Wochenend‘ und Sonnenschein - und dann ganz bestimmt nicht allein: auf dem Maienwasen in Owen. Das ist ein wunderschöner Platz im Grünen. In Halbhöhenlage hat man von dort einen tollen Blick auf die Teck. Es ist die Festwiese der Owener. Der Maientag, das traditionsreiche Kinderfest, wird dort alljährlich bei schönem Wetter zelebriert, es ist der Nationalfeiertag im Städtle. Deshalb hat jeder Owener eine besondere Beziehung zu diesem Fleckchen Erde.
Dessen Schönheit und Potenzial haben auch viele andere entdeckt: unter malerischen Birken direkt am Waldrand sitzen, ein Feuer entfachen, dann grillen und feiern. An diesem Freizeitvergnügen ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Doch die Anlieger sind zunehmend genervt, denn die Verkehrsdichte auf dem Feldweg nimmt an schönen Sommertagen, insbesondere am Wochenende, enorm zu. Einfach nur mit dem Rucksack zur Grillstelle ein Stückchen bergauf vom Wanderparkplatz zu spazieren, überfordert ganz offensichtlich die Kräfte vieler Feierwütiger. Oder muss das PS-starke Heiligsblechle in Angeberlaune prinzipiell möglichst vielen an dem idyllischen Hain direkt vor der Nase präsentiert werden? Oder ist nur cool, wer direkt vorfährt? Der Rest feige Spießer?
„Wir nehmen schon lange wahr, dass es die Menschen - insbesondere jetzt in Corona-Zeiten - in die Natur zieht. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn sie sich an schönen Plätzen mit Freunden zum Grillen treffen und Festle feiern“, sagt Bürgermeisterin Verena Grötzinger. Sie hat dabei aber auch einen großen Wunsch: Die Leute sollten so sorgsam mit dem Platz umgehen, dass es der Nutzung entspricht. „Das heißt auch Rücksichtnahme auf die Natur, denn der Maienwasen liegt im FFH-Gebiet, also einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet“, erläutert sie. Das heißt im Klartext: Zu Fuß dort hinmarschieren, denn der Feldweg ist Anliegern vorbehalten - und auch den Verpackungsmüll wieder mitnehmen. Wer beides ignoriert, muss mit einem Bußgeld rechnen.
Das ist in den vergangenen Wochen passiert. Die Falschparker bekamen Post vom Landratsamt Esslingen, das in solchen Fällen für Owen zuständig ist. Es gab 76 schriftliche Verwarnungen im Bereich Maienwasen, die die Polizei seit März an die Bußgeldstelle weitergeleitet hatte. Auf Amtsdeutsch heißt das: „Sie parken in einem Verkehrsbereich, der durch Zeichen gesperrt war.“ Außerdem gab es noch fünf Verwarnungen „Parken in der Natur“. Die Bußgeldstelle kann nur dann Verwarnungen im Naturschutzbereich ahnden, wenn Bilder dabei sind, auf denen klar ersichtlich ist, dass das Auto auch tatsächlich im Naturschutzbereich stand.
„Beliebt ist der Platz schon lange. Doch seit vergangenem Jahr fühlen wir einen deutlichen Handlungsdruck an den Wochenenden, der sich wegen Corona verstärkt hat“, ist Verena Grötzinger um eine moderate Wortwahl bemüht. Gemeinderat Jochen Eberhard wird da wesentlich deutlicher. Ihn und viele andere Owener nervt das rücksichtslose Verhalten mittlerweile einfach nur. Die Polizei schaut deshalb seit 2019 immer wieder auf dem Maienwasen vorbei und zeigt die uneinsichtigen Verkehrsteilnehmer an. „Wir sind regelmäßig zu den relevanten Zeiten draußen und bringen Rechtsverstöße und Ordnungswidrigkeiten zur Anzeige. Die gehen dann alle an die Bußgeldstelle im Landratsamt“, erklärt Daniel Straub, stellvertretender Leiter des Kirchheimer Polizeireviers. Dazu zählt neben verbotenem Parken die normale Überwachung - auch was Corona-Verstöße betrifft.