Weilheim · Lenningen · Umland
Die „Lenninger Hexa“ stürmen das Rathaus

Fasnet Am Schmotzigen Doschdig haben die „Lenninger Hexa“ den Schultes auf gewohnt charmante Art aus dem Rathaus geworfen. Bis Aschermittwoch haben nun die Narren dort das Sagen. Von Antje Dörr

Partymusik wummert über den Lenninger Marktplatz, auf dem sich kleine und große Hexen, Einhörner, Teufel, Waldfeen und Vampire tummeln. Es riecht nach Crèpes und Raclette-Brötchen, die Stimmung ist ausgelassen. „Hier regiert die Narrenzunft Lenningen“ und „Hexa for Future“ prangt auf einem Banner, das das Rathaus schmückt. Doch noch ist es nicht so weit: Erst müssen die „Lenninger Hexa“ den Schultes aus dem Rathaus holen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Offenbar hat es Michael Schlecht nicht eilig, die Herrschaft an diesem Schmotzigen Doschdig an die Hexen zu übergeben. Doch um 17.15 Uhr quillt orangener Rauch aus dem Fenster im ersten Stock des Rathauses. Die „Lenninger Hexa“ verkünden, was das heißt: „Wir haben eine neue Regierung“.

"Süß, charmant und nicht zu bremsen": Die "Lenninger Hexa" machten ihrem Motto mal wieder alle Ehre. Fotos: Carsten Riedl

Der Schultes trägt, wie schon im vergangenen Jahr, eine gelbe Warnweste, dazu etwas Merkwürdiges auf dem Kopf, das sich als Geburtstagstorte entpuppt. Das ist kein Zufall: Schließlich feiern die „Lenninger Hexa“ in diesem Jahr ihren 18. Geburtstag. Und was gehört an solch einem besonderen Ereignis einfach dazu? Richtig, ein Ständchen vom Bürgermeister persönlich! „Aber bitte mit Unterstützung“, sagt Schlecht – und darf dann doch allein, aber durchaus melodiös „Viel Glück und viel Segen“ singen. Er nimmt’s mit einer guten Portion Selbstironie: „Der Schultes hat wieder a große Gosch, aber der Rest net“, sagt er unter dem Gelächter der Zuschauerinnen und Zuschauer.

Der Schultes trägt als Hut eine Geburtstagstorte, zu Ehren des 18. Geburtstags der "Lenninger Hexa". Beim Umzug war zwischen süß und gruselig alles dabei. Fotos: Carsten Riedl

Beim zweiten Versuch singt zumindest ein Teil der Menschen auf dem Marktplatz mit. In ihrer Rede blickt Tanja Schweizer auf mit Senf gefüllte Berliner, abgeschnittene Krawatten und vieles mehr zurück, was sie in 18 Jahren „Lenninger Hexa“ erlebt haben. „Beim Apotheker gab’s einen heißen Tee und Aspirin – für später“, erinnert sie sich. Viele Zuschauer scheint die Länge der Rede zu überfordern. Statt zuzuhören oder zu applaudieren wird geschwätzt, getrunken und werden Selfies gemacht. Auch das Gedicht, das der Schultes vorträgt, geht leider etwas im Stimmengewirr unter. „18 Jahre werden die Lenninger Hexen heuer, weiß Gott kein Grund für eine Steuer“, reimt er und überreicht ihnen etwas zu trinken, um ihre Volljährigkeit zu feiern.

Für die kleinen Narren war der Kinderumzug der Höhepunkt. Foto: Carsten Riedl

Vor dem Rathaussturm waren 19 Gruppen durch den Ort gezogen, darunter Vereine und Gruppen wie der TSV Schautanz Oberlenningen, der TVU Unterlenningen, der Obst- und Gartenbauverein sowie die vierte Klasse der Grundschule. Die meisten Teilnehmer kamen von befreundeten Zünften wie den Sielminger Belzebuaba und Sichelhexa, der Gesinde Schleichingen oder der Narrenzunft Vulkania Aichelberg, deren Mitglieder tatsächlich einen kleinen Vulkan dabeihatten. Die Kinder staunten über die knallenden Peitschen der Belzebuaba und stopften sich die Taschen mit Bonbons voll, die die Teilnehmer des Umzugs auf sie regnen ließen.