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Die Stadt wischt durch

Dreck Corona hat für noch mehr wilden Müll gesorgt. Kirchheim will jetzt dem Schmutz an Aussichtspunkten und in der Stadt verschärft den Kampf ansagen. Von Irene Strifler

Marianne Gmelin, Stadträtin der SPD, darf sich zurzeit nicht nur mit appetitlichen Themen beschäftigen. Sie füllt bekanntlich vorübergehend die vakante Stelle des Jesinger Ortsvorstehers aus. In der jüngsten Sitzung der Kirchheimer Stadträte plauderte sie nicht nur aus dem Nähkästchen, sie zeigte sich extrem erbost über aktuelle Erscheinungen: „Da sieht‘s aus wie d‘Sau!“ machte sie ihrem Ärger auf gut Schwäbisch Luft. Was folgte, war ein knackiger Bericht über komplett vermüllte Aussichtspunkte und heruntergekommene lauschige Plätzchen sowie Treffpunkte in und um Jesingen.

Die langjährige Stadträtin beobachtet allerorten ein Anwachsen der Müllberge. Verschärft hat sich die Situation offenbar deutlich in Corona-Zeiten: Pizza-Schachteln und Getränkedosen werden zunehmend achtlos weggeworfen. Auch Hundehalter kümmerten sich oft nicht um die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner. Hundetoiletten quellen mancherorts ebenso über wie öffentliche Mülleimer. Sabine Bur am Orde-Käß, Fraktionsvorsitzende der Grünen, überbrachte zudem die Beschwerde eines Bürgers, der zufolge das Umfeld von Zigarettenautomaten oft besonders verschmutzt sei.

Marianne Gmelin beließ es aber nicht etwa bei einem großen Lamento. Sie adressierte ihre Klagen direkt an den ihrer Meinung nach Verantwortlichen: Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer, kraft Amtes zuständig für Sicherheit und Ordnung. „Kann man den Leerungsturnus der Mülleimer verkürzen?“, suchte sie nach Lösungswegen. Gleichzeitig regte sie an, der Feldschütz möge doch künftig in Jesingen verstärkt nach dem Rechten sehen.

Zustimmung war rundum im Sitzungssaal spürbar, denn nicht nur in Jesingen wird ein Zuwachs an Müll und Dreck wahrgenommen. Zu „nachhaltigen Sanktionen“ riet beispielsweise Rainer Kneile von den Freien Wählern, beim Aufspüren einzelner Müllsünder. Als Naberner macht er offensichtlich ähnliche Erfahrungen wie seine Kollegin aus Jesingen.

Zumindest in der Sitzung hat sich tatsächlich etwas bewegt in Sachen Müll: Am Reinigungsturnus zu drehen, dies konnte Günter Riemer auf der Stelle zusagen. Um das Thema Zigarettenautomaten werde sich die Stadt auch kümmern. Was den Hundekot anbelangt, teilte Riemer mit, dass den Hundesteuerbelegen bereits seit geraumer Zeit Verhaltensmaßregeln beigelegt würden. Die Zahl der Hundehalter ist vermutlich in Corona-Zeiten gestiegen.

Viel Hoffnung, erfolgreich an die Vernunft der Menschen zu appellieren, hat der Bürgermeister mit langer Berufserfahrung allerdings nicht: „Das ist eine Kärrneraufgabe“, winkte er ab. Er verwies darauf, dass alle Städte und Gemeinden landauf, landab, mit der Problematik des Mülls zu kämpfen haben. Zum Umgang mit dem Thema gibt es viele Ansätze. Manche reagieren sogar damit, an beliebten Ausflugsplätzen Mülleimer einfach ganz abzubauen.

Kurzum: Der Müll wird Kirchheim jetzt noch intensiver beschäftigen, die Stadt will sozusagen durchwischen. „Das Thema Sauberkeit müssen wir verschärft angehen“, schaltete sich auch Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader in die Diskussion ein, in dessen Wahlkampf der Dreck in der Stadt eine gewichtige Rolle gespielt hatte. An die Arbeit gemacht haben sich der Stadtchef und viele Helfer schon beim Markungsputz. Weitere Maßnahmen und Planungen fielen dann allerdings Corona zum Opfer. Pascal Bader betonte mit Missfallen, auch ihm sei aufgefallen, dass der Müll in der Stadt in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen habe.