Der absolute Wille, das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen (SBBZ) – einstmals Förderschule – am Standort Oberlenningen zu halten, hat die Schulleiterinnen Sandra Rapp und Theresa-Maria Breier zu noch engerer Zusammenarbeit motiviert. Ihr Konzept einer gemeinsamen Schule präsentierten sie dem Gemeinderat und stellten den Antrag zur Errichtung eines Schulverbunds, der auch einstimmig angenommen wurde.
Die Kinder stehen für alle Beteiligten im Vordergrund. „Die Beratung der Eltern ist ein großer Arbeitsschwerpunkt. Wir gehen in sämtliche Kindergärten und Regelschulen – auch bezüglich Diagnostik. Unser Ziel ist, allen Beteiligung zu ermöglichen, und möglichst im Regelbereich optimal zu fördern. Deshalb ist ein Standort in der Mitte von Lenningen so wichtig“, warb Sandra Rapp von der Karl-Erhard-Scheufelen Schule SBBZ Lernen, vehement für den Erhalt ihrer Schule. Auch Kinder aus Owen und Erkenbrechtsweiler gehören zu ihren Schützlingen. „Wir wollen unsere fachliche Expertise behalten und unsere Kinder selbst versorgen. Was weg ist, ist weg. Deshalb wollen wir unsere Netzwerke erhalten“, sagte sie.
Als starke Partnerin hat sie Rektorin Theresa-Maria Breier von der Karl-Erhard-Scheufelen Grund- und Werkrealschule an ihrer Seite. Gemeinsam haben sie das Konzept erarbeitet. Die Schullandschaft ist wegen der vielen Teilorte komplex. Es gibt vier reine Grundschulen plus die Grund- und Werkrealschule in Oberlenningen. Daraus ergibt sich die Verbundenheit. Der Wunsch ist, künftig unter einem Dach und damit einer Leitung vereint zu sein. „Der Campus-Gedanke bestand von Anfang an – mit einer starken Realschule und der künftigen Grund- und Werkrealschule/SBBZ, also alle drei Schularten“, sagte Theresa-Maria Breier. Es soll ein Dach samt gemeinsamer Verwaltung geben, jede Schule wiederum mit einem eigenen Bildungsplan.
Soziale Kompetenz der Schüler stärken
Es sind drei Säulen, sprich drei Schularten, die in ihrem Bestand erhalten werden und Synergieeffekte generieren sollen. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind dabei Schlagworte. „Eine Schwimmlehrerin fällt in meiner Schule aus, die Grundschule könnte dann eine oder zwei Stunden abgeben“, nannte Sandra Rapp als Beispiel. Bislang wäre das nur mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden, der dann umgangen werden könnte.
Die ganzheitliche individuelle Förderung und die Expertise sollen in Lenningen bleiben. „Wir wollen die soziale Kompetenz unserer Schüler stärken, auch das Thema Teilhabe ist wichtig und die Erleichterung der Schulübergänge“, erklärte Sandra Rapp und sprach die Grundschule-Empfehlung an. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht alles ganz so rosig ist“, sagte sie. Bei der Verbundlösung müsse Sprachsensibilität geschaffen werden, bei aller Kooperation die Teamschärfe erhalten bleiben. „Das erfordert große Transparenz, offene Kommunikation und klare Strukturen“, erläuterte sie. Wenn Eltern kommen, müsse klar sein, wie die Spielregeln seien. Beide Schulleiterinnen sprachen von einer bürokratischen Komplexität und Fachlichkeit. „Eine gemeinsame räumliche Unterbringung wäre ein Wunsch. Aber wir sind uns bewusst, dass das nicht so einfach ist – aber Bergrauf- und -runtergehen hält fit“, sagte Sandra Rapp augenzwinkernd.
Diesen Ball nahm Karl Boßler auf: „Der Wunsch muss außer Acht bleiben, aber ganz klar: Wir wollen den Schulstandort stärken.“ Seine Frage nach der Leitung beantwortete Theresa-Maria Breier: „Wir besprechen alles personenneutral. Es ist nicht klar, wer die Leitung übernimmt. Von uns ist die Bereitschaft da und die Mehrarbeit würde sich im Rahmen halten.“ Das liegt daran, dass es im Moment Schulleitungsstunden für beide Schularten gibt. Auch für Volker Hofmann ist es wichtig, dass das Schulzentrum bestehen bleibt. „Der Beratungsbedarf ist sehr groß, dieses Angebot dürfen wir uns nicht nehmen lassen“, sagte er.
„Nährboden für unsere örtlichen Handwerksbetriebe“
„Zehn oder elf Kinder, die das SBBZ besuchen, sind nicht viele. Gleichzeitig sind wir sind froh um jedes Kind, das dort nicht beschult wird – und dafür ist Beratung wichtig“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht. Er warb ausdrücklich für die Werkrealschule, auch wenn die Landesregierung in dieser Schulart keinen mittleren Bildungsabschluss mehr zulassen will. „Wir gehören zu den wenigen starken Standorten einer Werkrealschule. Fällt das Angebot weg, dort die Mittlere Reife zu erlangen, wird der Druck auf unsere Realschule stark zunehmen“, ist er überzeugt. Als Folge befürchtet er, dass die starken Realschüler auf die Gymnasien gehen. „Das hat Auswirkungen für uns und ist von großer Bedeutung für die Schulstandortsicherung. Wir brauchen alle Schularten, denn die Werkrealschule ist ein guter Nährboden für unsere örtlichen Handwerksbetriebe“, erklärte Michael Schlecht.