Ein Fenster in Form eines halben Apfels kommt als Guckloch in den Karton. Dahinter ist das Glas mit leckerem Apfelgelee zu sehen. „Die coole Idee“ stammt von Frieder. Er ist einer von zehn Siebtklässlern der Lenninger Grund- und Werkrealschule, die sich an diesem Morgen den Kopf darüber zerbrechen, wie eine ansprechende Verpackung aussieht. Bereits zum zweiten Mal besuchen die Schülerinnen und Schüler den „Packaging Hub“. In dem lichtdurchfluteten Gebäude war früher die Schreinerei der Papierfabrik Scheufelen untergebracht. Heute stehen hier betagte Druckmaschinen, und es gibt jede Menge Beispiele dafür, wie sich Verpackungen gestalten lassen. Genutzt werden die Räume von der Stuttgarter Hochschule der Medien als Forschungscampus. In einer Kooperation bekommen die Siebtklässler der Werkrealschule die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität nahegebracht.
Die künftigen Achtklässler wollen im Herbst auf den Wiesen oberhalb des Lenninger Schulzentrums Äpfel ernten und daraus einen leckeren Brotaufstrich kochen. „Das Gelee könnten wir über unsere Schülerfirma verkaufen“, erklärt Fachlehrer Joachim Storz. Die Gläser gibt es bereits. Einen würfelförmigen Karton als Verpackung ebenfalls. Nun geht es darum, die Oberfläche mit Leben zu füllen. „Wie soll die Schachtel aussehen, was muss drauf?“ Solche Fragen werden heute mit Viktor Hahnemann und Sven Schneider, beides Masterstudenten der Verpackungstechnik, geklärt. „Stellt euch vor, ihr seid Kunden“, so werden die Mädchen und Jungen an die Aufgabe herangeführt. Sie erfahren, dass sämtliche Ideen in einem sogenannten Moodboard gesammelt werden.
Klar ist, eine Verpackung braucht einen Barcode, und sie sollte ein Blickfang sein im riesigen Dschungel anderer Angebote. Zutatenliste, Nährwert, Füllmenge, Mindesthaltbarkeitsdatum und das Logo der Schule – all das sind Infos, die ebenfalls auf den Karton gehören. „Verpackungen sind immer zu klein“, sagt Viktor Hahnemann. Um die Flächen zu vergrößern, werde deshalb teilweise mit hochgeklappten Elementen gearbeitet. Dabei gibt es einiges zu beachten, etwa, dass auf der Vorderseite keine offenen Kanten und keine Klebekanten sind. „Und dort muss auf jeden Fall stehen, was reinkommt“, sagt Viktor Hahnemann. Besonders wichtig findet er außerdem den Hinweis darauf, dass die Äpfel von einer Streuobstwiese stammen. „Regionalität ist gerade ein sehr gutes Kaufargument“, unterstreicht Sven Schneider. Ein Baum, der sich um eine Ecke zieht und eine um den gesamten Würfel verlaufende Wiese sollen deshalb auf die Herkunft des Produkts aufmerksam machen. Die Frage nach dem Etikett fürs Glas ist schnell geklärt: „Apfelgelee“, muss natürlich drauf. Jens’ Idee, den Kleber von Hand mit einer Landschaft zu bemalen, stößt bei den Profis auf ein positives Echo. „Ich finde es wild, wenn es verspielt ist“, sagt Viktor Hahnemann.
Schnellbleiche in Sachen Verpackung
Die Präsentation verschiedener Druckmaschinen durch Professor Matthias Franz, die Vorstellung von Prägetechniken und der Hinweis, auch bei der Schrift bei einem Stil zu bleiben, gehören zur Schnellbleiche, die die Schülerinnen und Schüler in Sachen Verpackung bekommen. Ansatzweise sehen sie, wie aus den Ideen mit digitaler Hilfe das Produkt entsteht: Am Bildschirm wächst aus einem knackigen roten Apfel bereits ein grünes Blatt heraus. Bis zum nächsten Treffen erarbeiten die Studenten drei Versionen der Schachtel. Dann ist Falten und Kleben angesagt.