Zwischen Neckar und Alb
Die Volksbank Mittlerer Neckar legt eine Bilanz mit zwei Gesichtern vor

Geldinstitut Nach der Fusion legte die regionale Bank 2021 im Kredit- und Einlagengeschäft deutlich zu. Doch kann das Geldinstitut trotz des Wachstums damit die Negativzins-Folgen nicht ganz wettmachen. Von Harald Flößer

Der Klotz der Tiefstzinsen zieht die Bilanzen aller Geldinstitute seit Jahren schwer nach unten. Der Volksbank Mittlerer Neckar ist es trotzdem gelungen, für 2021 ein gutes Ergebnis zu erzielen. Durch ein zum Teil deutliches Wachstum in fast allen relevanten Bereichen hat man es geschafft, die fallenden Zinsmargen einigermaßen zu kompensieren. Zudem zeigen sich durch die 2020 vollzogene Fusion erste Synergieeffekte, insbesondere bei den Personal- und Sachkosten. Die Ziele des Zusammenschlusses der Volksbank Kirchheim-Nürtingen, der Volksbank Esslingen und der Berkheimer Bank habe man bereits „zu 80 Prozent erreicht“ und liege damit „voll im Plan“, sagte Vorstandssprecher Heinz Fohrer bei der Bilanzpressekonferenz. „Unsere Mannschaft hat einen tollen Job gemacht“, so Fohrer. 

Sichtbar wird der Zusammenschluss durch den Bau der neuen Zentrale in Wendlingen, der im April beginnen wird. Ab Ende 2024 sollen dort 250 Mitarbeiter aus den internen Bereichen der Bank, die heute auf sechs Standorte verteilt sind, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof moderne Arbeitsplätze bekommen.

 

Die Fusion während der Pandemie zu managen, war eine Herausforderung.
Vorstandssprecher Heinz Fohrer

 

Trotz eines konjunkturellen Einbruchs im vierten Quartal 2021 habe man ein dynamisches Finanzierungsgeschäft verzeichnet, so Fohrer. Das Plus von 183 Millionen (6,5 Prozent) auf drei Milliarden Euro resultiere sowohl aus dem Firmenkundengeschäft als auch aus der Finanzierung von Immobilien. Vor allem im Neugeschäft verzeichnete die Volksbank Mittlerer Neckar ein überdurchschnittliches Wachstum. Das Volumen der neuen Kredite betrug 684 Millionen Euro, was ein Wachstum von 9,8 Prozent bedeutet.

Dass die Pandemie auch für viele Unternehmen im Kreis schwere Zeiten bedeutet, lässt sich daran ablesen, dass für rund 580 Kunden auf fast 1000 Darlehen die Tilgungen temporär ausgesetzt wurden. Zum Ende des Geschäftsjahrs schrumpfte die Zahl allerdings auf knapp 80 Darlehen. Eine Pleitewelle sei ausgeblieben, erklärte Vorstandsmitglied Eberhard Gras. Das liege vor allem daran, dass der Staat Liquiditätshilfen zur Verfügung gestellt habe. „Aus Kundensicht sind wir unter anhaltenden Pandemiebedingungen ein Stabilitätsanker“, sagte Vorstandssprecher Fohrer.

Ungebrochen hoch sei die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in der Region. Das hohe Preisniveau hänge unter anderem mit der anhaltenden Immobilien-Knappheit zusammen. Zudem zähle die Landeshauptstadt bundesweit zu den teuersten Kommunen. Für die Finanzierung von Immobilien wurden 2021 neue Kredite in Höhe von 285 Millionen Euro vergeben.

In den nächsten sechs bis zwölf Monaten rechnet Heinz Fohrer mit einem Anstieg der Bauzinsen. Ein Grund dafür sei, dass die Kredit­institute spätestens von 2023 an für Baufinanzierungen einen zusätzlichen Risikopuffer in ihren Bilanzen bilden müssen. „Durch die neuen Auflagen wird es für uns Banken teurer, uns zu refinanzieren“, sagte Fohrer. Deswegen rät er zu einer langfristigen Zinsbindung. Die Kundeneinlagen stiegen um 6,1 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Vor allem im Bereich der kurzfristigen oder täglich fälligen Gelder parkten die Kunden ihr Vermögen. Angesichts der Nullzinsphase und der steigenden Inflationsrate solle man sich beraten lassen. Viele haben bereits reagiert und ihr Vermögen in andere Anlageformen investiert. Beim Wertpapierumsatz verzeichnete die Volksbank Mittlerer ­Neckar ein Plus von 37 Prozent. Bereits im Jahr zuvor lag das Wachstum bei 40 Prozent. Auch Edelmetalle sind laut Fohrer stark gefragt. Der Verkauf insbesondere von Gold erhöhte sich um 20,7 Prozent auf 13,9 Millionen Euro.

 

Bilanz der Volksbank Mittlerer Neckar

                                                       2021                  Entwicklung 
                                                       in Euro               zu 2020

Bilanzsumme                               4,7 Mrd.             + 11,0 %
Gesamtkundenvolumen             9,8 Mrd.             + 8,9 %
Kundenkredite                             3,0 Mrd.             + 6,5 %
Kundeneinlagen                          3,4 Mrd.             + 6,1 %
Zinsüberschuss                          69,6 Mio.            - 0,1 %
Provisionsüberschuss               30,7 Mio.            - 1,3 %
Personalaufwand                        35,6 Mio.            - 4,6 %
Sachaufwand                               21,4 Mio.            - 4,5 %
Betriebsergebnis vor Risiko      39,2 Mio.            + 13,6 %
Mitarbeiter                                   595                      - 4,5 %
Mitglieder                                    87 676                 - 1,4 %