Stolz ist die Stadtchefin auf die solide Finanzlage in ihrem Städtle: Trotz ständig größer werdender Herausforderungen, anderer Lebensumstände und Krisen sowie anhaltender Investitionen bleiben die Finanzen in Owen stabil – Verena Grötzinger blickt entgegen manch ernüchternder Erfahrungen positiv in die Zukunft.
„Die Gesellschaft ändert sich ständig. Rechtsansprüche werden vom Bund geschaffen, die wir als Kommune umsetzen müssen“, erklärte sie und erinnerte unter anderem an den Brandschutz und die Ganztagesbetreuung. „Das Konnexitätsprinzip in Bund und Land scheint niemanden mehr zu interessieren. Die Kinder sind uns sehr präsent, weil sie bereits in unseren Kindertageseinrichtungen sind. Das Geld lässt noch ein wenig auf sich warten beziehungsweise reicht in keiner Weise zur Finanzierung der Vorgaben, die wir einhalten müssen“, kritisierte sie. Im Bereich der Kinderbetreuung erkenne man an den Veränderungen deutlich, dass die Kommunen einen sehr hohen Beitrag an den gesellschaftlichen Kosten von Betreuung und Erziehung zu stemmen haben. Fast 50 Prozent der Personalkosten tragen dazu bei. Es sind rund 1,7 Millionen Euro. Darüber hinaus verbleibt ein nicht durch Gebühren, Zuweisungen und Zuschüsse gedecktes Defizit in Höhe von etwa 1,2 Millionen Euro, das über allgemeine Steuermittel, Gebühren und Beiträge zu finanzieren ist. „Darauf haben wir keinen Einfluss, was schon den Handlungsspielraum im Kommunalhaushalt erkennen lässt. Wir stellen aber fest: Man verlässt sich auf die Stadt“, führte Verena Grötzinger aus.
Aus bewältigten Krisen lernen und entsprechend handeln, ist ihr Credo. „Wir haben es geschafft, durch vorausschauende Entscheidungen zahlreiche Millionen in die Substanzerhaltung unserer städtischen Infrastruktur, unserer Gebäude und auch unserer sonstigen Aufgaben zu investieren“, sagte sie. Dafür konnten auch Fördergelder abgeschöpft werden. „Beispielhaft möchte ich die Teckhalle nennen, für die wir Zuschüsse von 1,1 Millionen Euro und einen Vorsteuerabzug mit 1,1 Millionen Euro generieren konnten, so dass der Finanzierungsbedarf um 2,2 Millionen Euro geringer war. So ist es auch zu erklären, wie wir in den vergangenen Jahren gut investieren konnten und dies ohne die Aufnahme eines Kredits und sogar noch einer Erhöhung der liquiden Mittel bei quasi einer Null-Verschuldung im Kernhaushalt – darauf dürfen wir stolz sein. Die millionenschwere Sanierung der Teckhalle haben wir aus dem Sparkässle bezahlt.“ Aus diesem Grund ist es ihr auch vor der Zukunft nicht bang, wenngleich sie nicht zu Übermut neigt: „Wir müssen uns immer auf weitere notwendige Pflichtaufgaben einstellen beziehungsweise darauf vorbereitet sein.“
Weiterhin möchte sie aber auch die Kür nicht aus den Augen verlieren. Als Beispiel nannte sie den Fitness Circle an der Teckhalle. „An diesem Projekt sieht man deutlich, wie man auch einen Mehrwert für die Gesellschaft erzielen kann, indem man gemeinsam für eine wünschenswerte Sache einsteht. Die zahlreichen Spenden haben dies gezeigt“, freut sie sich. Auch auf das größte Projekt für die kommenden Jahre ging sie ein: die Rathauserweiterung und -sanierung samt Platz: „Das wird uns in den nächsten Jahren nicht nur finanziell, sondern insbesondere auch inhaltlich sehr fordern.“
Wie in Owen üblich, wurde alsdann über den Haushaltsplan diskutiert. Es gab nur wenige Anmerkungen. Die Freude über die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen war deutlich herauszuhören, wie der Wunsch, dass dies auch in Zukunft so bleiben möge. Der Rückgang der Einkommenssteuer ließ jedoch die ein oder andere Sorgenfalte aufkommen und führte zu dem Schluss, unbedingt Wohnraum im Städtle zu schaffen, damit die jungen Leute nicht in die Nachbarorte abwandern. Zudem sehen sich einige Räte am Gipfel des Personalspiegels angekommen – auch hier schlagen die Kindertageseinrichtungen ordentlich zu Buche.
Auf der Haben-Seite steht ein ordentlicher Betrag
Die Zahlen des Haushalts präsentierte Kämmerin Manuela Scheerer. Das Planwerk schließt mit einem Fehlbetrag von knapp 280 000 Euro ab.
Die Stadt rechnet mit Erträgen von rund 10 Millionen Euro, dazu beitragen sollen vor allem die Steuern, aber auch die Zuschüsse. Dem stehen die Aufwendungen von rund 10,3 Millionen Euro gegenüber. Mit 33 Prozent schlagen die Personalkosten zu Buche. Sie liegen damit gleichauf mit den „Transferaufwendungen“, sprich Umlagen.
Gewerbesteuer will Owen in Höhe von knapp 4 Millionen Euro einnehmen, bei der Einkommenssteuer sind es rund 2,1 Millionen Euro. Über 1,4 Millionen Euro beträgt die Kreisumlage, 1,3 Millionen Euro die Finanzausgleichsumlage.
Der Schuldenstand liegt bei rund 993 Euro je Einwohner und damit unter dem Landesdurchschnitt von knapp 1100 Euro.
Investiert wird unter anderem in die Neue Straße. Die Sanierung kostet etwa 460 000 Euro. Es folgen der Naturkindergarten mit rund 170 000 Euro, die Umsetzung des Medienentwicklungsplans in der Grundschule mit 164 000 Euro, der Fitness Circle mit 126 000 Euro und andere.
Die liquiden Mittel werden sich aufgrund von rund 4,13 Millionen auf voraussichtlich 4,24 Millionen Euro erhöhen. Nachdem das Rechnungsergebnis 2021 vermutlich positiver ausfällt, geht die Verwaltung von einem noch höheren Schlussbestand der liquiden Mittel zum Jahresende 2021 von rund 4,13 Millionen Euro aus. ih