Lenningen. Die Sulzburghalle in Unterlenningen braucht eine neue Heizung. Erst vor knapp zwölf Jahren eingeweiht, hat das bestehende Heizsystem schon längst den Geist aufgegeben. Nun muss eine neue Anlage eingebaut werden. Die defekte Erdwärmepumpe will die Gemeinde durch eine Luftwärmepumpe beziehungsweise eine Luftwärmepumpenkaskade ersetzen, bei der je nach Bedarf mehrere Wärmepumpen zusammengeschaltet werden. Für diese Lösung hat sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit entschieden.
Bereits im Winter 2018/19 hatte die installierte Pumpe ihren Dienst quittiert. Eine Reparatur kam nicht zustande, weil das Unternehmen, das die Anlage geliefert hatte, Insolvenz angemeldet hatte. Die Gewährleistungsfrist war überdies bereits verstrichen. 2019 installierte ein anderes Unternehmen schließlich eine Notheizung. Angebote für den Austausch der Wärmepumpe beliefen sich auf rund 56 000 Euro. Gleichzeitig wurde Dr. Andreas Brandelik, der sich selbst „irgendwo zwischen Heizungsbauer und Energieberater“ ansiedelt, damit beauftragt, die gesamte Installation zu untersuchen, den möglichen Fehlern auf den Grund zu gehen und Sanierungsvarianten aufzuzeigen.
Seit zwei Jahren untersuchte der Experte die Halle überdies energetisch, griff in die Regelung ein und nahm Optimierungen vor. „Wir konnten den Energieverbrauch deutlich senken“, machte Andreas Brandelik klar. Im Schnitt lag der Verbrauch 2019 und 2020 bei 100 000 Kilowattstunden. 2022 sank er auf knapp 60 000 Kilowattstunden. „Eine dauerhafte Lösung ist das trotzdem nicht“, betonte Andreas Brandelik. Mit einer funktionierenden Wärmepumpe ließe sich seiner Ansicht nach der Stromverbrauch auf die Hälfte reduzieren. Ein einfacher Austausch der Erdwärmepumpe sei aber nicht möglich, weil sie Bestandteil eines äußerst komplexen und in sich abgestimmten Systems sei.
Von Beginn an gab es offensichtlich immer wieder massive Probleme mit der Anlage. Bei geringen Außentemperaturen ließ sich die Halle nicht ausreichend heizen. Andreas Brandelik schloss nicht aus, dass es schon damals zu Vereisungsproblemen in den drei Erdsonden gekommen war. Zwar sei eine Reparatur der vorhandenen Erdwärmepumpe prinzipiell möglich, Brandelik hält es aber für nahezu ausgeschlossen, dass die Anlage dann problemlos funktionieren würde. Der Einbau einer anderen Erdwärmepumpe sei dagegen äußerst aufwendig. Die drei jeweils 100 Meter tiefen Sonden seien nach neueren Berechnungen zudem nicht ausreichend. Bei einer neuen Erdwärmepumpe bräuchte es in jedem Fall drei weitere Bohrungen. Der Planer plädierte deshalb für eine Luftwärmepumpe beziehungsweise eine Luftwärmepumpenkaskade in Verbindung mit der bestehenden Solarthermieanlage.
Kosten von 90 000 Euro
Gemeinderat Falk Kazmaier bekannte, grundsätzlich ein Fan von Erdsonden zu sein. Im konkreten Fall sah er aber auch die Risiken. Kritik übte Karl Boßler: „Jeder, der baut, will Erdwärme“, sagte er und hinterfragte die Effektivität einer Luftwärmepumpe. Christian Schwenk stellte in den Raum, dass sich eine Erdwärmepumpe samt neuer Bohrungen im Laufe der Jahre amortisieren würde. Bürgermeister Michael Schlecht und das Gros des Gremiums konnten sich das nicht vorstellen. Plädiert wurde bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung für die Luftwärmepumpen-Lösung. Die voraussichtlichen Kosten von 90 000 Euro sind über den Haushalt abgedeckt. Anke Kirsammer