessstudios die 3-G-Regel mit PCR-Testpflicht. 

Tests: Seit Schnelltests nicht mehr kostenlos sind, sei die Nachfrage um 80 Prozent gesunken, berichtet Michael Raisch, Mitbetreiber der Schnelltestzentren der Firma Theatro. In den letzten Tagen habe er einen Anstieg verzeichnet. Raisch vermutet, dass die Leute aufgrund der steigenden Inzidenz Infektionen ausschließen wollen. 14,90 Euro kostet ein Abstrich. Für Schüler und Studenten ist es günstiger, für jene, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, sowie für Minderjährige, Schwangere und Stillende kostenlos. Was dagegen mehr werde, seien Anrufe auf der Hotline, da die Verwirrung zunehme. „Die Nachfrage nach den Tests sinkt, aber die Arbeit steigt.“ ez