Sie sind schon etwas warm geschrieben, dann gibt es heute noch eine letzte Aufwärmübung: erste Sätze. Logischerweise beginnt jede Geschichte mit dem ersten Satz. Bitte beginnen Sie nie, nie, nie mit „es war einmal“! Außer, Sie schreiben ein Märchen. Der erste Satz ist wichtig, er ist so etwas wie die Visitenkarte Ihrer Geschichte. Ist der erste Satz langweilig, dann können Sie die Leser nicht packen. Der erste Satz muss mitreißen, darf aber gleichzeitig nicht zu viel verraten. Drei Möglichkeiten für erste Sätze, mit denen ich gut arbeiten kann: Beschreiben des Ortes, an dem die Geschichte beginnt. Oder der Protagonisten, die am Anfang auftreten. Oder, zweitens, gleich mit Spannung einsteigen. Oder, drittens, mit etwas Rätselhaftem. Beispiele zu den Möglichkeiten gefällig? Ein beschreibender Satz wäre: Durch die grünen Hügel strömte der Fluss, wild und reißend, aber nirgends tiefer als einen Meter. Spannung: Ein von Angst erfüllter Schrei hallte von den Mauern wider. Rätselhaft: Als Jana die Tür öffnete, starrte sie in grelles Licht. Genug Theorie, ich schildere Ihnen nun Situationen und Sie schreiben die ersten Sätze dazu: Stellen Sie sich vor, Sie schauen aus dem Fenster und sehen, wie ein Ufo vor Ihrer Haustür landet. Wie lautet Ihr erster Satz, ohne das Ufo zu erwähnen? Stellen Sie sich nun vor, Sie wären während der Ausgangssperre unterwegs und ein Polizist hält Sie an. Wie lautet Ihr erster Satz? Als Nächstes stellen Sie sich vor, Sie sind mit dem heiß geliebten Auto Ihrer Partnerin oder Ihres Partners an einer Mauer hängen geblieben. Wie lautet Ihr erster Satz? Und zum Schluss überlegen Sie sich den ersten Satz, wenn Sie im Lotto gewonnen hätten. Viel Vergnügen beim Austüfteln der Sätze. Iris Lemanczyk
Die Visitenkarte der Geschichte