Bahn
Die Zugbegleiter sorgen für Ordnung auf der Schiene

Bei der Schwerpunktkontrolle auf der Strecke Ulm – Stuttgart begegnen den Kundenbetreuern entspannte Fahrgäste, bekannte Gesichter oder auch die eine oder andere Panne mit dem Lesegerät.

Fahrscheine bitte, heißt es bei der Schwerpunktkontrolle im MEX 16 von Ulm nach Stuttgart. Foto: Sabine Ackermann

Ein im Zug unvermittelt sterbender Fahrgast, ein Betrunkener, der in der Gepäckablage seelenruhig seinen Rausch ausschläft, Provokanten, die sich weigern, ihren Fahrschein zu zeigen, oder Selbstdarsteller, die sich das Recht herausnehmen, in der ers­ten Klasse zu sitzen, und nicht zuletzt Schwarzfahrer, deren Täuschungstickets die Zugbegleiter nicht beeindruckten. Bis auf das erste, zum Glück seltene Vorkommnis, gehören alle anderen Begebenheiten mehr oder weniger zum Alltag der Menschen, die, egal ob Frau oder Mann, ob ausgebildet in der Branche oder als Quereinsteiger, so wie an diesem Mittwoch mit wachem Auge und Gerätschaft dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hat.

Diesmal findet die regelmäßig durchgeführte „Schwerpunktkontrolle“ im „MEX 16, Zugverbindung 19125“ auf der Strecke Stuttgart – Ulm und zurück statt, erklärt Pressesprecherin Daniela Birnbaum. Mit dabei ist der leitende Kundenbetreuer, Efstathios Rafailidis, der gerne nah an den Fahrgästen ist, aber zwischendurch auch mal eine Anweisung gibt: „Fuß runter, da sitzen auch andere Leute“, sagt er zu einem jungen Mädchen, das es sich, wenn auch „nur“ mit einem Bein, auf dem gegenüberliegenden Sitzplatz bequem gemacht hat.

Mit dem Zug fahren ist prima und nachhaltig.

Anita und Eberhard kommen aus Freiberg am Neckar und fahren gerne nach Geislingen zum Einkaufen. 

Mehrere Teams führen heute die Fahrscheinkontrollen durch, insgesamt sind es etwa zehn Personen, die allerdings auch danach schauen, dass der Fluchtweg frei ist und kein Müll zurückbleibt. Vom Schaffner, Kontrolleur zum Kundenbetreuer – man merkt, die Arverio-Mitarbeiter haben Spaß an ihrer Arbeit.

„Über 95 Prozent haben das Deutschlandticket, seitdem ist es viel entspannter geworden“, verrät Efstathios Rafailidis und freut sich, dass er mal wieder auf eine seiner Kolleginnen trifft: Britta Glock, die als Kundenbetreuerin begann und seit vier Jahren als Ausbildungskoordinatorin arbeitet. „Ich erlebte mal eine Situation, dass ein älterer Mann einen Herzinfarkt bekam. Zum Glück war eine Ärztin im Zug, die ihn sofort reanimieren konnte“, verrät die Heilbronnerin und schiebt nach: „Sämtliche Kundenbetreuer müssen einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren.“

Mittlerweile am Geislinger Bahnhof angekommen, wird der „MEX 16“ schlagartig voll – die Schule ist aus. Viele der jungen Leute haben ihre Fahrkarte aus Plastik schon parat. „Bitte vergessen Sie beim Aussteigen keine Gegenstände“, hört man bei der Durchsage, die Kundenbetreuerin Astrid aus Neckargmünd klar und deutlich spricht. „Ich mag meinen Job mit Menschen, davor war ich im Einzelhandel.“ Ähnlich sieht es ihr Kollege Pascal Kienzle, der lachend verrät: „Am Anfang musste ich lernen, das Gleichgewicht zu halten. Bremsen und dann gleich die Beschleunigung, da bewegte sich zu Hause sogar nach Feierabend noch alles.“ 

Plötzlich wird es laut, und ein Mann Ende 30 erklärt dem Kundenbetreuer: „Ich bin einer, der sich positiv geändert hat.“ Ein bekannter Kokser, der allerdings beweisen kann, dass er nicht schwarzfährt. Und ja, es kann immer wieder mal vorkommen, dass das Lesegerät nicht funktioniert.

„Mit dem Zug fahren ist prima und nachhaltig, wir machen das seit unserem Ruhestand“, verrät Eberhardt, der mit seiner Frau Anita aus Freiberg am Neckar kommt und gerne nach Geislingen fährt. „WMF, Gardena und Lindt, da kaufen wir immer mal wieder ein.“

Drei Stunden im „MEX 16“ und alles verlief friedlich – da können manche Autofahrer nur davon träumen.