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Die Wohnungsnot verschärft sich weiter

Immobilienmarkt Steigende Zinsen und gestiegene Baukosten belasten auch die Bauträger im Kreis Esslingen.

Kirchheim. Günstige Mietwohnungen sind Mangelware. Allein im Kreis Esslingen werden nach Angaben des Verbands Region Stuttgart bis zum Jahr 2035 mindestens 36 000 Wohnungen benötigt. Dass der Bedarf deutlich über dem Angebot liegt, zeigt auch die Bilanz der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen. Für 118 verfügbare Bestandswohnungen gab es nach Unternehmensangaben im vergangenen Jahr 4405 Anfragen.

Um beim Thema Wohnungsnot Abhilfe zu schaffen, hatte die Bundesregierung kürzlich zu einem Wohnungsgipfel nach Berlin geladen. Einige Vertreter aus der Branche blieben dem Treffen jedoch fern. „Um ein Zeichen zu setzen“, sagt Bernd Weiler, der Vorstandssprecher der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen. Denn viele Akteure in der Branche haben den Eindruck, dass ihre Vorschläge beim Bund nicht ausreichend Gehör finden. Die Ergebnisse des Gipfels seien ein Anfang, würden jedoch nur kurzfristig Abhilfe schaffen, seien „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Die Aussetzung schärferer Energiestandards für Neubauten (EH 40) und die Reduzierung des Standards auf EH 55 sei „positiv zu bewerten“, sagt Weiler.

Kaum Sozialwohnungen

Während sich einerseits so mancher Bauplatz im Kreis Esslingen als Ladenhüter entpuppt, wird der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt immer höher. Insbesondere Sozialwohnungen, aber auch günstiger Wohnraum für mittlere Einkommen sind stark nachgefragt.

Anders verhält es sich bei Eigentumswohnungen, die nach Angaben der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen derzeit schwer zu vermitteln sind. Eine Ursache dieser beiden Entwicklungen: die immer weiter steigenden Zinsen für Kredite. Während sich einerseits potenzielle Grundstücks- oder Wohnungseigentümer aus diesem Grund gegen den Kauf entscheiden, belas­tet die Situation die Bauherren.

Die stark steigenden Zinsen für Kredite, gestrichene Fördermittel seitens des Bundes, aber auch deutlich höhere Material- und Handwerkerkosten erschweren es, günstigen Wohnraum zu schaffen.

Aktuell betragen die Baukosten pro Quadratmeter für eine Wohnung etwa 6000 Euro, sagt Keisbau-Vorstandssprecher Weiler. Angesichts dessen seien Mieten von etwa 20 Euro pro Quadratmeter für Neubauten nötig. Um für Menschen mit geringeren Einkommen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, werden die Wohnungen für circa zehn bis 13 Euro pro Quadratmeter vermietet. Dafür bedürfte es aber finanzieller Förderung, sagt Weiler. Eine Zinssubvention sei deshalb wünschenswert – etwa Darlehen zu einem Zinssatz von einem Prozent, festgeschrieben auf 15 bis 25 Jahre. Entschärfen könne die Lage aber auch eine Absenkung der Umsatzsteuer von 19 auf sieben Prozent für geförderten Wohnraum.

Außer dem Bund schaffen auch Land und Kommunen die Rahmenbedingungen in der Branche. Seitens der kommunalen Verwaltung wünscht sich Weiler zügigere Verfahren, etwa bei der Genehmigung. Dann könne schneller und unter Umständen günstiger gebaut werden.

Umnutzung von Büroflächen

Statt neu zu bauen, ist auch die Umnutzung leer stehender Bürogebäude Thema. Allerdings ist das Wohnen in einem Mischgebiet aus Sicht Weilers nicht für alle Mieterinnen und Mieter die erste Wahl. Insgesamt stellt die Branche nicht nur der Neubau vor Herausforderungen. Auch die Sanierung von Bestandsgebäuden ist mit unsicheren Rahmenbedingungen verbunden. Janey Schumacher