Es könnte eine Filmszene mit Happy End sein: Fröhlich wedelt der Mann mit den Rasta-Locken mit den Armen und winkt vom Balkon der Asylunterkunft am Holzmadener Ortseingang. „Ich werde nie vergessen, wie Buba nach ein paar Tagen in meinem Büro stand, über beide Ohren gestrahlt hat und in breitestem Schwäbisch verkündet hat: „Holzmaden ist super, Buba geht mit Björn und Matthias“, unseren beiden anderen Bauhofmitarbeitern, „den ganzen Tag schaffe, schaffe, schaffe“, erzählt Bürgermeisterin Susanne Irion.
Buba Mangas Geschichte ist allerdings weniger fröhlich. Er wuchs in Armut auf, ging nie zur Schule. Wie viele andere jagte er zum Überleben Tiere im Wald, scheuchte sie mit kleinen Feuern aus ihrem Versteck, um sie zu fangen. Dabei hatte er 2014 einen Wald in Brand gesetzt, ihm drohte eine Gefängnisstrafe. Seine Mutter ging damals für ihn ins Gefängnis, damit ihr Sohn flüchten konnte. Geld hatte er nicht, aber immer jemanden, der ihn mitnahm. Zunächst ging es ohne Plan Richtung Senegal, dann über Mali und Niger in das berüchtigte Flüchtlingslager in Libyen.
Wer dort kein Geld für Bestechung habe, komme sofort ins Gefängnis, erzählt Buba. So ging es auch ihm. Es waren schlimme Monate, in denen er polizeilicher Willkür ausgesetzt war. Der 28-Jährige zeigt Narben an den Armen und auf dem Rücken. „Ich habe gesehen, wie Menschen erschossen wurden, direkt neben mir“, sagt er und deutet mit dem Finger eine Pistole an.
Dann hatte er Glück im Unglück: Abdullah, einer der Polizisten, hatte Mitleid und verhalf ihm zur Überfahrt nach Sizilien. Von dort kam er über Mailand und die Schweiz nach Karlsruhe. Ohne Ausweispapiere und ohne Geld stellte Buba dort einen Asylantrag.
Danach kam er in eine Gemeinschaftsunterkunft nach Mannheim. „Es geht darum, die Menschen zu verteilen“, erklärt Dorota Lyska, die Asylsuchende für die Arbeiterwohlfahrt im Land betreut. „Ich hatte eine Menge Probleme“, sagt Buba über seine Anfänge in Deutschland. In Mannheim herrschte Tristesse und Langeweile, man trank viel Alkohol und nahm Drogen, das war er nicht gewohnt. Buba wurde straffällig. „Leute sagten, nimm das mit, ist kein Problem“, erinnert er sich an seine ersten Diebstähle. Zwei Mal kam er in Haft, insgesamt verbrachte er zehn Monate in deutschen Gefängnissen.
Nach Holzmaden kam er im Dezember 2017„dank“ 300 Sozialstunden, die ihm als Ersatz für eine weitere Geldstrafe aufgebrummt wurden. Schlagartig wurde alles besser. „Hier haben mir die Menschen geholfen“, sagt er. „Er braucht Nähe und Zuwendung. Er will alles machen, ist unheimlich hilfsbereit. Ständig will er einem die Tasche tragen“, sagt Katrin Böttcher vom Arbeitskreis Asyl.
Für die Gemeinde arbeitete er beim Bauhof, auf dem Friedhof oder an der Grundschule mit Hausmeister Björn Epple: Rasen mähen: Hecke schneiden, Büsche stutzen, all das machte er mit großer Freude. „Buba hat sich seine Heimat in Holzmaden mit Fleiß erarbeitet und mit seiner entwaffnenden Freundlichkeit viele Herzen gewonnen. Es gibt kein Kindergarten- oder Grundschulkind, das ihm nicht schon von Weitem zuwinkt“, sagt Bürgermeisterin Susanne Irion. Mittlerweile geht es ihm auch psychisch besser. „Mein Kopf ist kaputt“, sagt er, lacht aber schnell wieder.
Die Sozialstunden sind abgeleistet. „Wir haben uns bedankt, und er stand wieder da. Er wollte weitermachen“, erzählt Susanne Irion. Deswegen ist er nun ehrenamtlich für Holzmaden tätig. „Wie viele andere Holzmadener auch“, betont die Gemeindechefin. Sie würden ihn gerne ins Team übernehmen, aber das Ausländeramt hat das abgelehnt. Er ist vorbestraft und wird nur in Deutschland geduldet. Buba weiß das, hat dennoch die Flagge des Landes, das ihn nicht mehr haben will, in seinem Zimmer in der Asylunterkunft aufgehängt. „Schwäbisch schwätze“, könne er auch, sagt er und zeigt ein breites Grinsen. In Holzmaden hat er mithilfe von Freiwilligen gelernt, zu lesen und zu schreiben. In seiner Freizeit spielt er in einer Trommel-Combo, tritt bei Konzerten auf.
Bubas Asylantrag wurde abgelehnt, im Juni hat ein Gericht auch seine Klage abgewiesen, Gambia gilt nicht als Krisenland. „Er wird geduldet, aber wie lange, weiß niemand“, sagt Dorota Lyksa. Solange er keinen Pass hat, kann er nicht abgeschoben werden. Derzeit arbeite man an einer „Lösung“, was im Bundesinnenministerium unter „geordneter Rückführung“ läuft, erklärt sie. „Ich habe Angst, zurückzugehen“, sagt Buba. In Gambia wartet das Gefängnis: „Ich möchte hier arbeiten und meiner Mutter helfen.“ Auch wenn ein Happy End unwahrscheinlich ist: Seine Fröhlichkeit lässt sich Buba nicht nehmen.