Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen mit den Landkreisen Esslingen und Göppingen ist im August erneut gestiegen: Insgesamt waren im vergangenen Monat 21 955 Frauen und Männer ohne Arbeit. Das entspricht einem Plus im Vergleich zu Juli um 838 Personen oder 4,0 Prozent. Gegenüber August 2019 waren demnach 6 037 Menschen mehr arbeitslos gemeldet - was sogar eine Steigerung von 37,9 Prozent ausmacht. Der Vorjahresvergleich verdeutlicht das Ausmaß der strukturellen und coronabedingten Veränderungen. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle Erwerbspersonen, stieg von 4,7 Prozent im Juli auf jetzt 4,8 Prozent.
Von allen Arbeitslosen im Agenturbezirk gehörten 12 339 Personen der Arbeitslosenversicherung an und wurden von der Arbeitsagentur betreut. 9 616 Personen waren in der Grundsicherung gemeldet und wurden von den Jobcentern in den beiden Landkreisen Esslingen und Göppingen betreut.
Für die Monate März bis August liegen 9 500 Anzeigen von Betrieben oder Betriebsabteilungen zu Kurzarbeit vor. Davon könnten unterm Strich bis zu 160 500 Arbeitnehmer betroffen sein. „Der Arbeitsmarkt im Bezirk wird weiter von den Einflüssen Strukturwandel, konjunkturelle Schwäche und Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmt. Zusätzlich kommt jetzt im August der saisonübliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Sommer dazu“, erklärt Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur. Aufgrund dessen lag die Arbeitslosigkeit im vergangenen Monat so hoch wie seit Februar 2010 nicht mehr. Allerdings gäbe es auch kleine Lichtpunkte, die sich im Vorjahresvergleich zeigen: „Die Zunahme der Arbeitslosigkeit flacht im Vergleich zum Vorjahr etwas ab. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie viele Ausbildungsverträge in den Unternehmen geschlossen werden und ob nach den Sommer- und Betriebsferien wieder mehr Personal eingestellt wird“, ergänzt Bettina Münz.
Münz hatte die Agentur für Arbeit in der einmonatigen Übergangszeit geleitet, nachdem Thekla Schlör in die Zentrale der Bundesagentur für Arbeit nach Nürnberg gewechselt war. Ihr folgt zum 1. September Karin Käppel als Vorsitzende der Geschäftsführung der Göppinger Arbeitsagentur (siehe Artikel rechts). Damit ist die Geschäftsleitung wieder komplett.
Azubi-Plätze machen Hoffnung
Im Landkreis Esslingen waren im August insgesamt 14 237 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 522 Personen oder 3,8 Prozent mehr als im Juli und 3 777 mehr als im Vorjahr. In Kirchheim beträgt die Arbeitslosenquote derzeit 4,6 Prozent, in Nürtingen 4,4 Prozent.
Im Landkreis Göppingen waren im August vergleichsweise insgesamt 7 718 Menschen arbeitslos gemeldet, was einem Zuwachs von 316 Personen entspricht. Die gesamte Arbeitslosenquote beträgt derweil 5,4 Prozent.
Insgesamt 366 Jugendliche unter 20 Jahren hatten im August keinen Job, das waren 87 Personen mehr als vor einem Monat und 7,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Doch da im September viele neue Ausbildungsplätze belegt werden, scheint zumindest in dieser Kategorie etwas Besserung in Sicht. Darunter fallen teilweise auch die jungen Menschen unter 25 Jahren, bei denen es zuletzt 2 646 Arbeitslose gab. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Plus von 18,2 Prozent. Die Zahl der 50-jährigen und älteren Arbeitslosen ist im Vergleich zu Juli um 92 auf 6 891 Personen gestiegen. Zum Vergleich: Im August 2019 waren es 30,8 Prozent weniger.
Die Unterbeschäftigung, die neben der Zahl der Arbeitslosen auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist gegenüber dem Vormonat um 612 Personen gestiegen. Insgesamt lag die Unterbeschäftigung im August bei 26 904 Personen. Das waren - hauptsächlich zurückzuführen auf die Corona-Pandemie - 5 620 mehr als vor einem Jahr.
„Wir raten Unternehmen, auch in der Krise an der Ausbildung im eigenen Haus festzuhalten und sich so die Fachkräfte der Zukunft zu sichern. Jugendliche sollten unbedingt die Chancen nutzen, die dieses krisengeschüttelte Jahr dennoch für einen erfolgreichen Berufseinstieg bietet“, sagt Bettina Münz. Bis zum Ausbildungsbeginn sei aber nicht mehr viel Zeit, auch wenn viele Ausbildungen noch bis in den November hinein begonnen werden können. Es lohne sich daher, jetzt richtig Gas zu geben und nochmal durchzustarten. In vielen attraktiven Ausbildungsberufen seien noch Stellen frei, „und auch auf den letzten Metern werden oft noch Ausbildungsverträge unterschrieben“, weiß Münz. „Trödeln dürfe man jetzt aber nicht mehr.“ Außerdem rät sie Bewerbern, sich nicht auf einen einzigen Traumberuf festzulegen, sondern bei der Wahl ihres Ausbildungsberufs flexibel zu sein und sich auch auf Alternativen einzulassen. „Das und regionale Flexibilität erhöht die Chancen für einen erfolgreichen Berufsstart“, ergänzt Münz. pm